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Zoe Mayer
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Stefan A. •

Wie ist Ihre Position zu ME/CFS und was werden Sie persönlich und Ihre Partei konkret unternehmen, um die sehr schlechte Versorgung bezüglich ME/CFS schnell und effektiv deutlich zu verbessern?

Am 19.01.2023 findet im Bundestag eine Debatte zu der körperlichen und schwerwiegenden Erkrankung ME/CFS statt. ME/CFS (G93.3) ist eine in Deutschland seit Jahrzehnten vergessene Erkrankung, obwohl sie häufig ist und stellt eine stille humanitäre Katastrophe in Deutschland dar. Dies muss nun dringend und schnell beendet werden. Das Leid durch die Erkrankung und das im Stich lassen durch den Staat der vielen betroffenen Staatsbürger ist sehr groß! Nach aktuellem internationalen wissenschaftlichen Forschungsstand ist ME/CFS eine schwere, komplexe, häufige, chronische neuroimmunologische Multisystemerkrankung (siehe WHO, CDC, NICE, EUROMENE, RKI, Bundesärztekammer, Charite Berlin, WD des Dt. Bundestages). Wie ist Ihre Position zu ME/CFS und was werden Sie persönlich und die Grünen konkret unternehmen, um die sehr schlechte Situation bei bisher nicht vorhandener Versorgung, kaum stattfindender Forschung und fehlender Anerkennung in Deutschland schnell und effektiv deutlich zu verbessern?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr A.,

Die mangelnde Forschung und Versorgung von Long-Covid/ME-CFS-Patient*innen ist ein großes Problem ist, das bei Bündnis 90/Die Grünen und auch innerhalb der Ampelkoalitionspartner*innen auch als solches erkannt wurde. Als eines von ganz wenigen Krankheitsbildern hat es daher auch explizit Eingang in den Koalitionsvertrag gefunden.

Um die Forschung zu intensivieren, sind Haushaltsmittel in Höhe von 16,5 Millionen Euro für dieses und nächstes Jahr vorgesehen. So wird mit der Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Rahmen einer klinischen Studie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin aktuell die Wirksamkeit von drei Gruppen von bereits bekannten Medikamenten für die Behandlung von Patient*innen mit Long-Covid und Chronischem Fatigue Syndrom erforscht. Dies ist sehr wichtig, um potenzielle Behandlungsmöglichkeiten auf verschiedene Wirkstoffe auszuweiten.

Das Medikament BC007 zur Behandlung von Autoimmunphänomen wurde in allerersten Heilversuchen an einigen wenigen Long-Covid-Patient*innen erfolgreich getestet. Es muss in der Anwendung aber noch besser erforscht werden. Hier gibt es bereits eine geplante Studie in Erlangen, die – sobald sie durchgeführt ist – hoffentlich ausreichend Daten zur Wirksamkeit des Medikaments bei Long-Covid-Patient*innen bringt, um die Zulassung zu beantragen.

Wir Grüne wollen gemeinsam mit den Ampel-Partner*innen auch die Versorgungssituation durch Spezialambulanzen verbessern. Damit mehr Menschen schneller eine Diagnose bekommen aufgrund derer sie adäquat behandelt werden können. Dazu wurde nun der Gemeinsame Bundesausschuss, der die inhaltlichen Vorgaben der gesundheitlichen Versorgung macht, per Gesetz beauftragt. Er soll bis Ende 2023 eine Richtlinie erarbeiten für die interdisziplinäre und standardisierte Diagnostik von Long-Covid und ähnliche Krankheitsbildern wie etwa ME/CFS. Gleichzeitig wird dadurch festgelegt, wie den Versicherten ein zeitnaher Zugang zu einem multimodalen Therapieangebot gesichert werden kann.

Zwischenzeitlich wird ein Informations- und Beratungsangebot geschaffen. An die Webseite longcovid-info.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung können sich Betroffene wenden und auch telefonisch Hilfestellung und Orientierung bei Fragen rund um die Themen Arztsuche, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten erhalten. Dies ist eine zeitlich begrenzte Initiative der Bundesregierung, um die derzeit offensichtlich bestehenden Lücken im Gesundheitssystem zu schließen, soweit dies der Politik möglich ist. Insgesamt muss die Informationsqualität innerhalb der Ärzt*innenschaft verbessert werden – das ist uns sehr bewusst. Hier sind die Kassenärztlichen Vereinigungen gefragt.

Mit freundlichen Grüßen

Zoe Mayer

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