Wolfram Weimer spricht davon dass der Korridor des Sagbaren wieder erweitert werden muss. Kann man damit rechnen, dass die Regierung Bayern und Hessen dazu auffordert ihre Sprachverbote abzuschaffen?

Sehr geehrter Herr. M.
meines Erachtens gibt es weder in Bayern noch in Hessen noch andernorts in Deutschland ein Sprachverbot. Sie stellen vermutlich darauf ab, dass in den beiden genannten Bundesländern die öffentliche Verwaltung gefordert ist, in behördlichen Schriftsätzen die Regeln des Rates der Deutschen Rechtschreibung anzuwenden. Das erachte ich mit Blick auf die richtige Verwendung der deutschen Sprache sowie die Vorbildfunktion bzw. die Verständlichkeit staatlicher Institutionen als richtig und notwendig. Das bedeutet aber nicht, dass es beispielsweise im Sprachgebrauch verboten wäre, zu gendern oder sonst etwas zu sagen. Das kann jeder individuell entscheiden, was unserer freiheitlichen Gesellschaftsordnung entspricht. Umgekehrt ist es in meinen Augen aber falsch, wenn es Fälle gibt, wo fehlendes Gendern an einzelnen Lehrstühlen zu Punktabzug und schlechteren Noten führt, obwohl die damit verbundenen Vorgaben in keiner Weise den festgelegten Regeln des deutschen Sprachgebrauchs entsprechen. Insofern kann ich die Haltung einzelner Landesregierungen sehr gut nachvollziehen. Dass die Bundesregierung auch über solche Themen im Austausch mit den Ländern steht, versteht sich.
Unabhängig davon sind die Aussagen von Wolfram Weimer zu sehen. Er fordert, dass wir Sprachräume weiten, unbequeme Debatten führen, auch schwierige Argumente austauschen und damit das Wesen der Demokratie sichtbar machen. Heute erleben wir vielfach, dass es bei bestimmten Themen sofort einen Aufschrei gibt, wenn man nicht der Mainstream-Meinung folgt. Echte Debatten werden unterbunden und viele Menschen haben das Gefühl, dass die eigene Meinung nicht frei geäußert werden könne.
Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Frei