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Fritz Felgentreu
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Frage von Robert G. •

Frage an Fritz Felgentreu von Robert G. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Felgentreu,

was (sofern Sie es verurteilen) gedenken Sie konkret aus Ihrer Position heraus dazu beizutragen, dass die Debatte um den Steuerraub durch Cum Ex Geschäfte und die damit (möglicherweise) einhergehenden Strukturen - es gibt Hinweise auf Machenschaften zwischen einflußreichen politischen Akteuren und Bankhäusern (https://correctiv.org/aktuelles/cumex-files/2018/11/08/scholz-kubicki-merz-die-rolle-der-spitzenpolitiker-bei-cum-ex) - stärker in der breiten Öffentlichkeit thematisiert werden und letztendlich daraus auch Konsequenzen für Profiteure folgen können?

Es wäre doch denkbar einfach und mMn wirkungsvoll, hier zur Abwechslung auch mal die klamme Haushaltslage von Städten/Bezirken, das Kaputtsparen bei Infrastruktur und Lehrkräften i.V.m. zu hohen Mieten für viele (betrogene) Steuerzahler_innen etc. anzuführen (bzw. zu instrumentalisieren), um damit eine Kampagne gegen jene Profiteure von Cum Ex einzuleiten und den nötigen Druck für die Regressansprüche aufzubauen, oder sehen Sie das anders?

MfG

RG

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr G.,

vielen Dank für Ihre Anregung. Die Finanzpolitik gehört nicht zu meinem Fachgebiet, aber auch mich hat dieser große steuerpolitische Skandal schockiert. Die Cum/Ex- und Cum/Cum-Geschäfte sind nicht legal. Dies ist nicht nur meine persönliche Meinung, sondern wurde auch von Steuerexperten vor dem 4. Untersuchungsausschuss des Bundestages festgestellt. Die beteiligten Akteure wussten dies; umso verwerflicher ist ihr Handeln. Denn dadurch wurden „der Staat und damit alle ehrlichen Bürger [..] um Milliarden gebracht“, wie Olaf Scholz auf Twitter schrieb.

Ein solches Verhalten kann selbstverständlich nicht geduldet werden. Die Verfolgung von strafrechtlichen Verstößen obliegt der Staatsanwaltschaft, welche mehrere Verfahren bereits zur Anklage wegen Steuerhinterziehung und Betrug gebracht hat. Derzeit sind 267 Verfahren mit 5,7 Mrd. Euro Schaden in der Diskussion. Davon sind bisher ungefähr 2,4 Mrd. Euro zurückgekommen. Dafür bedarf es meiner Meinung nach keine größere Kampagne, sondern seriöse Arbeit unserer Behörden. Konsequenzen werden in Form von Geldbußen oder Haftstrafen durch die urteilenden Gerichte folgen. Dies gilt auch für politische Akteure und Bankhäuser. Diese Vorgänge kommentiert die SPD-Bundestagsfraktion im Rahmen ihrer Öffentlichkeitsarbeit.

Die damalige Bundesregierung hat nach Bekanntwerden der Cum/Ex-Geschäfte 2012 andere betroffene Staaten zu spät informiert und Gesetze, die diesen Milliardenbetrug verhindert hätten, viel zu spät erlassen. Das sollte nie wieder so passieren. Der neue Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat daher angekündigt, den Informationsaustausch auf EU-Ebene zu evaluieren und wenn nötig zu verbessern.

Des Weiteren wurde den Cum/Cum-Geschäften durch § 36a EstG seit 2016 jede gesetzliche Grundlage entzogen. Die Finanzämter haben sich außerdem darauf geeinigt, wie sie Cum/Cum-Geschäfte, die vor der Gesetzesänderung durchgeführt wurden, aufdecken können. So werden in den kommenden Jahren die Gelder durch die unermüdliche Arbeit der Finanzbehörden wieder in die Staatskasse zurückfließen. Dazu empfehle ich Ihnen auch das beim Vorwärts erschienene Interview mit Lothar Binding, finanzpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion: www.vorwaerts.de/artikel/cum-ex-cum-fake-politik-machtlos .

Steuerbetrug ist ein Verbrechen und muss verhindert werden. Dafür ist es elementar, dass die fachliche Unabhängigkeit des Bundesfinanzministeriums gewahrt wird. Bundesfinanzminister Scholz erklärt dazu: „Ich kann ihnen sagen, wir sind jetzt sehr gut aufgestellt, wir haben großartige Fachleute und wir sind auf fremde Hilfe nicht angewiesen“.

Zur Vermeidung weiterer Steuerskandale setze ich mich als Mitglied der SPD-Fraktion dafür ein, dass es zukünftig für nationale wie internationale Steuergestaltungsmodelle eine Anzeigepflicht geben wird. So sorgen wir für ein transparentes Steuerrecht, das den Finanzbehörden die Arbeit erleichtert und die Staatskasse vor Missbrauch schützt.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Fritz Felgentreu