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Monika Grütters
CDU
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Frage von Andreas T. •

Frage an Monika Grütters von Andreas T. bezüglich Kultur

Sind Sie für den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses, und sind Sie für ein Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin?

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Sehr geehrter Herr Tümmler,

herzlichen Dank für Ihr Interesse an meiner Meinung zum Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses und zu einem Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin.
Zunächst zur Stadtschlossfrage: ich unterstütze den vom Deutschen Bundestag Anfang Juli 2002 geforderten Abriss des „Palastes der Republik“ und den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses mit historischer Barock-Fassade. Der Bundestag folgte damals einer Empfehlung der Expertenkommission von Bund und Berlin. Die Entscheidung des Bundestages wurde von einer breiten parteiübergreifenden Mehrheit beschlossen. Sie entspricht auch der Meinung einer großen Mehrheit der Berlinerinnen und Berliner. Dieser Beschluss des Bundestages wird vom Senat bisher nicht umgesetzt. Eine Verzögerung folgt der nächsten. Als CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus unterstützen wir seit langem die Initiativen für einen Wiederaufbau des Schlosses. Häufig haben wir in den vergangenen Jahren die Verzögerungstaktik des Senats kritisiert, die offensichtlich ideologische Gründe hat.
Ich bin der Meinung, dass der gegenwärtige Zustand des Schlossplatzes der historischen Mitte Berlins ganz und gar nicht angemessen ist. Ich halte es für völlig inakzeptabel, diesen wichtigen Ort im Herzen Berlins derart verkommen zu lassen. Sollte ich dem 16. Deutschen Bundestag angehören, werde ich dieses wichtige Berliner Thema selbstverständlich weiter unterstützen.
Ihre zweite Frage bezog sich auf ein mögliches Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin. Ich sehe eine große Chance, durch ein Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der gemeinsamen Geschichte zu leisten. Auch glaube ich, dass dadurch den vom Bundestag beschlossenen Inhalten für ein „europäisch ausgerichtetes Zentrum gegen Vertreibungen“ gut entsprochen werden kann. Es wäre ein deutliches und gutes Zeichen, wenn in Berlin ein solches Zentrum entstehen würde. Ein Ziel dieses Zentrums bestünde darin, die Vertreibungen in Europa im 20. Jahrhundert in einem europäischen Kontext aufzuarbeiten. Diese Idee eines Zentrums gegen Vertreibungen wird von namhaften Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland unterstützt, darunter der Publizist Dr. Ralph Giordano, der Leiter des Moses Mendelssohn Zentrums, Prof. Dr. Julius Schoeps, der Literaturnobelpreisträger Imre Kertesz und vielen anderen. Gerne schließe ich mich den Äußerungen von Angela Merkel an. Bei ihrem Besuch in Polen sagte sie Mitte August, dass ein solches Zentrum kein Leid relativieren solle, sondern dieses Leid vielmehr dokumentiere.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre

Monika Grütters

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CDU

"Sichtbares Zeichen" für die Opfer von Vertreibung

Deutschland trägt aufgrund seiner Vergangenheit und den damit verbundenen leidvollen Erfahrungen der Vertreibungsopfer eine besondere Verantwortung für die Aufarbeitung dieser Geschichte und der Schicksale betroffener Menschen. Bis heute gibt es jedoch keine zentrale Informations- und Begegnungsstätte, an der eine angemessene Erforschung und öffentliche Auseinandersetzung mit diesem Thema stattfindet. Die CDU/CSU unterstützte daher den Anstoß der Stiftung "Zentrum gegen Vertreibung", deren Ziel die Einrichtung eines solchen Ortes ist.

Die Realisierung eines Dokumentations- und Forschungszentrums zur Geschichte der Vertreibungen in Europa ist Teil des Regierungsprogramms der CDU/CSU. Im Koalitionsvertrag bekennen sich CDU/CSU und SPD "zur gesellschaftlichen wie historischen Aufarbeitung von Zwangsmigration, Flucht und Vertreibung". Im "Geist der Versöhnung [soll] auch in Berlin ein sichtbares Zeichen" gesetzt werden, um in Verbindung mit dem europäischen Netzwerk Erinnerung und Solidarität über die bisher beteiligten Länder Polen, Ungarn und Slowakei hinaus -- an das Unrecht von Vertreibung zu erinnern und Vertreibung für immer zu ächten."

Diese öffentliche Aufgabe von übernationalem Anspruch kann durch eine gesellschaftliche Initiative aus Deutschland, wie sie das "Zentrum gegen Vertreibung" darstellt, ergänzt, aber nicht allein umgesetzt werden. Das Stiftungsvorhaben des "Zentrums gegen Vertreibung" modifizierend, spricht sich die Bundesregierung daher für ein "Sichtbares Zeichen" für die Opfer von Vertreibung aus.

Prof. Monika Grütters

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