Portrait von Anette Kramme
Anette Kramme
SPD
100 %
13 / 13 Fragen beantwortet
Frage von Martin M. •

Warum will die Regierung ständig im Ausland Fachkräfte gewinnen,wenn es doch in der BRD so genug Arbeitslose gibt?Will man sich darum drücken diese selbst aus-/weiterzubilden?Warum noch arbeiten?

Aus eigener Erfahrung weiß ich dass eine gute Ausbildung kein Garant für eine Arbeit ist.
Ich habe eine kaufmännische Ausbildung und bekomme oft Absagen (meist ohne Begrüdung,selten mit der Antwort "zu wenig Berufserfahrung" aber wie soll man die auch ohne eine Chance auf Arbeit sammeln?!). Weiterbildungen durch das Jobcenter zu bekommen, ist oft auch nicht so einfach (hier wird versucht zu sparen wo es geht selbst wenn man riskiert dass jemand noch weitere Jahre arbeitslos ist) und wenn dann meist nicht ausreichend um Arbeitgeber zu beeindrucken.
Wenn die Regierung kein Vertrauen in die eigenen Arbeitssuchenden hat,warum sollte man sich dann noch bewerben und arbeiten,wenn stattdessen Konkurrenten importiert werden die möglicherweise bereit sind für weniger Gehalt zu arbeiten?
Warum versucht man nicht wie in Skandinavien die Langeitarbeitslosen so lange Stück für Stück weitzubilden bis ein Arbeitgeber eine Zusage erteilt? (https://bit.ly/48bwChz)

Portrait von Anette Kramme
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr M.

vielen Dank für Ihre Frage.

Deutschland braucht viele und gut qualifizierte Fachkräfte - für die Erwirtschaftung und Sicherung unseres Wohlstands, für ein nachhaltiges Funktionieren unserer sozialen Sicherungssysteme, für mehr Klimaschutz, für die Gestaltung des digitalen Wandels und für kluge Lösungen in einer immer älter werdenden Gesellschaft.

Die Fachkräftesicherung steht dabei vor großen Herausforderungen. Denn während es durch den beschleunigten Strukturwandel in einigen Branchen und Regionen Deutschlands zum Abbau von Arbeitsplätzen kommt, werden andernorts dringend Fachkräfte gesucht, teilweise mit gänzlich neuen Qualifikationen. Dieses Fachkräfteparadox wird in den kommenden Jahren zunehmen. Gleichzeitig wird das Arbeitskräfteangebot in Deutschland aufgrund des demografischen Wandels merklich abnehmen und die globale Konkurrenz um gut qualifizierte Fachkräfte weiter zunehmen.

Fachkräftesicherung kann nur gelingen, wenn alle Akteure des Arbeitsmarktes - Unternehmen und Betriebe, Beschäftigte, Länder und Kommunen, Sozialpartner, Kammern, die Bundesagentur für Arbeit, Bildungs- und Weiterbildungsträger sowie die Bundesregierung - ihre Beiträge dazu leisten, damit die Beschäftigten von heute auch die Arbeit von morgen verrichten können und damit ausreichend viele Beschäftigte zum Ziel einer sozial-ökologischen Marktwirtschaft beitragen.

Vor diesem Hintergrund hat die Bundesregierung die Fachkräftestrategie beschlossen, mit der die verschiedenen Prozesse und Aktivitäten der Bundesregierung zur Fachkräftesicherung in der 20. Legislaturperiode gebündelt werden. Die Fachkräftestrategie hat fünf prioritäre Handlungsfelder benannt:

Zeitgemäße Ausbildung, gezielte Weiterbildung, Arbeitspotenziale wirksamer heben und Erwerbsbeteiligung erhöhen, Verbesserung der Arbeitsqualität und Wandel der Arbeitskultur, sowie Einwanderung modernisieren und Abwanderung reduzieren.

Es gilt alle vorhandenen Potenziale auszuschöpfen. Dabei geht es zuallererst um die Menschen, die hier leben, aber arbeitslos sind oder ohne Ausbildung. Und es geht um diejenigen, die gern mehr arbeiten würden, bei denen das aber nicht geht oder erschwert wird, weil die Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz das nicht zulassen, weil Kinderbetreuung fehlt oder weil die Arbeitsbedingungen nicht attraktiv genug sind. Klar ist: Es gibt zahlreiche Gründe, warum Arbeitslose nicht ohne weiteres auf offene Stellen vermittelbar sind. Diese Passungsprobleme (auch: Mismatch) am Arbeitsmarkt sind zum Beispiel qualifikatorischer Art oder in fehlender regionaler Mobilität begründet.

Die Agenturen für Arbeit und Jobcenter unterstützen bereits jetzt Arbeitslose intensiv mit den Maßnahmen der aktiven Arbeitsförderung, um sie fit zu machen für die sich wandelnden Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt. Mehr als die Hälfte aller Arbeitslosen haben keinen Berufsabschluss, ein Drittel sind langzeitarbeitslos und häufig nicht unmittelbar in Beschäftigung integrierbar.

Deshalb hat die Bundesregierung in dieser Legislaturperiode die gezielte Aus- und Weiterbildung (Langzeit-)Arbeitsloser bereits weiter gestärkt. Das Bürgergeld-Gesetz schafft hierfür zusätzliche finanzielle Anreize für die Teilnahme an einer berufsabschlussbezogenen Weiterbildung. Zudem führt es die Möglichkeit ein, bei Bedarf Umschulungen auch in unverkürzter Form durchzuführen.

Aber selbst wenn wir alle diese Potenziale im Inland noch besser nutzen, brauchen wir ergänzend auch qualifizierte Einwanderung.

Mit freundlichen Grüßen
Anette Kramme

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Anette Kramme
Anette Kramme
SPD