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Monika Grütters
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Frage von Ulrich S. •

Frage an Monika Grütters von Ulrich S. bezüglich Finanzen

Frage: Soll der "Generationenvertrag" bei der Rente beibehalten werden ?

Sehr geehrte Frau Grütters !

Die pro-Kopf-Staatsverschuldung Deutschlands ist doppelt so hoch wie die der U.S.A. Die 17,0 Billionen US-Dollar Staatsverschuldung der U.S.A. entspricht rd. 12,4 Billionen Euro. Dann wäre Deutschland (mit rd. 80 Millionen Einwohnern) im Vergleich zu den U.S.A. (mit rd. 315 Millionen Einwohnern viermal so groß wie Deutschland) pro Kopf doppelt so hoch verschuldet, wenn man die verdeckte (bzw. versteckte) Schuldenlast aus den Sozialsystemen in einer Größenordnung von etwa vier Billionen Euro einrechnet. Die Bundesregierung redet allerdings immer nur von einer gesamten Schuldenlast von rd. 2,1 Billionen Euro und betreibt damit Augenwischerei. In Wirklichkeit ist Deutschland mit rd. 6 Billionen Euro verschuldet. Die abgeführten Rentenbeiträge werden in Deutschland seit dem fatalen Generationenvertrag unter Adenauer sofort verbraucht. Andere Industrienationen wie z.B. Großbritannien, U.S.A. und Japan haben diese Rentenbeiträge dagegen in Mietwohnungen und anderen sicheren Kapitalanlagen angelegt. Ohne den Generationenvertrag würden die gesetzlichen Rentenversicherungen in Deutschland über Millionen von Mietwohnungen verfügen, die zu moderaten Bedingungen vermietet wären. Für die Pensionen der deutschen Beamt(inn)en wurden auch keine ausreichenden Rücklagen gebildet. (vgl. Interview mit Bernd Raffelhüschen, Professor für Finanzwissenschaften und Direktor des Forschungszentrums Generationenverträge an der Universität Freiburg)

http://www.hna.de/nachrichten/politik/interview-bernd-raffelhueschen-heimlichen-schuldenlast-unserer-sozialsysteme-1461853.html

Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Stock, Assessor
10245 Berlin

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Sehr geehrter Herr Stock,

vielen Dank für Ihre Frage, die ich mit „Ja“ beantworten möchte. Ich halte die Umlagefinanzierung für ein wichtiges Element unseres sozialen Sicherungssystems. Dass das umlagefinanzierte System allein nicht mehr tragfähig ist, hat die Politik ja schon vor einiger Zeit anerkannt. Deswegen wurden Anreize für die private Vorsorge geschaffen, um so die Menschen für einen Dreiklang der Altersvorsorge aus umlagefinanzierter Rente, Betriebsrenten und privater Vorsorge zu gewinnen. Ich glaube auch, dass dies der richtige Weg ist.

Auch der Sicherung der langfristigen Finanzierbarkeit der umlagefinanzierten Rentenversicherung hat sich die Politik bereits gewidmet. Im von Ihnen verlinkten Interview mit Herrn Raffelhüschen wird ja deutlich, dass die Anpassungen beim Renteneintrittsalter dafür sorgen, dass das System zukunftsfähig bleibt und die Last der „verdeckten Schulden“ (um den von Ihnen verwandten Begriff aufzugreifen) damit maßgeblich zurückgefahren wird.

Die von Ihnen ins Spiel gebrachte Alternative einer allein kapitalgedeckten Rentenversicherung halte ich nicht für erstrebenswert. Damit wäre die Altersversorge gänzlich der wirtschaftlichen Entwicklung am Markt ausgeliefert. Gerade die Turbulenzen der letzten Jahre zeigen, dass damit an Sicherheit und Planbarkeit nicht unbedingt etwas gewonnen würde. Die Pensionskassen der USA haben etwa allein in den 15 Monaten nach der Pleite der Lehman Brothers einen Wertverlust ihrer Anlagen in Höhe von zwei Billionen Dollar hinnehmen müssen. Natürlich kann eine Markterholung zur rechten Zeit hier das Schlimmste für die Anleger verhindern, aber dieses Beispiel zeigt, dass gerade eine reine Kapitaldeckung auch nicht ohne Risiko ist, weil nicht alle Marktteilnehmer ihren Renteneintritt bis zu einer günstigen Marktsituation hinauszögern können. Auch bei einer Anlage in Immobilien werden Risiken nicht auszuschließen sein. Mit Immobilienfonds haben viele Deutsche im Anschluss an die deutsche Wiedervereinigung schlechte Erfahrungen gemacht. Hinzu kommt die Frage, ob bei einer massenhaften Investition in den Wohnungsbau noch die Renditen zu erzielen wären, die heute den Immobilienkauf so reizvoll für viele Anleger machen. Darüber hinaus muss auch nicht sichergestellt sein, dass Wohneigentum im Bedarfsfall ohne großen Verlust veräußert werden kann, um kurzfristige Finanzbedarfe decken zu können. Dass das eigene Heim im Idealfall eine auskömmliche Altersvorsorge flankiert, steht aber natürlich auch außer Frage. Entsprechend greift der Staat in diesem Bereich privaten Bauherren und Haus- oder Wohnungskäufern auch mit einer Vielzahl unterschiedlicher Programme unter die Arme.

Deshalb glaube ich, dass wir in Deutschland grundsätzlich einen vernünftigen Mix gefunden haben. Eine umlagefinanzierte Rentenversicherung, die durch Betriebsrenten sowie private Vorsorge abgestützt und im Idealfall durch das eigene Heim flankiert wird, scheint mir das Risiko für die Menschen in unserem Lande bestmöglich zu streuen.

Mit freundlichen Grüßen,

Monika Grütters

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