Wie wollen Sie den öffentlichen Dienst und das Berufsbeamtentum attraktiver machen?
Sehr geehrte Frau Lindholz,
das Berufsbeamtentum ist heute unattraktiver denn je, an folgenden Punkten wird dies u.a. deutlich:
- Gemäß BVerfG keine amtsangemessene Besoldung
- Niedrige Besoldung insbesondere für Fachkräfte und Führungskräfte
- 41-Stunden-Woche, obwohl diese 2006 lediglich als temporäre Maßnahme zur Haushaltskonsolidierung vorgesehen war
- kaum Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Laufbahnen
- häufiger werdendere Angriffe auf Beamte
- oftmals veraltete Dienstgebäude mit Renovierungs- und Sanierungsbedarf
Was wollen Sie unternehmen, um den öffentlichen Dienst und insbesondere das Berufsbeamtentum attraktiver zu machen? Mit freundlichen Grüßen

Sehr geehrter Herr D.,
vielen Dank für Ihre Frage zur Attraktivität des Berufsbeamtentums. Die von Ihnen genannten Punkte sind berechtigte Kritikpunkte, die wir und auch ich persönlich sehr ernst nehmen. Denn für mich ist klar: Die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes sind Stabilitätsanker unseres Staates.
Deshalb haben wir uns als Koalition vorgenommen, den öffentlichen Dienst attraktiver zu machen – durch eine Reform des öffentlichen Dienstrechts, einen Kulturwandel und moderne Führung. Wir öffnen die starren Einstiegs- und Qualifikationsvoraussetzungen für die Verwaltungslaufbahnen für andere Fachrichtungen und vereinfachen Laufbahnwechsel. Karrierewege und Vergütungsmodelle werden wir auf leistungsorientierte Komponenten, höhere Entscheidungsfreude und Beiträge zur Entbürokratisierung ausrichten, etwa durch Beurteilungskriterien wie „lösungsorientierte Vorgehensweise“ und „Ausschöpfung bestehender Beurteilungs- und Ermessensspielräume“. Dabei werden wir bei Führungspositionen behördenübergreifende oder verwaltungsexterne Erfahrungen stärker gewichten.
Wir sichern durch eine Fachkräfteoffensive die Qualität und Verlässlichkeit im öffentlichen Dienst. Dazu gehören für uns: mehr Frauen in Führungspositionen, flexiblere Arbeitszeitmodelle, bessere Möglichkeiten für Führen in Teilzeit und eine bessere Abbildung der Vielfalt unserer Gesellschaft in der öffentlichen Verwaltung.
Auch an das Thema Sicherheit müssen wir meiner Ansicht nach ran. Es gilt vor allem in den Berufsgruppen, die täglich für unsere Sicherheit sorgen, Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit zu ergreifen und sicherzustellen, dass Beamte in ihrer Arbeit bestmöglich unterstützt und geschützt werden. Angriffe auf Beamte sind inakzeptabel.
Ich bin mir bewusst, dass diese Maßnahmen Zeit und Ressourcen erfordern, aber wir sind bereit, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um den öffentlichen Dienst zukunftsfähig und attraktiv zu gestalten.
Mit freundlichen Grüßen
Andrea Lindholz MdB