Das Foto zeigt eine Portraitaufnahme von Tabea Rößner vom Juni 2021.
Tabea Rößner
Bündnis 90/Die Grünen
93 %
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Frage von Peter W. •

Frage an Tabea Rößner von Peter W. bezüglich Gesundheit

Liebe Frau Rößner,

werden Sie und die Grünen sich dafür einsetzen, dass es nicht zu dieser - wissenschaftlich höchst umstrittenen - Impfpflicht kommt?

Warum umstritten? Weil sie absolut unverhältnismäßig ist. Kennen Sie die offiziellen Masern-Erkrankungszahlen des RKI? Sie können sich selbst ein Bild (auch für spezielle Regionen) davon machen, indem Sie die Datenbank des RKI befragen (Google-Suche nach "SurvStat@RKI 2.0" genügt). Alternativ können Sie sich die Zahlen auch hier direkt ansehen: http://impf-info.de/images/Med/Impfpflicht/Masern%20D%20nach%20KW.png . Diesen Zahlen ist auch zu entnehmen, dass die Zahl der Erkrankungsfälle eben nicht steigt. Wussten Sie das?

Wäre es Ihrer Ansicht nach nicht sinnvoller, zunächst einmal wirklich alle Alternativen - und die gibt es laut Experten zuhauf - auszuschöpfen, bevor man mit Kanonen auf Spatzen schießt? (siehe https://www.impf-info.de/die-impfentscheidung/die-diskussion-%C3%BCber-die-impfpflicht/285-stellungnahme-zum-masernschutzgesetz-offener-brief-an-jens-spahn.html , Abschnitt C, Alternativen)

Ich möchte Sie fragen, ob Sie und Ihre Fraktion bereit wären, die vielen Fragezeichen im Rahmen einer großen Anfrage an die Regierung weiterzuleiten, ehe Sie diesem Gesetz zustimmen? Ich denke, viele Wähler würden es Ihnen danken...

Alles Gute und liebe Grüße!
P. W.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Lieber Herr Wunder,

haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage zum Thema Masern-Impfpflicht.

Mit meinen eigenen Kindern habe ich die Erfahrung gemacht, dass Kinderärzte beim Thema Impfen sehr unterschiedlich agieren. So bekam ich statt echter Aufklärung über die Impfung und ihre Risiken von einem Kinderarzt Werbeprospekte der Pharmaindustrie in die Hände gedrückt. Und auch die Frage, welche Relevanz familiäre Erkrankungen hätten, blieb unbeantwortet.

Mit 97% ist die Impfquote bei Kindern bei der ersten Masern-Impfung sehr hoch. Bei der zweiten sind es noch etwa 93%. Und bei Erwachsenen zwischen 30 und 50 Jahren sinkt die Quote unter 50%. Es zeigen sich in Deutschland sowohl bei einzelnen Bevölkerungsgruppen als auch in manchen Regionen erhebliche Impflücken, wo die Impfquote also nicht hoch genug ist, um einen sicheren Schutz der Menschen vor Masern zu gewährleisten. Aber gerade hier, zur Impflücke bei Erwachsenen, hat Spahn mit seinem Gesetzesentwurf kein Konzept vorgelegt.

Vor einem gesetzgeberischen Schnellschuss sollten aber erst zentrale Fragen beantwortet werden, nämlich wie es zu den unterschiedlichen Quoten der Masernimpfung kommt. Ob es daran liegt, dass Kinderärzte in der Region fehlen oder das Gesundheitsamt unterfinanziert ist. Weshalb die Impfquote bei Erwachsenen teilweise so niedrig ist und warum Eltern nicht von Kinderärzten mitgeimpft werden, wenn sie ihren Nachwuchs zu den U-Untersuchungen in die Praxis bringen. Die betriebliche Gesundheitsvorsorge sollte genau so betrachtet werden wie die Häufung bei religiösen oder weltanschaulichen Bevölkerungsgruppen, die dem Impfen kritisch gegenüberstehen. Und wichtig wäre mir vor allem, wie die Aufklärung verbessert werden kann. Wenn wir einen optimalen Impfschutz haben wollen, müssen wir also endlich dort ansetzen, wo die Probleme liegen, und nicht bei dem, was sich am einfachsten anhört.

Gegen eine Pflicht zur Impfung gibt es gute Gründe. Das Robert-Koch-Institut (RKI) wie auch die Ständige Impfkommission (STIKO) warnen vor möglicherweise sogar negativen Effekten. Auch die Ethikkommission hat kürzlich ihre Bedenken geäußert. Denn eine Masern-Impfpflicht hört sich zunächst einfach an, wenn es nicht Menschen gäbe, die wegen einer Erkrankung, Vorprägungen oder aufgrund ihres Alters nicht geimpft werden dürfen, für die es also Ausnahmen geben müsste. Zudem gibt es keine isolierte Masern-Impfung, sondern nur in Kombinationsimpfstoffen. Außerdem könnten die anderen von der STIKO im Kindesalter empfohlenen Impfungen gegenüber einer Masern-Impfpflicht an Wichtigkeit verlieren. Argumente, denen man sich stellen muss, bevor man eine Pflicht fordert.

Daher rege ich eine Kleine Anfrage zu diesem Thema gerne an. Da ich selbst andere Themenschwerpunkte habe, werde ich dies an die Fachabgeordneten weitergeben.

Herzliche Grüße
Tabea Rößner

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