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Olaf Duge
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Frage von Matthias P. •

Frage an Olaf Duge von Matthias P. bezüglich Verkehr

Wie gedenken Sie den Fahrradverkehr in Hamburg zu stärken? Ich halte die Strategie des ADFC, den Radverkehr auf die Strasse zu verlagern für hochgradig gefährlich, besonders für Kinder. Radfahrer benötigen aus meiner Sicht ein Netz von eigenständigen Strecken, die komplett vom Autoverkehr getrennt sein müssen. Wie ist ihre Position dazu? Wie kann der Radverkehr darüber hinaus durch Nutzung bzw Kombination mit dem HVV verbessert werden?
Ich fahre jährlich mehrere tsd KM mit den Rad in Hamburg und bin mit dem status quo extrem unzufrieden.

mit freundlichen Grüßen

M. P.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr P.

Vielen Dank für Ihre Frage, mit der Sie ein wichtiges Thema für die Zukunft der Mobilität aber auch ein großes Ärgernis über den Zustand der Radverkehrswege aufgegriffen haben.

Ja, wir Grünen wollen den Fahrradverkehr stärken, vor allem aus Gründen des Umweltschutzes, aber ebenso aus gesundheitlichen Gründen (z.B. weniger Lärm, keine Abgase, persönliche Fitness). Der Weg dahin wird ein Ringen um die besten Lösungen sein, der sicher mit Diskussionen gepflastert ist.

In der Tat ist Fahrradfahren in Hamburg vielerorts ein Risikoerlebnis: Schlechte (z.B. durch Baumwurzeln) und z.T. unterbrochene Radwege (z.B. an Busstationen), unklare Markierungen, gefährliche Streckenführungen der Radwege z.B. in Kreisverkehren, schlecht einsehbare Radwegführung z.B. bei Straßenabbiegungen bis hin zu nicht schneegeräumten Radwegen. Da geht noch viel zu verbessern und es ist sogar schwierig zu entscheiden, wo anzufangen ist.

Grundsätzlich brauchen wir ein Radwegekonzept, das zu einem Radwegenetz für die gesamte Stadt werden soll. Die Maßnahmen dazu sind besonders sinnvoll mit anfallenden Straßensanierungen umzusetzen. Dabei gilt es, das Radfahren auch sicherer zu machen. Das kann z.B. dadurch erreicht werden, dass Radfahrer für andere Verkehrsteilnehmer (v.a. für Autofahrer) besser sichtbar sind und nicht versteckt neben dem Fußweg hinter parkenden Autos oder gar hinter Knicks fahren. Damit Radfahrer aber auch sicher auf der Straße fahren können, brauchen wir am Straßenrand genügend breite durch weiße Streifen abgetrennte Radfahrstreifen, die von Autofahrern nicht befahren werden dürfen. An gefährlichen Straßeneinmündungen sollten die Radquerungen farblich abgesetzt werden (rot). Auch wenn dies subjektiv vielleicht nicht so empfunden wird, die Statistiken zeigen deutlich, dass die Unfallzahlen mit Fahrradfahrern dann sinken, wenn der Radfahrer gut sichtbar sind.

Bei bestehenden Radwegen neben dem Fußweg sollte es den Radfahrern grundsätzlich freigestellt werden auf dem Radweg oder auf der Fahrbahn zu fahren, aber immer nur in Fahrtrichtung auf der rechten Seite (fahren gegen die Fahrtrichtung auf der linken Seite hat ein deutlich erhöhtes Unfallrisiko).
Kinder bis 10 sollen unserer Ansicht nach wie bisher immer auf dem Fußweg fahren dürfen.

Bei besonders hoch frequentierten Straßen sollten Radfahrer - wo möglich - eigene Radstraßen erhalten und der Ausbau der Velorouten sollte fortgesetzt werden. Radfahren muss attraktiver werden durch leichteren und kostenfreien Transport (z.B. auf der S-Bahn-Strecke nach Ahrensburg) im ÖPNV. Außerdem soll das Stadtradsystem ausgebaut werden.

Wir wollen dem Durcheinander bei den Ampelschaltungen für Radfahrer ein Ende bereiten: Auf eigenen Radwegen gelten die Fußgängerampeln für den Radfahrer, auf der Straße gelten die Autoampeln für die Radfahrer und dann gibt es noch eigene Ampeln nur für Radfahrer. Radfahrer sind grundsätzlich Teilnehmer am Verkehr auf der Straße und nicht auf dem Fußweg und daher sollten auch die für den Straßenverkehr geltenden Lichtzeichen für Radfaher gelten.

Ich würde mich freuen, wenn meine Antwort Ihne einige Impulse für ihr weiteres Engagement für besseren Radverkehr mitgibt.

Viele Grüße

Olaf Duge

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