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Dennis Rohde
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Frage von Kai D. •

Welche Anreize wollen Sie setzen, damit Kleinsparer vermehrt in den Kapitalmarkt investieren?

Sehr geehrter Herr Rohde,

gemäß Global Wealth Report sind allein im Jahr 2024 die Privatvermögen in Nordamerika um 11,4 % gewachsen, wohingegen in Europa lediglich ein Wachstum um 0,4 % zu verzeichnen war. Dies liegt hauptsächlich daran, dass in Nordamerika Geldanlagen in den Kapitalmarkt deutlich verbreiteter sind als in hierzulande. Wie wollen Sie die Anlage in den Kapitalmarkt insbesondere für Kleinanleger attraktiver machen, damit Menschen sich hierzulande eine private Altersvorsorge aufbauen können. Warum wird der Sparerpauschbetrag nicht deutlich erhöht - in den 1990er lag dieser zeitweise bei 6.000 DM? Was halten Sie von einer möglichen Spekulationsfrist, so dass man ab einer gewissen Haltedauer gar keine Kapitalertragssteuer auf Kapitalerträge zählen muss. Wie wollen Sie Anreize setzen, dass Kleinsparer vermehrt in den Kapitalmarkt investieren?

Mit freundlichen Grüßen

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Sehr geehrter Herr D.,

vielen Dank für Ihre Fragen zu möglichen Anreizen für deutsche Kleinanlegerinnen und -anleger am Kapitalmarkt zu investieren, die mich am 22. Juni dieses Jahres über die Plattform Abgeordnetenwatch erreicht hat.

Grundsätzlich teile ich Ihre Einschätzung, dass deutsche Kleinanlegerinnen und -anleger davon profitieren können, ihr Geld am Kapitalmarkt zu investieren. Gemessen an der vergangenen Entwicklung der Kapitalmärkte zeigt sich, dass sich eine breit gestreute Anlage, gerade am Aktienmarkt, langfristig auszahlt. Das ist bereits bei vielen Anlegerinnen und Anlegern angekommen. Laut dem Deutschen Aktieninstitut besaßen 2024 rund 12,1 Millionen Menschen in Deutschland Aktien, Aktienfonds und/oder börsengehandelte Indexfonds. Gemessen an der Gesamtbevölkerung war rund jede/jeder Sechste über 14 Jahren am Aktienmarkt investiert.

Die höheren Gewinnchancen gehen jedoch mit größeren Verlustmöglichkeiten einher. Gerade in der aktuellen Lage sind laut einer Umfrage im Auftrag des Bundesverbands deutscher Banken von Anfang Dezember 2024 viele Anlegerinnen und Anleger nicht bereit, ein höheres Risiko für eine höhere Rendite einzugehen. Ganz grundsätzlich zeigt die Umfrage, dass diejenigen, die keine Aktien besitzen, als häufigste Gründe dafür fehlendes Geld, mangelnde Kenntnisse oder eine zu hohe Unsicherheit angeben.

Zur Lebensrealität vieler Bürgerinnen und Bürger gehört, dass sie nur begrenzt privat für ihr Alter vorsorgen können. Daher ist es besonders wichtig, dass wir das Niveau der gesetzlichen Rente bei 48 Prozent absichern und durch Entlastungen mehr Personen in die Lage versetzen, privat vorsorgen zu können. Daher wollen wir zunächst die Einkommensteuer für kleine und mittlere Einkommen senken.

Eine Steuerbefreiung nach Ablauf einer Spekulationsfrist halte ich für problematisch, da vor allem sehr vermögende Personen profitieren würden, die große Summen anlegen und somit Gewinne im Millionen- oder sogar Milliardenbereich erzielen. Diese nach dem Ablauf der Spekulationsfrist von der Steuer zu befreien, wäre ungerecht gegenüber all jenen, die jeden Tag hart arbeiten. Grundsätzlich würde das Prinzip der gleichmäßigen Besteuerung verletzt werden, wenn Einnahmen aus Kapitalerträgen derart gegenüber anderen Einkünften privilegiert werden würde.

Neben den erheblichen Steuerausfällen würden außerdem Fehlanreize gesetzt werden. Gewinne aus Zinsen oder Dividenden würden gegenüber Aktiengewinne, die in Form einer Veräußerung realisiert werden, benachteiligt werden. Für Unternehmen bestünde in diesem Fall der Anreiz, die Dividendenbesteuerung durch eine Veräußerung von Aktien vor der Ausschüttung zu umgehen. Mit der aktuellen Abgeltungssteuer werden alle Kapitalerträge mit einem einheitlichen Steuersatz besteuert und derartige Steuersparmodelle verhindert.

Bereits jetzt bestehen mit dem Sparer-Pauschbetrag, der Abgeltungssteuer sowie der Möglichkeit zur Verlustverrechnung umfassende steuerliche Anreize für Anlagen am Kapitalmarkt.

Zudem bin ich davon überzeugt, dass wenn mehr Kleinanlegerinnen und Kleinanleger gut über die Chancen und Risiken von Kapitalmarktanlagen informiert sind, auch der Anteil von Aktienbesitzerinnen und -besitzern wachsen wird. Hier hat sich in den vergangenen Jahren, gerade bei den jüngeren Generationen, bereits viel getan. Grundsätzlich bieten Institutionen wie die Verbraucherzentralen oder die Stiftung Warentest unabhängige Informationen zu verschiedener Anlageprodukten.

Ich hoffe, ich konnte Ihre Fragen mit diesen Ausführungen beantworten. Wenden Sie sich gerne an mein Team und mich, wenn Sie weitere Fragen haben sollten.

 

Mit freundlichen Grüßen

Dennis Rohde

Mitglied des Deutschen Bundestages

Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen

 

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