Kerstin Griese MdB
Kerstin Griese
SPD
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Frage von Heike R. •

Frage an Kerstin Griese von Heike R. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrte Frau Griese,
Beamte haben im Ruhestand doppelt so viel Geld zur Verfügung wie Rentner. Die Pensionen der mehr als 1,1 Millionen ehemaligen Beamten und Angestellten des öffentlichen Dienstes beliefen sich 2013 durchschnittlich auf 2540 Euro. Die durchschnittliche Altersrente (45 Beitragsjahre) betrug im Westen lediglich 1263 Euro.
Quelle: http://www.bild.de/bild-plus/geld/wirtschaft/rente/wovon-soll-ich-im-alter-bloss-leben-34398846.bild.html

Für die öffentliche Hand sind Pensionen eine enorme Belastung. Hamburg wird zum Beispiel 2020 jeden vierten Euro der Einnahmen für Pensionen ausgeben müssen.
Die horrend hohen Durchschnittspensionen spalten die Gesellschaft!

Weshalb reagiert die Politik nicht endlich und stellt Gerechtigkeit her?
Die Betriebsrente kann das System nicht retten! Eine Lebensversicherung lohnt sich bei den Mini-Zinsen nicht mehr! Der Generationenvertrag ist schon lange gescheitert, auch wenn sich dieses Scheitern schleichend vollzieht!

Weshalb sollen sich Rentner auf Altersarmut einstellen, Pensionäre aber bekommen fetteste Versorgung, zu Lasten der Steuerzahler?
Was ist das konkrete Konzept der Regierung, die Zeitbombe der Pensionslasten zu schultern ???
Unter den Beamten gibt es sicher auch Geringverdiener wie unter den Normalos, allerdings sorgt hier der Staat für einen sicheren, deafcto unkündbaren Arbeitsplatz.
Kann es sein, dass sich im Beamtenstaat BRD und im Beamtenparlament Bundestag keine Mehrheit finden lässt, die Pensionen radikal zu kürzen und auch die Beamten zu zwingen, Vorsorge zu tragen?

Wie, bitte ganz konkret, sehen die Schritte aus, die Pensionslasten in den Griff zubekommen?

Heike Rogall

Kerstin Griese MdB
Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Rogall,

ich bin nicht der Auffassung, dass unser Rentensystem und damit der Generationenvertrag gescheitert seien. Ganz im Gegenteil. Unsere umlagefinanzierte Rente hat bislang jede Finanzkrise überstanden und hat sich damit als deutlich stabiler erwiesen, als etwa die in anderen Staaten existierenden Pensionsfonds. Altersarmut und zu niedrige Renten sind nicht da Problem des Umlagesystems - sondern in aller Regel eine Folge von Erwerbslosigkeit, prekärer Beschäftigung und zu niedriger Löhne. Die Koalition und Sozialministerin Andrea Nahles werden deshalb schon in diesem Jahr wichtige Reformen in die Wege leiten. Dazu gehört die Möglichkeit der abschlagsfreien Rente ab 63 für Menschen, die 45 Jahre rentenversichert waren und Ausweitungen bei der Mütterrente. Sehr wichtig sind auch der Mindestlohn und eine Eingrenzung der Leiharbeit, damit Arbeitnehmer überhaupt erst ordentliche Ansprüche erwerben können.

Ich halte es für richtig, dass die Unterschiede und Grenzen zwischen Beamten und Angestellten reduziert werden. Deswegen setze ich mich beispielsweise für eine Bürgerversicherung ein, in die alle gleichermaßen einbezogen werden. Leider hat die SPD dieses Konzept in den Koalitionsverhandlungen mit CDU/CSU nicht durchsetzen können.

Die Unterschiede zwischen Renten und Pensionen sind bei weitem nicht so groß, wie in ihrer Quelle behauptet. Seriös wäre nämlich nur der Vergleich zwischen gleichartigen Tätigkeiten - etwa einem angestellten und einem verbeamteten Lehrer.

Für die Beamtenpensionen wurde längst Vorsorge getroffen. NRW wird bis 2020 in einer Versorgungsrücklage 7,9 Milliarden Euro angespart haben. Auch der Bund und die anderen Länder haben Rücklagen bzw. Fonds aufgelegt. Die große Zahl der Einstellungen von Beamten in den siebziger und achtziger Jahren, die in absehbarer Zeit das Pensionsalter erreichen, wird sonst zu einer kaum noch tragbaren Last für die öffentlichen Haushalte.

Selbstverständlich gab es in den letzten Jahren auch bei den Beamten einige teils schmerzliche Einschnitte. Die letzte Sparmaßnahme bei uns NRW betraf einen teilweisen Verzicht auf die Besoldungserhöhung. Im Unterschied zu Angestellten müssen die Beamten der höheren Besoldungsgruppen zwei Jahre lang auf eine Verbesserung ihrer Entlohnung ganz oder teilweise verzichten.

Mit freundlichen Grüßen

Kerstin Griese

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