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Frage von Bernd-J. S. •

Frage an Swen Schulz von Bernd-J. S. bezüglich Familie

Sehr geehrter Herr Schulz,

lt Spiegel-online vom 15.07.2012 hat die stellv. Bundesvorsitzende der SPD, Frau Manuela Schwesig beim Parteitag der bayerischen SPD in Amberg über das Kinderbetreuungsgeld gesagt:
"Das Betreuungsgeld ist frauenfeindlich, weil es eigentlich darauf zielt, dass einer - der Mann - viel Geld verdient und die Frau zu Hause bleibt." Und sie fügte hinzu: "Die Frauen sind nicht die Gebärmaschinen dieser Gesellschaft."

Lt. Bundesamt f. Statistik für 2011, Pkt. 1.5. beträgt die Geburtenrate ca. 1,4 Kinder je Frau (von 15 bis 49 Jahre).
Meine Fragen:
1. Ist der Begriff "Gebärmaschine" bei einer Geburtenrate von 1,4 Kinder je Frau noch sachlich?
2. Ist es richtig, dass die "Herdprämie" auch gezahlt wird, wenn der Vater am Herd bleibt?
3. Sind die Kinder der Altersgruppe von 0 bis 3 Jahre tatsächlich im allgemeinen in einer Krippe besser aufgehoben, als bei den Eltern? In welcher deutschen Krippe gibt es denn einen Betreuungsschlüssel von 1:2 bis 1:4? - Werden die Bedürfnisse der Kinder dieser Altersgruppe bei der derzeit geführten Diskussion überhaupt bedacht? (Z.B., wenn von Ihren Abgeordnetenkollegen ehemalige Schlecker-Kassiererinnen einfach für die Verwahrung der Babies als Krippenbetreuerinnen angedacht werden - oder wenn die OECD anmahnt, die arbeitsfähigen Frauen nicht vom Arbeitsmarkt abzuhalten!)
4. Sind auch Sie der Meinung, dass die Betreuung der Kleinstkinder (bis zum 3. Lebensjahr) durch einen Elternteil im allgemeinen gesellschaftlich wertvoller ist, als die gemeinsame Berufstätigkeit beider Eltern?
5. Kennen Sie die Arbeiten von Dr. Rainer Böhm (Sozialpädiatisches Zentrum in Bethel) zur Problematik der Betreuung von Kindern unter 3 Jahren in Krippen?

Für Ihre Antworten danke im voraus.
Mit freundlichen Grüßen
B. Schirmer

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Schirmer,

vielen Dank für Ihre Fragen, die ich gerne beantworte.

1. Frau Schwesig hat vollkommen Recht: Frauen sollten nicht auf die Funktion als Mutter reduziert werden.

2. Die Planungen für das Betreuungsgeld sehen das vor. Doch die gesellschaftliche Realität spricht ja in den weit überwiegenden Fällen eine klare Sprache: die Frauen bleiben zu Hause.

3. Die Variante mit den "Schlecker-Frauen" kam von Bundesministerin von der Leyen. Die SPD legt Wert darauf, dass in jedem Fall Erzieher/innen sehr gut ausgebildet werden. Natürlich sind Kinder nicht automatisch in Krippen "besser aufgehoben" als bei den Eltern. Die Krippen sollen und können die Eltern ja auch nicht ersetzen. Dabei geht es doch in dieser Diskussion gar nicht.
Allerdings gibt es sicher häufig Familien, die sich nicht optimal um die Kinder kümmern können oder wollen. Hier kann eine Krippe oder Kita die Familien unterstützen. Andererseits ist auch in vielen Krippen und Kindertagesstätten einiges zu verbessern.

4. Nein.

5. Nein. Ich kenne aber eine ganze Reihe anderer wissenschaftlicher Untersuchungen mit den unterschiedlichen Ergebnissen. Das ist in (fast) allen Bereichen der Bildung der Fall. Unbestritten ist, dass - wie oben angedeutet - für die Kinder fürsorgliche Eltern unersetzbar sind. Und dass "schlechte" Betreuung in Krippen natürlich Schaden verursacht. Aber Defizite in den Familien sind auch schädlich.

In aller Kürze habe ich versucht, Ihre Fragen zu beantworten. Allerdings scheint mir Ihre Fragestellung von einer falschen Ausgangsannahme auszugehen: Jedenfalls die SPD und ich persönlich stellen Familie und Krippe gar nicht gegeneinander. Alle Eltern sollen sich frei entscheiden können, ob sie ihr Kind in eine Krippe (oder zu einer Tagesmutter) geben. Mit dem Betreuungsgeld aber einen finanziellen Anreiz zu geben, das eine zu tun und das andere zu lassen, ist meiner Auffassung nach falsch. Die geplante Ausgestaltung des. Betreuungsgeldes ist im Übrigen auch noch unsozial: während etwa Empfänger/innen von ALG II nichts davon haben, erhalten Wohlhabende einen Zuschuss für Angestellte oder Au Pair-Lösungen.
Aber die Diskussion ist ja facettenreicher als eine solche Antwort es ausdrücken kann.

Weitere Positionen der SPD-Bundestagsfraktion zu diesem Thema können Sie beiliegendem Papier entnehmen.

Falls Sie weiteren Gesprächsbedarf haben, können Sie gerne zu einem persönlichen Gespräch in meine Bürgersprechstunde in meinem Bürgerbüro in der Bismarckstr. 61 in Spandau kommen. Einen Termin können Sie unter der Telefonnummer 030/ 36 75 70 90 vereinbaren.

Darüber hinaus erreichen Sie mich direkt unter

Swen Schulz, MdB
Deutscher Bundestag
Platz der Republik 1
11011 Berlin
oder per E-Mail unter
swen.schulz@bundestag.de

Mit den besten Grüßen

Swen Schulz, MdB