Warum sollen junge Menschen ein Jahr ihres Lebens dem Staat geben, während dieser an den jungen Spart?
Sehr geehrter Herr Roloff,das Kabinett hat beschlossen, junge Menschen wieder für ein Jahr in die Pflicht zu nehmen, nimmt sich selbst (der Staat) dabei jedoch heraus.Warum sollen junge Menschen – vor allem wieder junge Männer – dem Staat ein Jahr ihres Lebens geben, während Staat und Länder seit Jahrzehnten an ihnen sparen? Beispiele gibt es viele: im Bereich Bildung, neuerdings Kultur, der ÖPNV ist vielerorts ein Witz, wir wissen seit den 90er-Jahren, dass unsere Rentenkasse in Schieflage geraten ist und die Jungen sie ausbaden müssen – getan wurde aber kaum etwas. Hinzu kommt der Klimaschutz, den Union und SPD gerade abbauen wollen, die marode Infrastruktur und vieles mehr.
Ein prominentes Beispiel: die SPD-geführte Stadt München und die dortigen Mieten.Warum also sollen die Jungen dem Staat noch einmal ihre Zeit geben?Freundliche Grüße
Michael B.
Sehr geehrter Herr B.,
zunächst vielen Dank für Ihre Nachricht.
Die aktuelle internationale Lage macht deutlich, dass wir eine gut aufgestellte Bundeswehr als Teil einer europäischen Sicherheitsstrategie benötigen. Grundsätzlich unterstütze ich daher den nun im Kabinett beratenen Gesetzentwurf.
Der neue Entwurf sieht vor, dass alle 18-jährigen Männer (Frauen auf freiwilliger Basis) mittels eines Fragebogens zur Wehrerfassung kontaktiert werden. Ab 2027 folgt eine verpflichtende Musterung, um ein Lagebild zu gewinnen. Eine Rückkehr zur klassischen Wehrpflicht ist damit jedoch nicht verbunden. Diese bleibt ausdrücklich ausgeschlossen, außer der Bundestag würde sie im Ernstfall beschließen. Das Modell setzt im Kern auf Freiwilligkeit.
Was wir brauchen, ist eine professionelle Truppe mit guten Arbeitsbedingungen, moderner Ausstattung und klaren Karrierewegen. Junge Menschen gewinnt man nicht durch Zwang, sondern durch attraktive Angebote und echte Perspektiven.
Mir ist bewusst, dass die junge Generation bereits heute große Lasten trägt: steigende Mieten, die ungelöste Rentenfrage, der Investitionsstau bei Bildung, Kultur und Infrastruktur sowie die Herausforderungen des Klimawandels. Gerade deshalb sehe ich es als unsere Pflicht, junge Menschen nicht zusätzlich zu belasten, sondern sie zu entlasten und zu unterstützen.
Wenn wir wollen, dass sich junge Menschen engagieren, sei es bei der Bundeswehr, im sozialen Bereich oder im Ehrenamt, dann müssen wir ihnen Respekt, Anerkennung und vor allem faire Bedingungen bieten.
Mit freundlichen Grüßen
Sebastian Roloff