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Katrin Göring-Eckardt
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Frage von Helga M. •

Frage an Katrin Göring-Eckardt von Helga M. bezüglich Familie

Sehr geehrte Frau Göring-Eckardt,
in Ihrer Antwort an Herrn Meißner zur Ausbildung der Erzieherinen verweisen Sie auf einen Herrn Fthenakis aus München. Das Familienministerium verweist auch auf ihn und deshalb habe ich einiges von ihm gelesen.
- Er schreibt z.B.:" es ist durch nichts zu vertreten, daß wir hohe Investitionen für Familien tätigen, ohne je ihre Effizienz evaluiert zu haben.".
-Auf 3 sat sprach er Anfang diesen Jahres in der Sendung kulturzeit über Kuckuckskinder im Zusammenhang mit den Vaterschaftstest.
- Anfang der 90er Jahre hat er meines Wissens nach Probanden gegenüber behauptet: " kein deutscher Richter würde es wagen, entgegen unserer Empfehlung zu entscheiden, denn wir sind Obergutachter und wir haben Richterstatus."
Das Familienministerium stellte ihn als Lehrstuhlinhaber für angewandte Entwicklungspsychologie in Augsburg vor, was er meines Wissens nie war, er war Honorarprofessor. da gibt es einen Unterschied zumindest in Bayern.
Ich habe einige seiner Texte aufmerksam gelesen und werde das Gefühl nicht los, daß da ein Geschäftsmann , spricht , keinesfalls ein Menschenfreund! ( Er zitiert nach Amato Eltern als Human-,Finanz- und Sozialkapital für die Kinder z.B.) usw.
Nun meine Fragen:
-Sehen Sie Familienförderung auch unter dem Effizienzgedanken , d.h. werden nur die Kinder gefördert, die dann dem Staat später auch nützen und andere werden sich selbst überlassen oder zwangstherapiert?
-Finden Sie den Begriff Kuckuckskinder in einem öffentlichen Sender nicht diskrimminierend?
- Kann es sein, daß unsere Justiz bestimmten Personen oder Netzen gegenüber tatsächlich befangen bleibt und damit auch nicht kritisch überprüfen wird?
Freundliche Grüße aus Dornburg

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Müller,

gerne nehme ich kurz Stellung zu Ihren Fragen. Allerdings sei mir eine kurze Vorbemerkung erlaubt. In der von Ihnen angesprochenen mail an Herrn Meißner zur Frage der Erzieherinnenausbildung legte ich ihm meine Position zur Frage der Qualifikation von Erziehrinnen und Erziehern dar. Unter anderen verwies ich auf drei Gutachten, in denen die Ausbildungsfrage thematisiert wird, wobei eines von Prof. Fthenakis verfasst wurde. Auch die anderen Gutachten kommen zu einer sehr ähnlichen Einschätzung in Sachen Erzieherinnenausbildung. Sie sind vom wissenschaftlichen Beirat des Familienministeriums für den 12. Kinder- und Jugendbericht sowie von der OECD erstellt worden. Sie hinterfragen nun offensichtlich die Kompetenz von Prof. Fthenakis, was ihr gutes Recht ist. Sie verstehen allerdings, dass ich hier nicht für ihn sprechen kann, schon gar nicht wenn es um unbelegte Vorwürfe geht, dass er etwa Anfang der 90er Jahre etwas gegenüber "Probanden" behauptet habe. Da müssen Sie sich bitte an Prof. Fthenakis selber wenden.

Zu Ihren weiteren Fragen:
In der sehr komplexen familienpolitischen Fachdebatte wird auf verschiedensten Ebenen über die ´richtigen´ Maßnahmen zur Verbesserung der Situation von Kindern und Familien diskutiert und gestritten. Dabei wird auch die Frage gestellt, wie einzelne Maßnahmen - die teilweise viel Geld kosten und somit durchaus auch als "Investitionen" bezeichnet werden können - in der Praxis eigentlich wirken. Das ist ein völlig üblicher Vorgang, nicht nur im Bereich der Familienpolitik. Die Diskussion, wo angesichts knapper Kassen die Schwerpunkte in der künftigen Familienpolitik zu setzen sind, führen alle Parteien ebenso wie die Fachleute aus Wissenschaft und Verbänden. Die Debatte dreht sich einfach ausgedrückt um die Frage, was für die Kinder und Familien selber am besten wäre. Daneben wird auch gefragt, wie diverse familienpolitische Maßnahmen sich gesellschaftlich und ökonomisch auswirken. Daran ist aus meiner Sicht nichts zu beanstanden. Bündnis 90/Die Grünen z.B. fordern erheblich mehr und bessere Förderung und Bildung von Kindern, weil es sie individuell stärkt und ihre Chancen verbessert. Umso erfreulicher ist es, dass einiges dafür spricht, dass diese Förderung, die wir im Interesse des Kindeswohls wollen, sich auch ökonomisch bezahlt macht. Wir stärken damit die Argumentation für ein aus kinderpolitischer Sicht sinnvolles Vorhaben. Man mag über die Eignung des Begriffs "Kuckuckskind" streiten. Der Begriff ist in den familienpolitischen und journalistischen Debatten jedoch durchaus gängig. So fand er im Zuge der Berichterstattung um Vaterschaftstest nahezu überall in den Medien Verwendung. Dies nun Prof. Fthenakis anzulasten, scheint mir nicht angemessen. Die juristische Fachbezeichnung lautet übrigens ´Kindesunterschiebung´, ein Ausdruck, der gewiss auch nicht jeden überzeugen dürfte.

Mit freundlichen Grüßen
Katrin Göring-Eckardt

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