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Konstantin von Notz
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Josef S. •

Warum verschweigen Sie den Bürgern, dass in den Windkraft- & Solaranlagen und in den dazugehörigen Schaltkästen der gefährlichste Klimakiller nämlich SF 6 verbaut wird?

Sehr geehrter Herr von Notz,
die Haltbarkeitszeit von Schwefelhexafluorid (SF 6) beträgt immerhin 3.000 Jahre und ist das bekannteste und stärkste Treibhausgas. Was unternehmen Sie, als Abgeordneter von Schleswig-Holstein (immerhin das Land mit den meisten Windmühlen gerade hier in Dithmarschen), dass endlich dieser Klimakiller nicht mehr zum Einsatz kommt?

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Sehr geehrter Herr S.,

haben Sie besten Dank für Ihre Frage und Ihr Interesse an meiner Arbeit. Über beides habe ich mich sehr gefreut. Wie Sie vielleicht wissen, bin ich selbst auf anderen thematischen Feldern unterwegs. Gerne habe ich aber noch einmal mit den Energieexpertinnen und –experten der grünen Bundestagsfraktion und antworte Ihnen daher auch erst heute.

Schwefelhexafluorid kommt auf ganz verschiedenen Feldern heute zum Einsatz. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass irgendjemand „verschweigt“, dass SF 6 auch beim Bau von Windkraftanlagen, v.a. in gasisolierten Schaltanlagen, zum Einsatz kommt. Das ist allgemein bekannt und wird seit vielen Jahren, sogar Jahrzehnten politisch kontrovers diskutiert. Auch als Grüne Bundestagsfraktion haben wir bereits vor mehreren Jahren auf die Problematik aufmerksam gemacht, siehe https://dserver.bundestag.de/btd/19/109/1910983.pdf.

Zweifellos handelt es sich bei SF 6 um ein extrem klimaschädliches Treibhausgas. Seit Jahren gibt es Bemühungen, die von SF 6 eingesetzte Mengen zu reduzieren und entsprechende Alternativen zu entwickeln. Schon im Kyoto-Protokoll wurde festgelegt, dass die Emissionen begrenzt werden müssen. Daher kommt SF 6 in vielen früheren Anwendungsgebieten heute auch nicht mehr eingesetzt, in elektrischen Schaltanlagen jedoch schon.

Eine gesetzliche Regulierung gibt es bislang nicht. Was es hingegen gibt, ist eine freiwillige Selbstverpflichtung der Industrie, SF 6 nur in geschlossenen Systemen einzusetzen. Auch hat man sich selbstverpflichtet, SF 6 am Ende der Lebensdauer zu recyclen oder chemisch zu neutralisieren, was eine Erfassung und Meldung der verwendeten und recycelten Mengen einschließt.

Ursprünglich sollte eine EU-Verordnung den Einsatz von Schwefelhexafluorid einschränken und ab einem bestimmten Datum verbieten. Laut aktuellem Entwurf ist der Einsatz von SF6 in Schaltanlagen erst ab 2030 verboten. Eine Übergangsfrist von weiteren acht Jahren, die wir für zu lang erachten.

Nochmal in aller Klarheit: Als Grüne setzen wir uns seit vielen Jahren für eine schnellere Ablösung und ein früheres, vollständiges Verbot ein. Hierfür gilt es, Alternativen entschlossen voranzutreiben. Gleichzeitig möchte ich ein Stück weit vor einer Überhöhung des Problems in Bezug auf die Windkraft warnen. In einer Windkraftanlage werden ca. 3kg SF 6 verbaut. Selbst wenn diese, bspw. durch ein Leck, vollständig entweichen, was selten vorkommt, würde sich hierdurch eine auf das gesamte Jahr gerechnete Klimabelastung von rd. 3,4 Tonnen CO₂-Äquivalenten ergeben, die rd. 10.000 Tonnen CO₂ gegenübersteht, die eine Windkraftanlage im selben Zeitraum vermeidet. Daher wäre ich, was allzu schrille Wortmeldungen in der Debatte angeht, eher zurückhaltend.

Mit besten Grüßen nach Dithmarschen!
Konstantin v. Notz

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