Wann kollabiert das Rentensystem?
Auszug aus der BILD vom 06.08.2025
"22 Millionen falsche Renten-Bescheide sind nur die Krönung der Renten-Misere, in die Deutschland gerade schlittert.
Die Regierung feiert sich dafür, den Bürgern Milliarden-Geschenke wie die Mütterrente oder die Renten-Garantie bis 2031 zu machen – dabei steht das System kurz vor der Implosion!"

Sehr geehrter Herr R.,
haben Sie vielen Dank für Ihre Frage zur Falschmeldung, die Deutsche Rentenversicherung hätte 22 Mio. Rentenbescheide falsch berechnet und versendet.
Aus meiner jahrelangen Erfahrung als Sozialpolitikerin weiß ich, dass es in Deutschland eine Reihe von Menschen gibt, die die gesetzliche Rente scheitern sehen wollen und spätestens seit der Wiedervereinigung erzählen, dass in wenigen Jahren die gesetzliche Rente Schiffbruch erleiden würde. Diese Erzählung trägt wesentlich auch das von Ihnen zitierte Blatt aus dem Axel-Springer-Verlag. Doch die gesetzliche Rente hat sich als stabiler und zukunftsfester erwiesen als uns seit über dreißig Jahren versucht wird einzureden. Das liegt auch daran, dass die Deutsche Rentenversicherung (DRV) einer der bestimmenden Faktoren ist, wenn es um Gerechtigkeit, Solidarität und Zusammenhalt in unserer Gesellschaft geht. Der Großteil der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland ist auf die Zahlungen der Rentenversicherung im Alter angewiesen, um nach dem aktiven Arbeitsleben den Ruhestand bestreiten zu können.
Daher möchte ich auch auf die Falschmeldungen eingehen, die Sie ansprechen. Wurden denn nun tatsächlich 22 Mio. Rentenbescheide falsch berechnet? Nein, und das erklärt auch die Deutsche Rentenversicherung in einem eigenen Statement: https://www.deutsche-rentenversicherung.de/DRV/DE/Ueber-uns-und-Presse/Presse/Meldungen/2025/250807-pflegebeitraege-korrekt-umgesetzt.html. Dass viele Rentnerinnen und Rentner die Rentenerhöhung erst im August, statt bereits im Juli auf dem Konto merken konnten, liegt an den Beiträgen zur Pflegeversicherung. Zum 1. Januar 2025 stieg der Beitragssatz zur Pflegeversicherung um 0,2 Prozentpunkte von 3,4 auf 3,6 Prozent. Da der Beschluss erst im Dezember 2024 gefasst wurde, war das für die Rentenversicherung kurzfristig nicht umsetzbar gewesen, sodass bis Mitte des Jahres noch der alte Satz galt. Um der DRV einen Ausweg zu geben, hat die Bundesregierung in der Pflege-Beitragssatz-Anpassungsverordnung 2025 eine Pauschallösung vorgesehen, sodass die höheren Beiträge aus den ersten sechs Monaten rückwirkend im Juli nach der Rentenerhöhung mit dem einmalig um 1,2 Punkte auf 4,8 Prozent erhöhten Satz beglichen werden. Ab August gelten nun wieder 3,6 Prozent Beitragssatz. Dass die Pauschallösung mit der Rentenerhöhung im Juli zusammenfällt, bedeutet tatsächlich aber auch, dass es zu geringfügig höheren Eurocent-Beträgen kommen kann, die abgezogen wurden. Zudem hat die Deutsche Rentenversicherung bereits im Juni über das Vorgehen informiert und weiterhin haben Rentnerinnen und Rentner stets die Möglichkeit, gegen einen Rentenbescheid Einspruch einzulegen.
Was weiterhin in diesem Artikel nicht erklärt wird, was mich jedoch brennend interessiert: wie kurz stehen wir denn nun vor der Implosion des Rentensystems und auf welchen Fakten beruht diese Einschätzung?
Damit die Renten auch weiterhin stabil bleiben, haben wir in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten unterschiedliche Maßnahmen ergriffen. Das ist nichts, wofür sich eine Bundesregierung feiert, sondern es ist ihre Pflicht. Denn die Rente ist kein Almosen, sondern eine Versicherungsleistung, für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer über viele Jahrzehnte Beiträge gezahlt haben und somit einen Anspruch auf Leistungen im Alter erworben haben. Dass sich viele Bürgerinnen und Bürger fragen, ob die von ihnen erworbenen Ansprüche am Ende ausreichen werden, um Miete, Essen und Medikamente zu bezahlen, kann ich verstehen. Und gerade deshalb verurteile ich es, wenn unter dem Deckmantel des Journalismus mit diesen Ängsten gespielt wird.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre
Dagmar Schmidt, MdB