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Frage von Torsten W. •

Frage an Sonja Steffen von Torsten W. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Steffen.

Ich hoerte einen Bericht über Schule in Lockdown-Zeiten in Estland:

- seit 1997 ist die Digitalisierung der Schulen dort beschlossen und seit 2002 wird das auch flächendeckend umgesetzt
- 85% allen Unterrichts wurde dort schon vor Corona mit digitalen Angeboten unterstützt
- 95% der Lehrer geben an, dass sie und ihre Schüler während Corona den Lehrplan vollständig umsetzen konnten (8 Wochen waren die Schulen komplett zu, jetzt wird zaghaft geöffnet, also wie bei uns)
- die größten Probleme (also die 5%, wo man ein paar Abstriche machen musste) hatte man bei Sport und Kunst (Wer hat sich hierzulande überhaupt um Sport-, Musik- und Kunstunterricht geschert in den letzten Wochen?!)
- die Schüler sagen: Es gab keine Probleme. Aber es wurde mit der Zeit etwas langweilig. Sie freuen sich, wieder in die Schule zu gehen, weil sie da ihre Freunde treffen.

Dagegen schieben wir in MV & insbsd. im Kreis VG den Mond mit der Stange. Die Esten können es sich tatsächlich leisten, vorsichtig mit der Schulöffnung zu sein und die wenigen Präsenzstunden für das Klassenleben nutzen. Den Schulstoff vermitteln sie einfach weiter digital zu Hause.

Ich möchte gern in Erfahrung bringen:

Was haben Sie gelernt aus den letzten Monaten des Lockdowns bzgl. insbesondere der Schulbildung bis Klasse 6? Was planen Sie zu tun bei der nächsten Virus-Pandemie, die sicherlich kommen wird, wann auch immer?

Vielen Dank für Ihre Antworten.

Frdl Gr T. W.

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Sehr geehrter Herr W.,

vielen Dank für Ihre Frage, die ich hiermit sehr gern beantworte.

Estland ist ein sehr gutes Beispiel für die gelungene Digitalisierung von Schulen.
Aber auch wir können auf Erfolge verweisen.

Gerade in den letzten Wochen habe wir eine Reihe von Maßnahmen auf den Weg gebracht. Herzstück ist das 500 Millionen Sofortausstattungsprogramm für Schulen. Mit ihm wollen wir sicherstellen, dass alle Schülerinnen und Schüler am digitalen Unterricht teilhaben können. Dieses Programm ist eine Zusatzvereinbarung zum bereits bestehenden Digitalpakt Schule.

Die 500 Millionen des Bundes für das Sofortausstattungsprogramm werden zusätzlich zu den bisherigen Digitalpaktmitteln (5 Mrd. Bund, 500 Mio. Länder) bereitgestellt. Förderfähig sind Laptops, Notebooks und Tablets, die als Leihgeräte zur Verfügung gestellt werden. Des Weiteren können die Mittel auch für die digitale Ausstattung der Schulen verwendet werden.

Bereits Mitte März hat der Bund den Ländern darüber hinaus kurzfristig 100 Millionen aus dem Digitalpakt Schule zur Verfügung gestellt, welche nun früher und flexibler für digitale Bildungsinhalte eingesetzt werden können. Neben der Entwicklung neuer digitaler Lerninhalte sollen auch länderübergreifende Projekte, der Aufbau von Lernplattformen oder die Einbindung von Drittquellen (z.B. in Form von Lizenzen) schnell vorangebracht werden.

Ergänzend dazu hat der Bund die vom Bundesbildungsministerium beim Hasso-Plattner-Institut geförderte Schul-Cloud für alle Schulen geöffnet, die bislang über keine eigene Infrastruktur für digitalen Unterricht verfügen. Dafür wurden 15 Millionen Euro zusätzlich mobilisiert.

Sehr geehrter Herr Wierschin, es ist jetzt wichtig, dass die Finanzhilfen dort ankommen, wo sie gebraucht werden. Denn kein Kind darf wegen des Fernunterrichts zurückgelassen werden. Das ist ein ursozialdemokratisches Anliegen.
Ob Schüler und Schülerinnen beim Unterricht per Video, Chat oder App mithalten können, darf nicht vom Portemonnaie der Eltern abhängen. Deshalb ist das Ziel von uns Sozialdemokraten die digitale Lernmittelfreiheit. Daran arbeiten wir hart. Mit den oben beschriebenen Maßnahmen haben wir einen großen Sprung dorthin gemacht.

Gern beantworte ich abschließend noch Ihre beiden konkreten Fragen:

1. Ich habe gelernt, daß wir gut sind, aber noch besser werden müssen. Estland kann uns dabei durchaus als Vorbild dienen.

2. Für eine eventuelle nächste Virus-Pandemie, werden wir in einem fortwährenden Lernprozess aus der jetzigen Situation die richtigen Schlüsse ziehen. Denn eine Krise ist auch immer eine große Chance. Die von mir beschriebenen bisherigen Maßnahmen, gehen dabei in die richtige Richtung.

Mit freundlichen Grüßen

Sonja Steffen