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Fritz Felgentreu
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Frage von Robert S. •

Frage an Fritz Felgentreu von Robert S. bezüglich Verkehr

WIe wird sich der Bezirk im Zusammenhang mit dem Flughafen Schönefeld entwickeln?

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Stephan,

ich danke Ihnen für Ihre Frage vom 28. Juli 2009.

Der neue Hauptstadt-Airport Berlin-Brandenburg International (BBI) ist das Zukunftsprojekt Berlins. Ab 2011 wird der gesamte Flugverkehr, der bisher auf die Flughäfen Tegel, Tempelhof und Schönefeld verteilt war, auf den BBI konzentriert. 2007 sind über 20 Mio. Passagiere von und nach Berlin geflogen. Der Standort wächst mit 8 % deutlich schneller als andere Standorte in Deutschland. Dem Anstieg der Verkehrszahlen wäre das Berliner Flughafensystem schon bald nicht mehr gewachsen gewesen.

Aus diesem Grund wurde im Jahr 1996 der Konsensbeschluss der Flughafengesellschafter Berlin, Brandenburg und dem Bund herbeigeführt, die Flughäfen Tegel und Tempelhof zu schließen und Schönefeld zum BBI auszubauen. Der Flughafen Schönefeld wird im Zuge des Ausbaus zum BBI um eine Fläche von 960 ha erweitert insgesamt wird der neue Flughafen BBI 2.000 Fußballfelder groß sein. In der Startversion wird der BBI 22-25 Mio. Passagieren jährlich Platz bieten. Die Kapazität des BBI kann je nach Marktentwicklung nach und nach auf bis zu 40 Mio. Passagiere jährlich gesteigert werden.

Für die Zukunftsfähigkeit der Hauptstadtregion ist BBI das entscheidende Infrastrukturprojekt. Allein an den Berliner Flughäfen arbeiten 15.500 Beschäftigte. Der Gesamtbeschäftigungseffekt der Berliner Flughäfen liegt bereits heute bei 33.600 Arbeitsplätzen. Mit dem BBI werden bis 2012 vor allem durch steigende Passagierzahlen, eine Verbesserung des Standorts und mehr Kaufkraft rund 40.000 neue Arbeitsplätze in der Region entstehen. Ab 2012 wird der Gesamtbeschäftigung, die durch BBI entsteht, bei 73.000 Arbeitsplätzen liegen. Der neue Flughafen und die zahlreichen Unternehmen im Umfeld werden 3,4 Mrd. Euro zum Bruttosozialprodukt der Region beitragen. Schon dadurch profitieren auch die Neuköllnerinnen und Neuköllner vom Bau des BBI.

Zweitens profitiert Neukölln von der Schließung des Flughafenstandorts Tempelhof. Es wäre nicht im Interesse der Berlinerinnen und Berliner gewesen, Tempelhof für einige wenige Geschäftsflieger und einer handvoll Flugunternehmen zu reservieren. Von über 20 Mio. Fluggästen in 2007 starteten und landeten nur noch 350.000 in Tempelhof (das entsprach einem Anteil von nur 1,7 %). Der Flughafen war defizitär: In den letzten 10 Jahren machte die Flughafengesellschaft in Tempelhof 115 Mio. Euro Verlust. Aber im Sinne Ihrer Frage wurden durch die Schließung 200.000 Neuköllnerinnen und Neuköllner vom Fluglärm, von Umweltverschmutzung und von den Gefahren eines innerstädtischen Flughafens befreit.

Der Ausbau Schönefelds zum BBI setzt natürlich auch eine gute Erreichbarkeit voraus. Neben dem Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), der dafür sorgen wird, dass die Neuköllnerinnen und Neuköllner, Berlinerinnen und Berliner wie auch die Touristinnen und Touristen zügig zum BBI und wieder zurück kommen, wird auch die Straßenverkehrsanbindung ideal ausgebaut:

Der BBI wird mit einer eigenen Abfahrt an den äußeren Autobahnring sowie an die Stadtautobahn angeschlossen. Die A 113, die südliche Berliner Autobahn in Richtung Dresden, wird dafür verlegt und auf sechs Spuren verbreitet. Und eine Weiterführung der A 113 entlang des Teltowkanals wird den Anschluss zur Berliner Stadtautobahn A 100 bilden.

Dies gibt mir die Gelegenheit, abschließend auf die Erweiterung der A 100 von Neukölln bis zum Treptower Park einzugehen, die unter anderem die Erreichbarkeit des neuen BBI verbessern wird und von der die Neuköllnerinnen und Neuköllner nachhaltig entlastet werden: Mit der Erweiterung der A 100 werden weniger Unfälle in Neuköllner Wohngebieten, mehr Raum für sichere Rad- und Fußwege und mehr Platz für einen reibungslosen ÖPNV geschaffen. Und nicht zuletzt: der Wirtschaftsverkehr wird wesentlich leichter ans Ziel kommen. Auch das wird positive Effekte auf Neukölln haben und unseren Bezirks als flughafennahen Wirtschaftsstandort stärken.

Ich hoffe ich habe Ihnen darstellen können, dass die Neuköllnerinnen und Neuköllner wie auch der Bezirk Neukölln durch den Bau des BBI und den damit verbundenen verkehrstechnischen Änderungen bzw. Ergänzungen nachhaltig profitieren werden.

Dennoch wünsche ich mir noch mehr: zum Beispiel einen Anschluss des BBI an die U-Bahnlinie 7 und die konsequente Einbeziehung Neuköllns in alle Konzepte zur Wirtschaftsentwicklung im Umfeld vom BBI. Der Senat ist mir dabei noch zu sehr auf Treptow-Köpenick (Adlershof) fixiert. Wir sind mit dem BBI aus meiner Sicht auf einem sehr guten Weg - aber es gibt auch noch genug zu tun.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Fritz Felgentreu