Wie will die SPD die Generationsgerechtigkeit sowohl bei Klima als auch bei der Rente gewährleisten?
Das Problem des demografischen Wandels ist ähnlich wie die Klimakrise bereits seit langem absehbar und ähnlich wie die Klimakrise fehlt bislang offenbar der Mut innerhalb einer Legislatur daran etwas wirksam zu ändern. Wie wollen Sie sicherstellen, dass die boomerkratische Polyschuld nicht an die nächsten Generationen weitergegeben wird?
Konkret:
Können Sie garantieren, dass der Nachhaltigkeitsfaktor in der Rente wieder eingeführt wird? Wie können Sie das garantieren?
Streben Sie die Einführung einer INTRAgenerationalen anstatt INTERgeneratioaneln Umverteilung in der Rente an?
Wie wollen Sie Rahmenbedingungen schaffen, um die Situation in den USA zu nutzen um junge GründerInnen und Fachkräfte nach Deutschland zu locke um dadurch die Rentensituation zu entlasten?
Wann soll das Renteneintrittsalter dynamisch an die Lebenserwartung gekoppelt werden? Kann das noch für die Boomer auf Anreizbasis eingeführt werden?
Vielen Dank für Ihre Antwort und Ihren Einsatz!
Beste Grüße
Sehr geehrter Herr B.,
vielen Dank für Ihre ausführlichen Fragen zur Generationengerechtigkeit bei Klima und Rente.
Die Parallelen, die Sie zwischen der Klimakrise und dem demografischen Wandel sehen, kann ich sehr gut nachvollziehen. Im Kern handelt es sich in beiden Fällen um Herausforderungen, die eng mit der Gerechtigkeitsfrage verknüpft sind. Denn Klimaschutz, gute Arbeit und eine verlässliche Alterssicherung gehören zusammen. Wer heute verantwortungsvoll investiert – in eine bezahlbare Energiewende, in Innovationen, in Qualifizierung und in eine starke gesetzliche Rente – verhindert, dass Kosten und Risiken einseitig auf Jüngere abgewälzt werden. Deshalb verteidigen wir als SPD die gesetzliche Rente als Basis unseres Sozialstaats, stärken ihre Ergänzungen und setzen zugleich auf eine sozial gerechte Klimapolitik, die Wohlstand und Teilhabe sichert.
Für uns als SPD steht eine Kürzung der Rente – auch in finanziell schwierigen Zeiten wie diesen – nicht zur Debatte. In den Koalitionsverhandlungen mit der Union haben wir erreicht, dass das Rentenniveau bis 2031 bei 48 Prozent gesichert wird. Und weil wir wissen, dass die gesetzliche Rente allein nicht ausreicht, um den Lebensstandard zu sichern, werden wir ergänzend die Betriebsrente stärken. Ein Nichtanheben des Rentenniveaus hätte zur Folge, dass Menschen, die in Zukunft in Rente gehen, weniger bekommen. Um im Sinne der Generationengerechtigkeit zu handeln, muss die Rente auch über das Jahr 2031 hinaus stabil bleiben. Konkret bedeutet das: Wer Gerechtigkeit zwischen der jüngeren und der älteren Generation sicherstellen will, darf das Rentenniveau heute nicht zurückdrehen. Zusätzlich stärken wir unter anderem die Betriebsrente.
Eine automatische Kopplung des Rentenalters an die Lebenserwartung lehne ich ab. Menschen arbeiten unterschiedlich hart, haben unterschiedliche Gesundheitschancen und Lebenserwartungen – unsere Politik muss dies berücksichtigen. Wir setzen auf freiwillige Anreize und flexible Übergänge. Ein zentraler Baustein ist die Aktivrente: Ab dem 1. Januar 2026 können angestellte Seniorinnen und Senioren, die weiterarbeiten, bis zu 2.000 Euro monatlich steuerfrei hinzuverdienen. Das entlastet den Arbeitsmarkt und stützt die Sozialsysteme, ohne pauschal bei allen die Arbeitsdauer zu erhöhen.
Die gesetzliche Rente bleibt ein paritätisch finanzierter, solidarischer Generationenvertrag oder – um es in Ihren Worten zu fassen – eine intergenerationale Umverteilung. Gleichzeitig stärken wir intragenerationale Elemente, etwa durch gezielte Maßnahmen gegen Kinderarmut, Bildungsgerechtigkeit oder durch arbeitsrechtliche Reformen wie das Tariftreuegesetz.
Ich stimme Ihnen zu: Um die Rentenfinanzen nachhaltig zu stabilisieren, brauchen wir mehr qualifizierte Zuwanderung. In diesem Zusammenhang hat das Bundeskabinett im September auch das Standortförderungsgesetz beschlossen, wodurch zusätzliche Impulse für Privatinvestitionen gesetzt und neue Arbeitsplätze geschaffen werden sollen.
Ebenso gilt: Klimaschutz ist untrennbar mit sozialer Gerechtigkeit verbunden. Folglich müssen wir die ökologische Transformation so gestalten, dass gute Arbeit, soziale Absicherung und Bildung auch unter Klimabedingungen verlässlich bleiben – und die Stärksten in unserer Gesellschaft einen größeren Beitrag leisten. Gleichzeitig will ich, dass diejenigen mit wenig Geld mitreden und profitieren, statt nur die Lasten zu tragen. Deswegen ist es mir sehr wichtig, dass sich die Ziele und Maßgaben der Bundesregierung nach den Verpflichtungen des Pariser Abkommens richten. Deutschland hat sich zu diesen Zielen verpflichtet, und das Bundesverfassungsgericht hat dies noch einmal unterstrichen. Wir sind es den kommenden Generationen schuldig, Freiheiten zu erhalten und das Klima zu schützen.
Abschließend möchte ich Ihnen versichern, dass mir – als jemand, der als Erster in seiner Familie studieren durfte und als aktuell junger Abgeordneter des Deutschen Bundestages – soziale Gerechtigkeit als Querschnittsthema sehr wichtig ist. Entsprechend kämpfe ich dafür, dass die so dringenden Gerechtigkeitsfragen nicht hinten runterfallen.
Ich hoffe, ich konnte Ihre Fragen damit beantworten. Erneut vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
Adis Ahmetović, MdB

