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Christiane Feichtmeier
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Frage von Eric J. •

Wie kann die Gesellschaft am besten gegen Selbsttötungen vorgehen und wie sollten Depressive präventiv geschützt werden?

wie sollten depressive Personen und besonders die Lebenspartner, sofern vorhanden, präventiv auf dieses Thema vorbereitet werden, um Warnzeichen und eine Art Frühwarnsystem zu entwickeln?

Ich halte es für möglich, dass gerade die Partner*innen eine besondere Aufgabe in der Prävention einnehmen können.

Deshalb ist die Frage ob es eine besondere Ermittlungsabteilung bei Suiziden geben sollte?

Viele Grüße

Eric J.

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Antwort von
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Das Thema Suizidprävention ist unglaublich komplex und berührt viele verschiedene gesellschaftliche, psychologische und gesundheitliche Aspekte. Die Frage, wie man als Gesellschaft effektiv gegen Selbsttötung vorgehen kann und wie man depressive Menschen präventiv schützt, ist besonders wichtig, um nicht nur akute Krisen zu verhindern, sondern auch das langfristige Wohlbefinden von Menschen zu fördern.

 

1. Gesellschaftliche Maßnahmen gegen Suizid

Die Gesellschaft kann in vielerlei Hinsicht auf Suizidprävention einwirken:

  • Aufklärung und Entstigmatisierung: Ein großer Schritt in der Prävention ist, die Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen, einschließlich Depression, abzubauen. Menschen mit psychischen Erkrankungen müssen sich sicher fühlen, Unterstützung zu suchen, ohne Angst vor Verurteilung oder Ausgrenzung zu haben. Öffentliche Kampagnen, Bildungsprogramme und die Schaffung eines allgemeineren Bewusstseins über psychische Gesundheit sind hierfür entscheidend.
  • Zugang zu psychologischer Unterstützung: Die Bereitstellung leichterer Zugänge zu psychologischer Unterstützung und Psychotherapie ist essenziell. Es gibt immer noch lange Wartelisten oder hohe Hürden, um psychologische Hilfe zu erhalten. Bessere Finanzierung und Ressourcen für die psychische Gesundheitsversorgung können hier meiner Meinung nach den Unterschied machen.
  • Aufklärung über Warnzeichen: Die Gesellschaft sollte mehr darüber erfahren, wie man Warnzeichen für Suizid erkennt. Schulen, Arbeitsplätze und Gesundheitszentren müssen Programme anbieten, die diese Themen adressieren.

 

2. Präventive Maßnahmen für depressive Menschen

Die Prävention bei depressiven Menschen sollte sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene stattfinden. Aus meiner Sicht sind hier drei Punkte entscheidend:

  • Früherkennung: Ein entscheidender Schritt in der Prävention ist die frühzeitige Identifikation von Depressionen und suizidalen Tendenzen. Ein präventives Screening für psychische Erkrankungen in verschiedenen Lebensbereichen (z. B. am Arbeitsplatz, in Schulen und im Gesundheitswesen) könnte helfen, Menschen frühzeitig zu erreichen, die möglicherweise Gefahr laufen, in eine schwere Krise zu geraten.
  • Selbsthilfe und Unterstützungssysteme: Depressive Menschen sollten die Möglichkeit haben, sich in unterstützende Netzwerke zu integrieren, sei es durch professionelle Therapie, Selbsthilfegruppen oder digitale Plattformen. Diese Netzwerke können auch den Austausch über Erfahrungen und Prävention fördern.
  • Psychoedukation: Es sollte mehr darüber gesprochen werden, was eine Depression ausmacht und wie man mit schwierigen Gedanken umgehen kann. Das kann zum Beispiel durch Bildungsprogramme in Schulen und Universitäten geschehen, aber auch durch mehr öffentliche Information und durch Bereitstellung von Ressourcen (wie Notrufnummern, Websites oder Hotlines).

 

3. Die Rolle der Partner*innen in der Prävention

Lebenspartner*innen und enge Angehörige spielen eine zentrale Rolle in der Prävention. Sie sind oft die ersten, die Warnzeichen erkennen können. Auch sie müssen aus meiner Sicht präventiv geschult werden. Hierfür finde ich folgende Gedanken sinnvoll:

  • Aufklärung und Schulung: Partner*innen sollten in der Lage sein, die Symptome einer Depression oder eines suizidalen Gedankens zu erkennen. Dafür brauchen wir mehr Schulungsprogramme und Informationsangebote, die darauf abzielen, Familienmitglieder und Partnerinnen darin zu unterstützen, die emotionalen Bedürfnisse und Risiken ihres Partners zu verstehen.
  • Kommunikation: Partnerschaften könnten in regelmäßigen Abständen gemeinsam über Themen wie psychische Gesundheit sprechen, ohne dass es stigmatisierend wird. Auch das Einführen eines Notfallplans – was zu tun ist, wenn die Situation eskaliert – kann hilfreich sein.
  • Selbstfürsorge und Unterstützung für Partner*innen: Ich finde es ebenfalls wichtig, dass Partner*innen von depressiven Menschen selbst Unterstützung erhalten. Sie können emotional erschöpft sein und benötigen ebenfalls Hilfe und Beratung, um mit der Situation umzugehen, ohne ihre eigene psychische Gesundheit zu gefährden. 

 

4. Spezielle Ermittlungsabteilung bei Suiziden?

Es gibt in vielen Ländern bereits staatliche Institutionen und Fachleute, die sich mit der Untersuchung von Suiziden befassen – das sind meist die Polizei, Psychiater und Psychologen, die gemeinsam in die Untersuchung involviert sind.

Aber die Idee, eine spezielle Ermittlungsabteilung für Suizide einzuführen, könnte eine Erweiterung bestehender Strukturen darstellen. Dies könnte dazu beitragen, die Ursachen von Suiziden besser zu verstehen, besonders wenn die Umstände des Todes komplex oder unklar sind (z.B. Suizide in Verbindung mit psychischer Erkrankung, Missbrauch oder Arbeitsplatzstress, Abgrenzung freiverantwortlicher Suizid). Ein interdisziplinärer Ansatz könnte helfen, mehr über das soziale Umfeld der Betroffenen zu erfahren und Präventionsmaßnahmen in der Gesellschaft gezielter zu gestalten.

Allerdings müsste eine solche Abteilung sehr sensibel und respektvoll arbeiten. Suizide sind oft von starker Trauer und Scham begleitet, sowohl bei den Hinterbliebenen als auch bei den betroffenen Institutionen. Daher wäre es wichtig, sicherzustellen, dass das Ziel dieser Abteilung nicht nur die Ermittlungen, sondern auch das Verständnis und die Verbesserung der Prävention sind. 

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