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Wiebke Esdar
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Frage von Hans G. •

Frage an Wiebke Esdar von Hans G. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Esdar,

in einem Internetforum hat der Nutzer unter dem Namen hgeiss folgende Ausführungen zur Widerspruchslösung verfasst:

"..Bei Wahlen werden alle Stimmenthaltungen von den Regierungen als Zustimmung gewertet. Da diese Gaunerei so gut funktioniert, will man die „Widerspruchslösung“ nun auch dem Medizingewerbe zum Geschenk machen. Wer aus welchen Gründen auch immer zu Lebzeiten einer Organentnahme nicht widerspricht, wird für die Ausschlachtbank freigegeben. Damit will man die Organmetzgerei zum Normalzustand machen und stößt damit die Tür auf zu ungeahnten Verdienstmöglichkeiten für Ärzteschaft, Gerätehersteller und die pharmazeutische Industrie..." https://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/10-Fakten-zum-Hirntod/Zum-Ausweiden-freigegeben/thread-6026884/

Können Sie dem Erklärungsinhalt dieses Textes oder den gewählten einzelnen Wörtern, Unwahrheit nachweisen oder zumindest relativieren? Wenn ja, wie?
Als promovierte Psychologin und Politikerin, was halten Sie von dem Verfasser dieses Textes, können Sie sich vorstellen - als überzeugte Verfechterin der Widerspruchslösung - mit Ihm einen Kaffee zu trinken und belanglos am Küchentresen zu plaudern oder haben Sie auch eine konkrete Botschaft im Zusammenhang mit der Widerspruchslösung für ihn?

Der poster sieht sich unter anderem auch als Mensch "enteignet"!

mfg

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr G.,

haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage zum Thema Organspende.

Der Verfasser des genannten Forenbeitrages bezeichnet die Widerspruchslösung als "Gaunerei", die Organspende an sich gar als "Ausschlachtbank" oder "Organmetzgerei". Ich würde mich für diese Wortwahl schämen. Warum? Weil die Aussagen diffamierend, völlig unpassend und irreführend sind. Die alarmierende Anzahl von Todesfällen einzig und allein aufgrund fehlender Organspenden in Deutschland sind erschreckend: Drei Menschen sterben jeden Tag in Deutschland, weil sie kein Spenderorgan bekommen. Für mich ist das Grund genug endlich zu handeln.

Ich möchte dem Verfasser und Ihnen gerne einen kürzlich auf Zeit-Online erschienenen Beitrag empfehlen. Christian Hugo, Generalsekretär der Deutschen Transplantationsgesellschaft, bezieht in dem Interview Stellung zu den Sorgen und Ängsten der Menschen bezogen auf die Organspende und klärt darin gleichzeitig - viel besser als ich es jemals könnte - manche Fehlurteile und falsche Behauptungen auf: https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2019-05/organspende-angst-spender-hirntod-transplantation

Zum Thema Widerspruchslösung möchte ich Sie auf meine aktuelle Antwort hier auf Abgeordnetenwatch.de verweisen, in der ich zu diesem Thema bereits ausführlich Stellung bezogen habe: https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/wiebke-esdar/question/2019-06-06/317680

Freundliche Grüße
Wiebke Esdar

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