Frage an Thomas Oppermann von Matthias S. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrter Herr Oppermann,

vielen Dank für Ihre Antwort.

Irritiert hat mich Ihr Verweis auf Herrn Binding. Ich wollte ja Ihre Meinung zu dem Thema hören.

In Ihrer Antwort haben Sie geschrieben, ich hätte nur den Nominalzins im Blick. Das ist nicht richtig. Gerade weil ich den Realzins im Blick habe, bin ich von der Politik zutiefst verstört. Wir haben einen historisch einmalig hohen negativen Realzins, denn die Inflation liegt bei knapp unter 2 Prozent, die Leitzinsen aber bei Null und Draghi druckt Billionen an Euro, was es so noch nie gegeben hat. Der Realzins liegt bei etwa MINUS 1,5%, was einer massiven Enteignung gleichkommt, und diese Enteignung trifft die einfachen Leute, die keine Immobilien etc. besitzen.

Auch Ihr Verweis darauf, es habe in der Vergangenheit schon öfter negative Realzinsen gegeben, daher sei die jetzige Situation nichts Besonderes, ist nicht überzeugend. Sie haben hier wahrscheinlich aus einem Bericht der Bundesbank zitiert. Es gibt einen wichtigen Unterschied zu beachten: Die Bundesbank spricht von neg. Realzinsen z.B. in den 70er Jahren auf Spareinlagen. Spareinlagen sind damals in der Regel Sparbücher gewesen, die die mit Abstand am schlechtesten verzinsten Geldanlagen waren. So kam es bei Sparbüchern ab und zu zu negativen Realzinsen. Sie müssen aber beachten, dass man damals die Möglichkeit hatte, bei der Bank eine besondere Zinsvereinbarung zu bekommen und man zudem viel höher verzinste Sparbriefe, Bundesanleihen, Bundesschatzbriefe usw. erwerben konnte, und mit denen hatte man eigentlich nie negative Realzinsen (sonst hätten damals die Versicherungskonzerne aufgeschrien und die Kapital-LV wäre schon in den 70er Jahren gestorben und nicht erst heute). Das ist der große Unterschied zur heutigen Situation. Es gibt jetzt flächendeckend negative Realzinsen. Das ist historisch einmalig, und ungerecht. Ist das für die SPD denn kein Wahlkampfthema?

Mit freundlichen Grüßen

M. Schwarzer