Das Foto zeigt eine Portraitaufnahme von Tabea Rößner vom Juni 2021.
Tabea Rößner
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Anneke S. •

Sie lehnten die Impfpflicht gegen SARS-CoV-2 ab. Was werden Sie tun, um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern? Wie werden Sie vulnerable Mitmenschen schützen, alte, immungeschwächte?

Das Foto zeigt eine Portraitaufnahme von Tabea Rößner vom Juni 2021.
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau S.,

die Entscheidung gegen eine Impfpflicht ist mir alles andere als leicht gefallen. Schon seitdem die ersten Debatten aufkamen, habe ich mit mir selbst gerungen, welche Entscheidung mit meinem Gewissen zu vereinbaren ist. Ich bin für eine Impfung, doch mit einer Pflicht tue ich mich schwer.

Denn diese wäre ein gravierender Grundrechtseingriff. Und der muss entsprechend gerechtfertigt sein. Das heißt aber auch, dass zuvor alle milderen Maßnahmen zu ergreifen sind. Die Pflicht des Maskentragens, des Abstandhaltens usw. sind jedoch nicht mehr gegeben. Es bleibt den Menschen schwer zu vermitteln, warum dann eine Impfung verpflichtend sein soll.

Zudem wissen wir aktuell noch nicht, wie sich das Virus weiterentwickeln wird. Es gibt viele mögliche Szenarien. Aber es sind lediglich Szenarien – Gewissheit haben wir keine. Und genau aufgrund dieser Ungewissheit halte ich eine Impfpflicht für nicht verhältnismäßig. Natürlich könnten wir quasi auf Vorrat impfen, doch die bisherigen Impfstoffe sind nicht dazu geeignet, das Virus auszurotten. Selbst geimpfte Personen bleiben auch weiterhin ansteckend, wenn auch möglicherweise in geringerem Maße. Aber das bedeutet auch, dass vulnerable Gruppen, die sich nicht impfen lassen können, mit einer Impfpflicht nicht gleich auch besser geschützt werden können. Auch wissen wir nicht, wie gut die aktuellen Impfstoffe bei neuen Virusvarianten wirken.

Gleichwohl das Thema oft klein geredet wird, sind auch mögliche Nebenwirkungen nicht vollständig untersucht und werden nicht vollumfänglich erfasst. Zwischenergebnisse einer Studie der Berliner Charité deuteten z.B. an, dass es eine mögliche und auch sehr deutliche Untererfassung von Impfnebenwirkungen geben könnte. Wenn wir das nicht ernst nehmen und die Menschen mit entsprechenden Ängsten nicht durch Aufklärung abholen, wird auch eine Impflicht nicht zu einer höheren Impfquote führen. So konnte ebendiese in Österreich durch die – mittlerweile wieder ausgesetzte – Impfpflicht lediglich um deutlich weniger als 1 Prozent gesteigert werden.

Insgesamt konnte ich deshalb einer Impfpflicht nicht zustimmen.

Herzliche Grüße

Tabea Rößner

 

 

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