„Sie sprechen von höchsten Tierwohl-Standards. Wenn das stimmt – warum dürfen Verbraucher nicht direkt in die Betriebe schauen, etwa durch verpflichtende Live-Kameras oder offene Ställe?
Sehr geehrter Herr Stegmann,
Sie sprechen von höchsten Tierwohl-Standards. Wenn das stimmt ,warum dürfen Verbraucher nicht direkt in die Betriebe schauen, etwa durch verpflichtende Live-Kameras oder offene Ställe? Warum schützt die Politik hier die Fleischindustrie statt für echte Transparenz zu sorgen? Dann lassen Sie uns rein.

Sehr geehrte Frau T.,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Ich nehme das Anliegen der Verbraucher nach mehr Transparenz in der Tierhaltung sehr ernst. Jedoch müssen wir realistische und vor allem praktikable Lösungen finden, die Tierwohl, Datenschutz, den Schutz der Privatsphäre sowie die Arbeitssicherheit auf den Höfen unter einen Hut bringen.
Die Landwirte in Deutschland arbeiten unter hohen Standards und haben in den letzten Jahren viel investiert, unter anderem in tiergerechte Ställe, moderne Haltungsformen und mehr Transparenz, etwa durch freiwillige Programme wie „Initiative Tierwohl“ oder Tierhaltungskennzeichnungen im Handel. Diese Entwicklungen unterstützen wir als CDU/CSU ausdrücklich.
Was verpflichtende Live-Kameras betrifft: Solche Maßnahmen greifen tief in die Rechte der Betriebe ein, führen nicht automatisch zu mehr Tierwohl und zudem muss auch die Frage bei mehr als 150.000 Betrieben die Frage der Verhältnismäßigkeit erlaubt sein. Im Übrigen gibt es bereits Betriebe, die auf freiwilliger Basis Webcam-Lösungen live stellen, um Verbrauchern ein realistisches Bild der modernen Landwirtschaft zu zeigen. Statt Symbolpolitik setzen wir als CDU/CSU auf effektive Kontrollen durch Veterinärämter, klar verständliche Kennzeichnungssysteme für Verbraucher sowie gezielte Förderung für Betriebe, die auf besonders hohe Tierwohl-Standards umstellen. In diesem Zusammenhang sind wir gerade dabei das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz zu überarbeiten.
Wir stehen für einen konstruktiven Weg: ja, zu mehr Transparenz, aber mit Augenmaß und ohne die bäuerliche Landwirtschaft unter Generalverdacht zu stellen.
Mit freundlichen Grüßen
Albert Stegemann