Sie schreiben, Maß und Vernunft sollten politische Entscheidungen leiten. Wie passt das dazu, wenn qualifizierte Frauen dem Druck rechter Empörung weichen, die kaum christlich motiviert ist?
Sie schreiben, Maß und Vernunft sollten den politischen Diskurs prägen. Gerade deshalb beschäftigt mich, dass eine qualifizierte Juristin wie Prof. Brosius-Gersdorf nicht nominiert wird, weil sie sich zu einem Thema äußert, das zwar im Strafgesetzbuch steht, aber faktisch nicht verfolgt wird. Wenn es nicht um eine strafrechtliche Konsequenz geht, worin genau liegt dann der Vorwurf?
Viele kritische Zuschriften bedeuten nicht automatisch Mehrheitsmeinung. Menschen mit differenzierten Haltungen schreiben seltener. Oft prägen organisierte, laute Stimmen das Bild. Was bedeutet das für die demokratische Kultur, wenn diese Empörung zum Maßstab wird? Und was sagt es aus, wenn genau diese Stimmen, häufig orchestriert von rechts, am Ende das politische Klima mitbestimmen?
Ich wünsche mir Entscheidungen, die sich nicht an kurzfristiger Empörung orientieren, sondern an langfristiger Verantwortung. Auch dafür, welches Signal an Frauen gesendet wird, die sich einbringen.

Sehr geehrte Frau J.,
vielen Dank für Ihre Nachricht.
Die Debatte rund um Prof. Brosius-Gersdorf war keine Frage ihres Geschlechts – sondern eine Frage der verfassungsrechtlichen Haltung und der persönlichen Eignung im Gesamtkontext. Wir als CSU im Deutschen Bundestag legen bei der Besetzung höchster Richterämter größten Wert auf juristische Exzellenz, persönliche Integrität und eine klare verfassungsrechtliche Grundhaltung. Dabei geht es nicht um einzelne Aussagen, sondern um das Gesamtbild, das eine Kandidatin oder ein Kandidat vermittelt.
Die öffentlichen Diskussionen rund um Frau Brosius-Gersdorf waren zweifellos von teils unsachlicher Kritik geprägt. Dennoch ist es wichtig, dass wir in der politischen Verantwortung Entscheidungen treffen, die langfristig tragfähig sind und Vertrauen in unsere Institutionen stärken.
Ich teile Ihre Sorge, dass laute, orchestrierte Stimmen zunehmend den Diskurs prägen. Gerade deshalb ist es mir ein Anliegen, differenzierte und sachliche Argumente in den Mittelpunkt zu stellen. Die CSU steht für eine Politik der Mitte, die sich nicht von kurzfristiger Empörung treiben lässt, sondern sich ihrer Verantwortung für die Stabilität unserer Demokratie bewusst ist.
Ich persönlich setze mich mit Nachdruck dafür ein, dass Frauen in allen Bereichen unserer Gesellschaft – auch in höchsten Ämtern – sichtbar, wirksam und wertgeschätzt sind.
Herzliche Grüße
Katrin Staffler