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Lothar Binding
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Frage von Christine H. •

Frage an Lothar Binding von Christine H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

In welcher Weise unterstützen Sie und die SPD die Forderung von Frau Hendricks, dass die Autohersteller auf eigene Kosten Dieselautos mit Harnstofftechnologie nachrüsten?
Gemessen am CO2-Ausstoß ist die Diesel-Technik dem Ottomotor signifikant überlegen. Durch ihre höhere Effizienz tragen Dieselmotoren mehr zum Erreichen des Klimaschutzzieles bei.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau H.,

vielen Dank für Ihre Frage zur Nachrüstung von Dieselautos. Zugegeben ich bin hier etwas befangen, ich fahre selbst einen Diesel, Euronorm 5, aber plane einen neuen Wagen zu kaufen mit der Euronorm 6d.

Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes hat deutlich gemacht, dass weiterhin ein hoher Handlungsbedarf besteht, die Luftreinheit in unseren Städten zu gewährleisten und die Luftqualität zu verbessern. Dabei bleibt es aber unser Ziel, Ziel der SPD, Fahrverbote zu vermeiden. Eine Möglichkeit dazu ist, die softwaretechnische Nachrüstung von Dieselmotoren mit zu hohen Schadstoffbelastungen. Dies wird zur Zeit von den Herstellern angeboten. Sollte dies jedoch nicht ausreichen, müssen die Autobauer auch Hardwarenachrüstungen anbieten. Für mich gilt das Herstellerprinzip und wir dürfen die Automobilhersteller nicht aus ihrer Verantwortung entlassen. Im Ergebnis dürfen Auto-Kunden nicht für das Fehlverhalten der Auto-Manager und die falschen Messergebnisse des Kraftfahrzeugbundesamtes zur Verantwortung gezogen werden.

Unter ökologischen Gesichtspunkten lässt sich trefflich über Diesel oder Benziner streiten. Die Industrie hat sowohl bei den Schadstoffen als auch beim Verbrauch enorme Fortschritte bei beiden Motortypen gemacht. Allein in den letzten zehn Jahren haben die deutschen Hersteller die CO2-Emissionen neuer Pkw um 25 Prozent gesenkt. Aber ob ein Auto umweltfreundlich ist, verrät nicht allein der Blick auf den Auspuff. Hier sollte man die gesamte Klimabilanz betrachten.

Fast immer ist ein Diesel in der Anschaffung teurer als ein Benziner. Ein Dieselmotor muss viel höheren Druckzuständen im Motor standhalten als ein Benzinmotor. Die aufwendigen Motoren sind in der Herstellung doppelt so teuer, was an den Endkunden weitergegeben werden muss. Mit der Norm Euro 6d werden neue Kosten hinzukommen. Harnstoffsysteme sind dann nötig, die den Stickoxid-Ausstoß weiter verringern. Diese Systeme werden negative Auswirkungen auf den Kraftstoffverbrauch und die Ökobilanz eines Diesels haben.

2013 lag der Verbrauchsvorteil (CO2-Ausstoß) des Dieselmotors noch bei rund 30 Prozent, aktuell sind es nur noch 20 Prozent. Der bestehende Vorteil wird voraussichtlich bis 2020 auf weniger als 15 Prozent sinken: Die Technik der Benzinmotoren wird durch die Hersteller weiter verbessert (z.B. Zylinderabschaltung), wohingegen der weitere Fortschritt der ausgereizten Dieselmotoren nur noch in Grenzen möglich ist. Die neue Technik (AdBlue) in der Abgasreinigung erhöhen, wie beschrieben, die Verbrauchswerte.

Amortisiert sich der Diesel also noch? In der Vergangenheit fuhr man mit dem Diesel stets günstiger als mit dem Benziner. Großzügige Steuervorteile haben dazu beigetragen. In der EU ist das der Fall, weltweit allerdings nicht und dort fristet der Dieselmotor eher ein Schattendasein. In Deutschland betrug die Differenz seit 2010 mindestens sieben Cent und höchstens 22 Cent pro Liter Diesel.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Lothar Binding