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Fritz Felgentreu
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Frage von Frauke W. •

Frage an Fritz Felgentreu von Frauke W. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Felgentreu,
ich habe bereits vor der Wahl etliche Politiker zu meinem Thema befragt und dabei leider nicht immer ausreichende Antworten erhalten. Nun, da Sie meine Erststimme erhalten haben und gewählt sind, möchte ich gern wissen, wie Sie zur Rente mit 67 Jahren stehen.
Ich arbeite seit nunmehr 20 Jahren im Schichtdienst (Früh-, Spät-, Nacht- und Wochenenddienste)in einer Wohneinrichtung für psychisch kranke Erwachsene. Ich bin jetzt 47 Jahre alt und merke, dass ich - so gerne ich meine Arbeit auch mache - diese Arbeit definitiv nicht bis 67 schaffen kann. Schon jetzt habe ich mit extremen Schlafproblemen zu kämpfen und dies wird sicher in den nächsten 20 Jahren nicht besser. Ich liebe meine Arbeit, mache sie gern und bin froh, eine unbefristete Festanstellung zu haben (daher würde ich auch sehr dumm sein, diese Arbeit wechseln zu wollen!), ich weiß aber auch, dass ich die sehr hohe Belastung (z.B. auch durch ständig auftretende Krisen, oft erforderliche sehr kurzfristige Dienstübernahmen außerhalb des Planes)sicher nicht bis zu meinem 67. Lebensjahr durchhalten werde.
Ich frage Sie, ob Sie es befürworten werden, dass man in einigen Fällen (es gibt sicher sehr viele Arbeitnehmer mit ähnlichen Bedingungen)sagt, dass ein früherer Renteneintritt ohne finanzielle Einbußen möglich ist.
Ganz ab von meiner persönlichen Situation sehe ich es sehr kritisch, dass durch die Rente ab 67 eigentlich nur eine versteckte Rentenkürzung eingeführt wurde, da ja nun etliche Menschen schon ab ca. 50 Jahren gar keine Chance mehr auf dem Arbeitsmarkt bekommen, wenn sie einmal ihren Job losgeworden sind.
Bitte erläutern Sie mir Ihre Haltung!
Mit freundlichen Grüßen,
F. Willkomm

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Antwort von
SPD

Liebe Frau Willkomm,

als die Rente mit 67 eingeführt wurde, haben mir die Argumente damals eingeleuchtet: Wenn wir alle länger leben, müssen wir auch länger arbeiten. Im Prinzip finde ich das auch immer noch richtig.
Aber das Prinzip muss auch zur Lebenswelt passen. Wenn die Rente mit 67 für die meisten nichts anderes bedeutet als eine Kürzung, dann taugt sie nichts und wird von den Menschen auch nicht akzeptiert. Deshalb hat die SPD mit Recht beschlossen, die Rente mit 67 solange auszusetzen, bis mehr als die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer über 60 auch tatsächlich Arbeit haben. Außerdem wollen wir, dass alle, die 45 Beitragsjahre erreicht haben, schon mit 63 abschlagsfrei in Rente gehen können - denn mehr Solidarität kann die Gesellschaft von ihnen nicht verlangen.
Ich denke heute, dass die Rente mit 67 nur dann gerechtfertigt ist, wenn die Wirtschaft genug Arbeitsplätze für ältere Arbeitskräfte bereit hält - Arbeitsplätze also, die dann auch auf die veränderte Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit älterer Menschen zugeschnitten sind. Auch darauf muss der Gesetzgeber achten. Und ich denke, dass Menschen, die ihren Solidarbeitrag voll geleistet haben, das Recht haben müssen, sich nach eigenem Ermessen ohne Abschläge in den Ruhestand zurückzuziehen.

Mit freundlichem Gruss
Ihr Fritz Felgentreu