Portrait von Ulrike Rodust
Ulrike Rodust
SPD
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Ulrike Rodust zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Meinhart K. •

Frage an Ulrike Rodust von Meinhart K. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

wieviel geld meinen Sie bleibt für deutschland nach einem mehrfachen finanziellen euro- aderlass noch übrig für bildung und forschung?

was hat das europarlament konkret erreicht für bildung und forschung in europa und seinen nationen?

welchen etat-anteil des eurohaushalts konnten Sie bzw das parlament durchsetzen für bildung und forschung?

was halten Sie und ihre parlamentskollegen von friedensforschung?

welchen stellenwert haben in den europäischen bildungszielen takt, gesittung, gemeinsinn und herzensbildung?

Portrait von Ulrike Rodust
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Koester,

vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich gerne beantworte.

Die von Ihnen angesprochenen finanziellen Belastungen durch die Eurorettung belasten in erster Linie den Bundeshaushalt. Der Haushaltsanteil für Bildung und Forschung im Bund wird jedoch entgegen Ihrer Befürchtung für 2012 um fast 10 Prozent steigen. Dies entspricht auch der Haltung von uns Sozialdemokraten. Haushaltskonsolidierung ist zwar wichtig, Kürzungen in Bildung und Forschung sind jedoch Kürzungen an unserer eigenen Zukunft.

Grundsätzlich ist die von Ihnen angesprochene Bildungspolitik Sache der Mitgliedsstaaten, in Deutschland gar Sache der Bundesländer. Trotzdem gibt es natürlich unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit. Dazu gehört die Lissabon-Strategie, welche für den Zeitraum von 2000 bis 2010 ausgelegt war, sowie die daran anschließende Strategie Europa 2020. Die Arbeitsmethode hierfür ist die Offene Methode der Koordinierung (OMK). Sie ist darauf ausgelegt, dass die Staaten voneinander lernen und sich bei freiwilliger Umsetzung der Empfehlungen best-practice-Modelle europaweit durchsetzen. Das macht Sinn, da es Herausforderungen gibt, die uns alle betreffen: Der demografische Wandel gehört dazu, aber auch die Förderung der Durchlässigkeit im Bildungssystem. Einige Länder sind hier schon weiter als andere und der aktive Austausch mit diesen ist lohnenswert.

Daneben gibt es noch viele Förderprogramme, welche die Bildungsstrategien begleiten. Dazu gehört bspw. das Erasmus-Programm zur Förderung der Studierendenmobilität oder das Grundtvig-Programm zur Förderung von Erwachsenenbildung. Auch der Europäische Qualifikationsrahmen ist eine Initiative, die auf europäischer Ebene Sinn macht.
Im Jahr 2011 sind 1,2 Mrd. Euro für die allgemeine und berufliche Bildung vorgesehen, das sind 4,4% mehr als im Vorjahr. Für den Zeitraum 2007 bis 2013 sind insgesamt ca. 7 Mrd. Euro für die Programme rund um das lebenslange Lernen vorgesehen.

Die von Ihnen angesprochenen Bildungsziele sind natürlich wünschenswert, so ist auch ein Ziel der Strategie 2020 "Förderung der Gerechtigkeit, des sozialen Zusammenhalts und des aktiven Bürgersinns". Die Bildungspolitik folgt hierbei jedoch grundsätzlich dem Subsidiaritätsprinzip. Gerade bei der Festlegung von Bildungszielen sollte hier auf kulturelle Unterschiede Rücksicht genommen werden.

Im Bereich von Forschung und Innovation strebt die EU einen Europäischen Forschungsraum an. Die Förderung von europäischen Forschungsprojekten geschieht auf Grundlage des sogenannten EU-Forschungsrahmenprogramms. Im Haushalt 2011 sind 8,6 Mrd. Euro für Forschung vorgesehen, das entspricht einer Steigerung von 14,1% verglichen mit 2010. Für die Periode von 2007 bis 2013 stehen für Forschungsaktivitäten aus dem EU-Haushalt 54 Mrd. Euro für die Gesamtlaufzeit zur Verfügung.
Derzeit laufen bereits die Beratungen für die Periode nach 2013. Das Europaparlament hatte für die Laufzeit 2014-2020 eine Erhöhung des Budgets für Forschung und Entwicklung auf 100 Mrd. Euro gefordert, und der nun von der EU-Kommission vorliegende Vorschlag beläuft sich auf 80 Mrd. Euro.

Auf diesen EU-Gemeinschaftstopf haben Teilnehmer aus allen Mitgliedstaaten gleichermaßen Anspruch, sofern sie die Kriterien mit ihrem Forschungsprojekt erfüllen. Nationale Förderprogramme bestehen natürlich parallel, und die Forschungsförderung durch den Bund ist im europäischen Vergleich sehr hoch.

Friedensforschung erachte ich für sehr sinnvoll. Die Hoffnung nach Beendigung des Kalten Kriegs eine Periode des Weltfriedens zu erreichen, hat sich leider nicht bestätigt. Konfliktforschung könnte helfen die Ursachen dafür zu ermitteln und sie frühzeitig zu verhindern.
Auch im 7. EU-Forschungsrahmenprogramm gibt es einen Bereich zum Thema Sicherheit, von dem auch die Friedens- und Konfliktforschung berührt wird. Leider ist das vorgesehene EU-Forschungsbudget für Geisteswissenschaftler nur gering und immer wieder von der Streichung bedroht. Wir Sozialdemokraten setzen uns aber für die Beibehaltung des Forschungsbudgets für die Geisteswissenschaften ein.

Mit freundlichen Grüßen,

Ulrike Rodust