Wie steht ihre Bundestagsfraktion zum Vorstoß Linnemanns, Lehrkräfte nicht mehr zu verbeamten?
Aus meiner Sicht ist der Vorschlag von Carsten Linnemann, Lehrkräfte künftig nicht mehr zu verbeamten, der falschen Weg. Bildung ist eine der zentralen Aufgaben unseres Staates, und wer den Lehrerberuf unattraktiver macht, gefährdet die Zukunft unseres Landes. Wir haben in allen Bundesländern, besonders aber in ländlichen Regionen, enorme Schwierigkeiten, genügend qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer zu gewinnen. In Thüringen wissen wir sehr genau, dass der Beamtenstatus für viele junge Lehrkräfte ein entscheidender Grund ist, sich für den Schuldienst zu entscheiden, oder eben gegen ihn, wenn andere Länder bessere Bedingungen bieten. Wer diesen Status abschaffen will, riskiert, dass noch mehr Lehrkräfte in andere Bundesländer abwandern. Mir geht es dabei nicht um das Beamtentum als Selbstzweck, sondern um Gerechtigkeit und Verlässlichkeit. Wenn man die Verbeamtung einschränken oder abschaffen will, dann muss man gleichzeitig sicherstellen, dass angestellte Lehrkräfte endlich genauso bezahlt werden wie ihre verbeamteten Kolleginnen und Kollegen. Es darf an unseren Schulen keine Zweiklassengesellschaft geben. Gute Arbeit verdient gute Bezahlung, soziale Sicherheit und echte Mitbestimmung, egal ob im Beamtenverhältnis oder im Angestelltenstatus.
Ich bin außerdem überzeugt, dass wir die föderale Verantwortung ernst nehmen müssen. Bildung ist Ländersache und das ist gut so. Jedes Land steht vor eigenen Herausforderungen. Eine pauschale bundesweite Regelung, wie sie Herr Linnemann vorschlägt, würde die notwendige Flexibilität der Länder einschränken. In Thüringen haben wir immer wieder erlebt, wie wichtig es ist, auf die jeweilige Lage vor Ort reagieren zu können. Ich stehe für einen starken öffentlichen Dienst, für faire Arbeitsbedingungen und für eine Bildungspolitik, die sich an den Bedürfnissen der Kinder orientiert, nicht an den Schlagzeilen des Tages. Wenn wir über Reformen sprechen, dann mit einem klaren Ziel: mehr Gerechtigkeit, bessere Ausstattung und echte Wertschätzung für alle, die im Dienst der Gesellschaft arbeiten.


