Takis Mehmet Ali (282)
Takis Mehmet Ali
SPD
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Frage von Edgar F. •

Warum sind Ihrer Meinung nach Klimaprognosen für die nächsten Jahrzehnte korrekt, während Konjunkturprognosen für die nächsten Jahre aufgrund aktueller Ereignisse ständig revidiert werden müssen?

Der Chefökonom des Handelsblatts, Dr. Bert Rürup, schreibt in seinem aktuellen Newsletter:

„Nun basieren Konjunkturprognosen auf der Analyse von Daten der Vergangenheit und den daraus abgeleiteten Aussagen für die Zukunft. Doch für einen Krieg in Europa und für einen harten Energiepreisschock gibt es faktisch keine vergangenheitsbezogenen Daten.
Gleichzeitig gelten bewährte Vergangenheits-Zukunfts-Symmetrien und Verhaltensmuster nicht mehr. Es gibt daher kein Modell, das die möglichen Folgen der aktuellen Situation annäherungsweise abbilden kann.
Und so wäre es eigentlich redlich, wenn Wirtschaftsforscher eine Spanne für ihre Prognose nennen würden. Das Problem angesichts der sehr hohen Unsicherheit: Niemandem nutzt eine Aussage, dass die deutsche Wirtschaft dieses Jahr mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit zwischen 0,5 und vier Prozent wachsen dürfte.“

Die Wortteile „Konjunktur“ und „Wirtschaft“ kann man durch „Klima“ und den Satzteil „Krieg in Europa“ durch „CO2-Anstieg“ ersetzen.

Takis Mehmet Ali (282)
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr F.,

vielen Dank für ihre Frage.

Ich gehe davon aus, dass wie bei den ökonomischen Prognosen auch die ökologischen Prognosen niemals 1:1 zutreffen werden. Diesen Anspruch müssen und sollen diese Prognosen auch nicht haben. Vielmehr geht es darum, einen ungefähren Einblick in die Veränderung unseres Klimas zu geben.

Das Ziel der Bundesregierung muss sein – und ist es auch -, dass die durch Klimaforscherinnen und Klimaforscher getroffenen Prognosen nicht eintreten. Eine Erwärmung um mehr als 1,5*C darf nicht passieren und wir müssen hier mit allen Mitteln darum kämpfen, dieses Ziel einzuhalten.

Dennoch möchte ich noch auf zwei Dinge hinweisen. Auf der einen Seite möchte ich ergänzen, dass auch ökologische Prognosen ständig korrigiert werden. Dies ist abhängig vom Verhalten der Staaten (bspw. Einsparung von Emissionen), Krisen (Kriege, Pandemien) sowie dem Verhalten der einzelnen Menschen. Je mehr Emissionen vermieden werden, desto besser werden die Prognosen. Der aktuelle Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine führt, neben schlimmen menschlichem Leid, auch zu einer erhöhten Produktion von Emissionen. Entsprechend schlechter werden die Prognosen für unser Klima. Auf der anderen Seite fallen Korrekturen in Klimaprognosen aufgrund der langen Zeitperioden weniger auf. Ökonomische Prognosen werden häufig für das kommende Jahr getroffen und groß präsentiert. Wenn es nun aufgrund eines Krieges oder einer Pandemie zu einer Veränderung der normalen Konjunktur kommt, dann müssen Prognosen – auch kurzfristig - korrigiert werden.

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