Ralf Kapschack
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Frage von Malte R. •

Frage an Ralf Kapschack von Malte R. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Kapschack,

mich würde interessieren, wie Sie zum geplanten Kulturgutschutzgesetz von Frau Grütters stehen ?

Als Münzsammler und Numismatiker wäre ich von den Auswirkungen und Verschärfungen des Gesetzes direkt betroffen.

Ein Problem, was bei dem Gesetz nicht bedacht wurde, ist die Tatsache, dass gerade Münzen im Gegensatz zu Gemälden und bildhauerischen Werke nie Einzelstücke waren, sondern Massenprodukte, um den damaligen Geldverkehr aufrecht zu erhalten. Eine Münze der römischen Kaiserzeit hatte üblicherweise eine Auflage von mehreren Hunderttausend Stück bis hin zu Millionen.

Die Definition von Kulturgut anhand zweier Parameter (100 Jahre alt, 100 Euro wert) geht also an der Realität vorbei: erstens gubt es tausende Münzen, die im Preisbereich von 5 bis 90 Euro liegen, andererseits liegt ein höherer Marktwert oft nur an der besseren Erhaltung des teureren Stückes. Warum soll die durchschnittliche Münze mit 80 Euro kein Kulturgut sein, die etwas besser erhaltene für 150 Euro aber doch ?

Durch den "drohenden Schatten" des neuen Kulturgutschutzgesetzes sind die Sammler massiv verunsichert, gut zu erkennen an folgender lebhafter Diskussion im Numismatikforum: http://www.numismatikforum.de/viewtopic.php?f=88&t=52977#p447053

Folgen des Gesetzes wäre, dass massenhaft edelmetallhaltige Münzen / andere Antiquitäten eingeschmolzen werden, wenn ein Handel nicht möglich ist und die Sammler im Vorfeld kriminalisiert werden.

Ein lebhafter Handel hilft aber auch der Wissenschaft, denn über die Verkaufslisten und Auktionskatalogen stehen Millionen Daten- und Bildsätze der Wissenschaft zur Verfügung, am Institut für Numismatik der Uni Wien beispielsweise in der Form der "Numismatischen ZentralKartei".

Schwarzhandel oder Vernichtung der Münzen würde also auch der Forschung einen der wichtigsten Materialpfeiler entziehen.

Auch die Museen und andere Kultureinrichtungen können nicht Millionen Münzen lagern.

Schöne Grüße,
Malte Rosenbaum

Ralf Kapschack
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Rosenbaum,
vielen Dank für Ihre Nachricht zum geplanten Kulturschutzgutgesetz und den von Ihnen geäußerten Bedenken.
Momentan wird von der Bundesregierung der Gesetzentwurf erarbeitet. Dieser soll vermutlich im 3. Quartel dieses Jahres vom Kabinett verabschiedet und dann dem Deutschen Bundestag zugeleitet werden. Der zuständige Berichterstatter der SPD-Bundestagsfraktion, Herr Siegmund Ehrmann, ist bereits mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Numismatikerverbände im Gespräch und wird sich voraussichtlich im September auch persönlich mit ihnen treffen. Ich bin davon überzeugt, dass dabei Ihre Bedenken und Befürchtungen ernstgenommen und womöglich aus dem Weg geräumt werden können. Außerdem ist im Laufe des parlamentarischen Verfahrens eine Anhörung des zuständigen Ausschusses für Kultur und Medien geplant, zu der ebenfalls Sachverständige eingeladen werden.
Da der geplante Gesetzentwurf bisher noch nicht das parlamentarische Verfahren erreicht hat, bitte ich um Verständnis, dass ich Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt noch keine näheren Informationen und keine persönliche Einschätzung geben kann.
Herzliche Grüße
Ralf Kapschack