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Sylvia Rietenberg
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Frage von Eric J. •

Was macht die Suche nach einem Endlagerort für Atomarenrestmüll und wie viel dies radioaktiven Schrotts und Mülls ist noch vorhanden?

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Vielen Dank für Ihre Frage.

Die Endlagersuche in Deutschland ist ein sehr langfristiger und aufwändiger Prozess, weil es darum geht, den sichersten Standort für hochradioaktiven Abfall zu finden und das für einen Zeitraum von einer Million Jahre. Weltweit ist bislang kein einziges Endlager für hochradioaktiven Müll in Betrieb, was zeigt, wie komplex diese Aufgabe ist.

In Deutschland regelt das Standortauswahlgesetz den Ablauf. Nach der ersten Auswertung durch die Bundesgesellschaft für Endlagerung im Jahr 2020 wurden 90 sogenannte Teilgebiete identifiziert, die zusammen etwa 54 Prozent der Fläche Deutschlands ausmachen. Diese Gebiete kommen grundsätzlich in Frage oder konnten noch nicht ausgeschlossen werden. Im nächsten Schritt soll die Auswahl auf rund zehn Standortregionen eingegrenzt werden, die dann intensiver erkundet werden, zunächst über Tage und später auch unter Tage. Ein ursprünglich für 2031 anvisierter Standortentscheid ist inzwischen nicht mehr realistisch. Wichtig ist, dass das Verfahren wissenschaftsbasiert, transparent und ergebnisoffen bleibt.

Der hochradioaktive Müll, der in Deutschland bereits angefallen ist, umfasst mehrere tausend Tonnen abgebrannter Brennelemente und verglaster Abfälle aus der Wiederaufarbeitung. Hinzu kommen schwach- und mittelradioaktive Abfälle aus dem Rückbau der Atomkraftwerke. Diese Altlasten werden uns noch viele Jahrzehnte beschäftigen, die Endlagerlast sogar Jahrtausende. Für einen Zeitraum von 500 Jahren muss zudem gewährleistet sein, dass der Müll im Notfall wieder geborgen werden kann.

Die Kosten für die Atomkraft werden zu einem erheblichen Teil auf die Gesellschaft abgewälzt. Allein im Bundeshaushalt 2022 lagen die jährlichen Kosten für Zwischen- und Endlagerung sowie Rückbau bei rund 1,8 Milliarden Euro. Hinzu kommen Entschädigungszahlungen an Betreiber und milliardenschwere Projekte wie die Rückholung des Atommülls aus der Asse 2. Ein Gutachten im Auftrag des Wirtschaftsministeriums schätzte die Gesamtkosten der Abwicklung 2015 auf rund 170 Milliarden Euro, inzwischen gilt das eher als Untergrenze.

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