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Frage von Volker H. S. •

Frage an Diether Dehm von Volker H. S. bezüglich Gesundheit

Mehr als 16.000 Tote in Deutschland wegen der pandemischen Unterversorgung mit Vitamin D - Thema: Gesundheit

Sehr geehrter Herr Dr. Dehm,

3 368 Menschen starben im Jahr 2014 auf deutschen Straßen

Quelle: www.destatis.de -

durch das Notrufsystem eCall für alle neuen PKW und leichten Nutzfahrzeuge ab dem Jahr 2018 soll diese Situation verbssert werden.

mehr als 16.000 Menschen sterben im Zusammenhang mit dem Vitamin-D-Mangel in Deutschland pro Jahr,

so das Ergebnis der Studie der Forschungsgruppe Prod. Dr. med. Armin Zittermann -

Department of Cardio-Thoracic Surgery; Heart Center North Rhine-Westfalia; Ruhr University Bochum; Bad Oeynhausen, Germany. -

Dr. med. Raimund von Helden, Prof. Dr. med. William Grant, Prof. Dr. med. Christoph Kipshoven und Prof. Dr. med. Johann D. Ringe –

18,300 lives annually in Germany can be saved - veröffentlicht in pubmed: www.ncbi.nlm.nih.gov -

Dieses Ergebnis wurde bestätigt durch die Forschungen von Schöttker B1, Ball D, Gellert C, Brenner H. – veröffentlicht in pubmed: www.ncbi.nlm.nih.gov -

in weiteren Publikationen hat sich dieser Zusammenhang bestätigt –

veröffentlicht in pubmed: www.ncbi.nlm.nih.gov -

Diese unnötigen "Medizintoten" jährlich im Gesundheitssystem allein in Deutschland wären es wert, wie bei den Verkehrstoten aktiv zu werden.

Meine Fragen an Sie:

1. Wie beurteilen Sie diesen Sachverhalt?
2. Werden Sie parlamentarische Aktivitäten im Deutschen Bundestag selbst unternehmen oder anregen?

Mit freundlichen Grüßen
H. – Ministerialrat a. D.
Isernhagen

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Schendel,

als Bundestagsfraktion verfolgen wir auch wissenschaftliche Debatten. Allerdings sind wir weder fachlich noch personell in der Lage, systematische Recherchen für eine eigene wissenschaftliche Expertise durchzuführen. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat die Mehrheit der Bevölkerung keinen Vitamin D-Mangel. Allerdings würden 60% der Bevölkerung das präventive Potenzial von Vitamin D für die Knochengesundheit nicht ausnutzen.

In die erwähnte Studie ist eine prospektive Kohortenstudie eingeschlossen und auch bei der verlinkten Metaanalyse wurden ausschließlich Kohortenstudien eingeschlossen. Bei Kohortenstudien fehlt die für die Erkennung eines Ursachenzusammenhangs notwendige Randomisierung. Zu viele andere Faktoren könnten eine Korrelation zwischen Vitamin D-Status und Sterblichkeit hervorrufen. Einfaches Beispiel: Vitamin D wird maßgeblich mittels Sonnlicht selbst gebildet. Wer viel an der Sonne ist, wird sich in der Regel auch mehr bewegen, er atmet mehr frische Luft, hat öfter keine sitzende Tätigkeit, ist seltener krankheits- oder behinderungsbedingt immobil u.s.w. Aus den zitierten Studien kann nicht zwischen Effekten des Vitamin D und den anderen Einflüssen unterschieden werden.

Trotzdem sollte der Zusammenhang weiter erforscht werden und wir nehmen auch zur Kenntnis, dass kontrollierte randomisierte Studien ebenfalls eine mögliche Korrelation zeigten. Sollte sich der Zusammenhang als ursächlich herausstellen, kann aber die Antwort nicht in der flächendeckenden Vitamin D-Substitution bestehen – schon wegen der ebenfalls vorhandenen Gefahr der Überdosierung. Vielmehr müssten die Lebensbedingungen, die uns dazu bringen, uns überwiegend in geschlossenen Räumen aufzuhalten und wenig an der frischen Luft zu sein, auf den Prüfstand. Eine Medikalisierung von präventiv beherrschbaren gesundheitlichen Problemen lehnen die Fraktion DIE LINKE und ich ab. Negative gesundheitliche Auswirkungen von Lebensbedingungen und –weisen, etwa aufgrund von Zwängen in der Arbeitswelt, sollte durch gesundheitsförderliche Gestaltung der Lebenswelten begegnet werden. Weder Appelle an die „Eigenverantwortung“ der Menschen noch eine pharmazeutische Kompensierung führen uns hier zum Ziel.

Mit freundlichen Grüßen
Diether Dehm