Bitte um Transparenz zu diplomatischen Maßnahmen und Szenarioannahmen in Bezug auf einen möglichen Krieg mit Russland
Sehr geehrter Herr Gebhard,
mit Sorge habe ich jüngste Aussagen von Patrick Sensburg, dem Präsident des Deutschen Reservistenverbandes, über mögliche tägliche Verluste deutscher Soldatinnen und Soldaten im Ernstfall zur Kenntnis genommen (1.000 getötete oder verletzte pro Tag!).
Ich bitte um schriftliche Auskunft zu folgenden Punkten:
1. Auf welche Szenarien und Quellen stützen sich die genannten Verlustschätzungen?
2. Welche diplomatischen Maßnahmen werden derzeit priorisiert, um ein solches Szenario aktiv zu verhindern?
3. Warum wird in öffentlichen Aussagen selten betont, dass Kriegsvermeidung oberste Priorität besitzt und welche Mittel dazu ausgeschöpft werden?
4. Wie stellen Sie sicher, dass Sprache, die Menschen als „ersetzbar“ erscheinen lässt, öffentlich nicht normalisiert wird?
Vielen Dank für Ihre Rückmeldung.
Mit freundlichen Grüßen
Andreas S.
Sehr geehrter Herr S.,
gerne antworte ich Ihnen hierauf:
Zu 1)
Diese Frage müssten Sie bitte Herrn Sensburg stellen, da er die möglichen täglichen Verlustzahlen veröffentlicht hat.
Zu 2)
Diplomatie ist das Gebot der Stunde und hat nach wie vor den höchsten Stellenwert. Wie schwierig es ist, auf diplomatischem Weg etwas mit Russland zu erreichen, bekommen wir täglich vor Augen geführt. Auch Donald Trump ist daran bislang gescheitert. Ob es eine militärische Auseinandersetzung gibt, entscheidet einzig und allein der russische Präsident Putin. Die NATO ist eine Verteidigungsallianz und würde nur im Falle eines Angriffs auf NATO-Gebiet militärisch aktiv werden (müssen).
Zu 3)
Das erklärt sich von selbst. Mit den Erfahrungen aus den Kriegen der Vergangenheit und einem Blick in die Ukraine wissen wir alle, dass jede Form militärischer Auseinandersetzungen vermieden werden muss. Wie in Frage 2 bereits beantwortet, ist eine militärische Auseinandersetzung das letzte Mittel, sollten alle diplomatischen Versuche scheitern und ein militärischer Schlag Russlands auf NATO-Gebiet erfolgen. Stellen Sie diese Frage bitte dem russischen Präsidenten.
Zu 4)
Indem ich mich selbst nicht an dieser Sprache beteilige. Auch diese Frage stellen Sie bitte dem russischen Präsidenten, der bereits seit über drei Jahren viele Menschenleben zu verantworten hat.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Wilhelm Gebhard

