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René Röspel
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Frage von Hans-Peter T. •

Frage an René Röspel von Hans-Peter T. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Röspel.
Wie stehen Sie zu unserer gesellschaftlichen Entwicklung, in der immer mehr der arbeitende Mensch durch Maschinen ersetzt wird und in der immer mehr die Dienstleistung durch Selbstbedienung ersetzt wird ? Gleichzeitg müssen die Menschen mit (noch) Arbeit immer mehr Geld dafür aufwenden, die so überflüssig werdenden Arbeitskräfte finanziell zu unterhalten. Das Kippen dieses Systems ist leicht absehbar. Die Kosten für den Einzelnen sinken nicht, ob er die Arbeit oder die Dienstleistung durch Menschen über den Preis direkt bezahlt oder den Preis der Arbeitslosigkeit zusätzlich zum Preis bezahlt. Zur Verdeutlichung: Ich zahle mehr für meine Fahrkarte vom Verkäufer als alternativ vom Fahrkartenautomaten plus Preis für den arbeitslosen Verkäufer, die Entwicklung im Einzelhandel geht bekanntlich zum Selbstkassieren im Supermarkt usw..
Aus meiner Sicht steuert die Gesellschaft damit weiter ins den Menschen verachtende und finanzielle Chaos.
Falls Sie Gegenargumente haben, die aus Ihrer Sicht für dieses System sprechen oder Wege suchen und sehen, ihm zu entrinnen, will ich gerne daran Ihre Wählbarkeit prüfen.
Mit freundlichem Gruß HP. Terboven

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Terboven,

vielen Dank für Ihre Frage zum Thema Zukunft der Arbeit. Innerhalb der SPD beschäftigen wir uns schon seit langem mit diesem Thema. Dazu hat zum Beispiel die SPD-Bundestagsfraktion 2005 eine große Konferenz in Berlin abgehalten.

Es ist richtig, viele Bereiche die früher von Menschen erledigt wurden verrichten heute Maschinen. Dies ist aber kein neuer Prozess. Darüber wurde bereits in den Zeiten von Marx und Lassalle heftig diskutiert. Die SPD wurde auch gegründet um die negativen Folgen dieses Prozess abzumildern. Aufhalten kann man diesen Prozess meiner Meinung nach nicht. Aber er ist lenkbar. Und gegen einzelne Auswüchse kann man sich auch erfolgreich wehren. So wurde kürzlich durch Kundenproteste der angekündigte Schalteraufschlags bei der Bahn zurückgezogen und so das Schalterpersonal bis auf weiteres nicht reduziert. Auch in anderen Bereich haben wir als Kunden diese Möglichkeit.

Gleichzeitig bietet der Technologisierungsprozess aber auch neue Möglichkeiten, denn jede Maschine muss entwickelt, gewartet und irgendwann ersetzt werden. Dafür werden gut ausgebildete Mitarbeiter, oft mit Spezialwissen benötigt. Im aktuellen "Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischen Leistungsfähigkeit" (zu finden unter http://www.e-fi.de/ ) wird dargestellt, dass bis 2020 mit einem Mehrbedarf von einer Million Akademikern allein für Deutschland gerechnet werden muss. In einigen Akademikerberufen, aber auch bei Handwerkern und Technikern, können bereits heute Stellen nicht besetzt werden. Auch die von Ihnen genannte Dienstleistung verschwindet nicht, sondern verschiebt sich in neue Bereiche. Insbesondere die sogenannte "wissensintensive Dienstleistung" hat dabei ein großes Potenzial. Auch hier wird die fehlende "Ressource Mensch" immer mehr zu einem Hemmnis.

Aber nicht alle Menschen profitieren gleichermaßen von dieser Nachfrage. Das Nachsehen haben besonders schlecht bzw. gar nicht ausgebildete Menschen. Für diese gibt es immer weniger Jobs oder sie sind so schlecht bezahlt, dass sie davon nicht mehr leben können. Hier müssen Mindeststandards her. Deshalb setzt sich die SPD für Mindestlöhne ein. Um mit den Veränderungen Schritt zu halten, wird aber nur mehr Bildung helfen. Wie man dies erreicht, wird immer mehr zum Schlüsselthema des 21. Jahrhunderts. Für die SPD stehen dabei benachteiligte Menschen besonders im Fokus. So haben wir zum Beispiel eine Reihe von zusätzlichen Maßnahmen für Altbewerber von Ausbildungsplätzen und benachteiligte Jugendliche auf den Weg gebracht. Wir wollen die Möglichkeit und das Recht auf Förderung zum Nachholen eines Hauptschulabschlusses schaffen. Wir fördern den Ausbau der frühkindlichen Bildung durch das Kinderförderungsgesetz mit dem Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung nach den ersten 12 Lebensmonaten, wir haben die BAföG-Erhöhung um 10 Prozent durchgesetzt und den Aufbau zusätzlicher Studienplätze durch den Hochschulpakt I und der Ausbildungsbonus erwirkt. Neben den Jugendlichen kümmern wir uns aber genauso um die Senioren. "Lebensbegleitendes Lernen" wird in der Zukunft eine noch größere Rolle als heute spielen. Dafür müssen aber die bestehenden Infrastrukturen ausgebaut werden. Auch bei den Arbeitgebern muss es ein Umdenken geben, denn besonders sie profitieren davon wenn sich ihre Mitarbeiter weiterbilden

Um es zusammenzufassen: der Technologisierungsprozess ist nicht aufzuhalten, wir haben aber die Chance ihn zu formen. Seit der Gründung im 19. Jahrhundert sehen wir Sozialdemokraten dies als eine unserer Hauptaufgaben. Auch das 21. Jahrhundert wollen wir in diesem Sinne gestalten.

Mit freundlichen Grüßen

René Röspel