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Felix Martin
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Frage von Martin H. •

Frage an Felix Martin von Martin H. bezüglich Gesundheit

Hallo Herr Martin,

warum sind eigentlich Bewohner von Studierendenwohnheimen, wo man sich die sanitären Anlagen und die Küchen mit anderen Flurbewohner*innen teilt, nicht in der Impfpriorisierungsgruppe 2? Ich wohne in solche einem in Marburg und teile mit Küche und Bad mit ca. 14 anderen. Das ist ja schon ein enormes Ansteckungsrisiko. Zwar hat das Studentenwerk in Marburg eine Maskenpflicht im gesamten Wohnheim angeordnet, doch die Mehrzahl meiner Flurmitbewohner*innen scheint das nicht zu interessieren. Deswegen tragen diese keine Masken und halten sich auch nicht unbedingt an die Kontaktbeschränkungen und so weiter... Das Studentenwerk Marburg weigert sich natürlich auch, die Maskenpflicht durchzusetzen, aber diesbezüglich bin ich seitens des Staats eh nichts anderes mehr gewohnt. Schließlich werden Coronaregeln eh nur kontrolliert, wenn es einfach ist und man sich dabei öffentlich inszenieren kann. Mittlerweile fühlt es sich für mich an, dass ich einfach nur noch darauf warte infiziert zu werden. Während ja einige Leute sich weigern lassen mit Astrazeneca impfen zu lassen, könnte man uns doch in die Impfpriorisierungsgruppe 2 einordnen?
Ich glaube auch nicht, dass es viele betrifft, schließlich sind viele Wohnheime ja in Einzelappartments organisiert. Zudem dürfte das Interesse an einer Impfung zumindest in meinem Wohnheim sicher eher gering sein, da sich die Leute ja überhaupt nicht für Corona zu interessieren scheinen...
Natürlich ist mir bewusst, dass wir Studis eher nicht zur Risikogruppe gehören, aber durch die Wohnbedingungen käme es sehr schnell zu Superspreading, und wir haben ja auch eher viele soziale Kontakte. Das kann schnell für andere gefährlich werden.
Wäre doch eine gute Idee, Studierende in Wohnheimen mit geteilten Küchen und Bädern vorzuziehen? Oder was meinen Sie?
Würde mich freuen, wenn Sie das vielleicht mal in der nächsten Fraktionssitzung einbringen könnten.

Mit freundlichen Grüßen
M. H.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Lieber Herr Hofmann,
vielen Dank für Ihre Frage.

Ich kann durchaus nachvollziehen, dass Sie sich aufgrund Ihrer Wohnsituation eine frühere Impfung wünschen würden. Auch ich habe während meines Studiums in einem Studierendenwohnheim mit Gemeinschaftsküche gelebt. Natürlich ist es hier schwerer –aber nicht unmöglich - Hygienemaßnahmen und Abstände einzuhalten.

Ich möchte Sie deshalb ermutigen, auf die Einhaltung der Maskenpflicht und der Hygienemaßnahmen in den gemeinschaftlich genutzten Räumlichkeiten Ihres Wohnheims zu bestehen. Entweder durch das direkte Gespräch mit Ihren Nachbarn oder gegenüber dem Studierendenwohnheim. Vielleicht kann Ihnen auch die studentische Vertretung im Studierendenparlament oder im AStA eine Hilfe sein. Außerdem sollten wir alle darauf achten – ungeachtet unseres eigenen Risikostatus – soziale Kontakte weitgehend zu vermeiden.

Die Priorisierung von Impfgruppen ist bundeseinheitlich geregelt und wird entsprechend nicht im hessischen Landtag entschieden. In der zweiten Impfgruppe befinden sich Menschen mit „hoher Priorität“ für eine Schutzimpfung. Darunter etwa Personen, die das 70. Lebensjahr vollendet haben, Personen mit Trisomie 21, Personen nach Organtransplantation, Personen mit einer Demenz, Diabetes, chronischer Nierenerkrankung oder Leberzirrhose. Die gesamte Impfverordnung des Bundes finden Sie hier: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/C/Coronavirus/Verordnungen/CoronaImpfV_BAnz_AT_08.02.2021_V1.pdf

Ich finde es richtig, dass zunächst Menschen eine Impfung erhalten können, bei denen aufgrund ihres Alters oder bestimmter Vorerkrankungen ein hohes Risiko für einen schweren oder tödlichen Krankheitsverlauf nach einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 besteht. Entscheidend ist hier maßgeblich das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs, nicht das Infektionsrisiko. Ausnahmen gibt es aus guten Gründen beispielsweise bei medizinischem Personal. Die Frage, wer sich wann impfen lassen darf, wird durchaus auch emotional geführt. Ich glaube, es würde zurecht auf großes Unverständnis stoßen, wenn gesunde junge Menschen in einem Studierendenwohnheim, die wahrscheinlich selbst bei einer Infektion einen eher milden Krankheitsverlauf zu erwarten hätten, auf einer Stufe stünden mit über 70-jährigen oder Menschen mit schweren Vorerkrankungen. Ich hoffe, dass Sie diese Gedanken ebenso nachvollziehen können.

Ziel ist, dass möglichst schnell allen Menschen eine Impfung angeboten werden kann. Da aktuell noch nicht genügend Impfstoff zur Verfügung steht muss priorisiert werden. Ich bin aber zuversichtlich, dass zeitnah allen Menschen in Deutschland eine Impfung angeboten werden kann.

Beste Grüße
Felix Martin

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