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Frage von Alexander W. •

Frage an Dagmar Freitag von Alexander W. bezüglich Recht

Sehr geehrte Frau Freitag,

( nicht nur) während des Formel 1 Rennen in Bahrein gab es massive Proteste gegen das dortige Unterdrùckersystem, sogar mit einem Todesopfer unter den Demonstranten. Von den Medien hier wurde Sebastian Vettel als Sieger bejubelt, ein Zusammenhang zwischen Sport und Politik wurde kaum hergestellt.
Ganz anders scheint aktuell der Zusamenhang zwischen der Haftsituation Julia Timoschenkos und der Fußball EM gesehen zu werden. Hier wird mit Hilfe des anstehenden Sportereignisses massiver politischer Druck auf die ukrainische Regeierung aufgebaut, was im Fall Bahreins nicht der Fall war.

Meine Fragen:
1. Wie beurteilen Sie diese Ungleichheit?
2. Halten Sie es grundsätzlich für berechtigt, Sportereignisse zu nutzen, Regierungen unter Druck zu setzen?
3. Welche Kriterien müssen dafür ggf. erfüllt werden?

Danke für die Antwort und
freundliche Grüße
Alexander Weil

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Weil,

ich danke für Ihre Anfrage und nehme zu Ihren Fragen wie folgt Stellung:

1. Wie beurteilen Sie diese Ungleichheit?

Grundsätzlich muss Kritik an undemokratischen Machtsystemen unabhängig von der geographischen Lage erfolgen, jeder Demokrat hat die Verpflichtung, auf Missstände hinzuweisen. Die Tatsache, dass es ein noch nicht von der EU ratifiziertes Assoziierungsabkommen mit der Ukraine gibt, mag zu einer fokussierten Berichterstattung beigetragen haben.

2. Halten Sie es grundsätzlich für berechtigt, Sportereignisse zu nutzen, Regierungen unter Druck zu setzen?

Sportereignisse werden aus meiner Sicht nicht genutzt, Regierungen unter Druck zu setzen. Vielmehr entsteht durch ein sportliches Großereignis in der Regel eine besondere Aufmerksamkeit im und für das Gastgeberland und die dortige Situation. Die Sportveranstaltungen können und müssen daher für Gäste aus dem Ausland - insbesondere für Sportfunktionäre und Politiker - auch immer Anlass sein, sich kritisch mit der Regierung auseinanderzusetzen, gegebenenfalls Kritik zu üben und der Opposition Gehör zu verschaffen.

3. Welche Kriterien müssen dafür ggf. erfüllt werden?

Kriterien, beispielsweise demokratische Strukturen, Pressefreiheit und Einhaltung der Menschenrechte müssen vor allem im Vorfeld einer Vergabe von sportlichen Events im Bewerbungsprozess eine gewichtigere Rolle spielen. Zum Zeitpunkt der Vergabe der EM an die Ukraine hatte die Orangene Revolution ihre Spuren hinterlassen und man hoffte auf eine Demokratisierung der Ukraine - diese Hoffnung hat sich nach der Wahl 2010 zerschlagen. Anders sieht es beispielsweise bei der Austragung der Eishockey-WM in Weißrussland aus, hier hat der Weltverband bereits bei der Vergabe gewusst, in welches undemokratische Land er seine Weltmeisterschaft vergeben hat - es wäre ein starkes Zeichen, wenn der Weltverband die Chance zu einer anderweitigen Vergabe ergreifen würde.