Portrait von Oliver Stirböck
Oliver Stirböck
FDP
0 %
/ 0 Fragen beantwortet
Frage von Klaus R. •

Frage an Oliver Stirböck von Klaus R. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Wie stellt sich die LT-Fraktion die Entwicklung der Digitalisierung als Hilfsmittel beim Unterricht an hessischen Schulen vor? ( Einsatz Landesmittel, Lehrer Aus-und Fortbildung, Beratung der Schulleitungen, Hardwareausstattung der Schüler, Kooperation mit Hochschulen, u.s.w. )?
Ich benötige diese Informationen für die Arbeit vor Ort.
Danke für Ihre Bemühungen.
Grüße K. R.

Portrait von Oliver Stirböck
Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr R.,

Wir Freie Demokraten sehen die Digitalisierung als Chance und möchten, dass sich die Schulen den Herausforderungen stellen können. Ein Hauptproblem ist, dass nicht einmal die Hälfte der Hessischen Schulen an das Glasfasernetz angebunden sind. In Hessen steht der Kultusminister mit beiden Füßen auf dem Bremspedal und lässt die Schulen in der Kreidezeit, obgleich er jetzt in seiner Funktion als KMK-Präsident andere Töne anschlägt. Wir setzen uns bereits seit zwei Jahren, dass zusätzlich zu erwartenden Mitteln aus dem Bund min. 50 Mio. EUR jährlich investiert werden sollten und haben daher schon mehrere Haushaltsanträge gestellt, die leider von der Koalition mehrfach abgelehnt wurden. Ziel war es mit diesen Mitteln, die jährlich ansteigen sollten. Wir planten damit die schnellstmögliche und vor allem engagierte Umsetzung des folgenden Maßnahmenpakets:
1. Ausstattung der Schulen mit Tablets für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte
2. Bereitstellung und Weiterentwicklung von digitalen Unterrichtsmedien
3. fachliche und didaktische Qualifizierung der Lehrkräfte
4. technische Betreuung der Infrastruktur
5. Weiterentwicklung des hessischen Bildungs- und Schulservers zur Bildungscloud und zur pädagogischen und organisatorischen Unterstützung der Lehrkräfte, der Schulleitung sowie der Schulaufsicht
6. Verstärkung der Ansprechpartner und Ausbau eines Netzwerkes zu Themen der Medienbildung und Jugendmedienschutz
Diese Maßnahmen halten wir nach wie vor für richtig und sinnvoll, denn unsere Schulen dürfen nicht von der Digitalisierung abgekoppelt werden. Dafür brauchen wir wlan, moderne Geräte aber auch zukunftsfähige (Lern-)Software. Aber neben der Bereitstellung der technischen Infrastruktur muss auch gewährleistet sein, dass diese aufrechtgehalten wird. Dies kann nicht eine Lehrkraft mal so eben nebenbei machen, sondern dafür benötigen die Schulen einen fachlichen und permanenten Support.

Aber vor allem wollen wir, dass für die beste Bildung der Schülerinnen und Schüler die Potentiale und Chancen der Digitalen Bildung genutzt werden, denn mit Hilfe und durch die Ergänzung oder Bereicherung des herkömmlichen Unterrichts können diese besser individuell gefördert werden. Digitale Bildung bedeutet für uns mehr als die Bedienfähigkeit von Smartphone und IPads. Sie bedeutet auch, dass Medienkompetenz und neue Lernmethoden vermittelt werden. Es geht nicht um ein entweder oder, sondern um die Weiterentwicklung und Unterstützung. Denn wir wissen, dass die Chancengerechtigkeit durch eine beste Bildung von Anfang an gefördert wird und wir wissen auch, dass neben der Lerninhalten auch Medienkompetenz vermittelt werden muss. Wir wollen, dass beides vermittelt wird. Gerade hierin steckt eine Herausforderung, denn der verantwortungsvolle Umgang ist nicht durch den Besitz oder die Nutzung von digitalen Endgeräten gegeben, sondern hier bedarf es der Vermittlung der Kompetenzen, von Rechten und Pflichten und klarer Rahmenbedingungen. Aber dafür müssen einerseits die Curricula und Bildungsstandards und andererseits die Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte verändert werden, denn diese müssen sich neben dem technischen know-how vor allem Lehr- und Lernmethoden aneignen können. Denn während Schülerinnen und Schüler bereits im digitalen Zeitalter leben, herrscht in der Schule noch Kreidezeit. Und dies obwohl bereits heute vielfältige Möglichkeiten bestehen, digitale Medien im Unterricht zu nutzen. Vor diesem Hintergrund ist der Einsatz digitaler Systeme nahezu in allen Altersstufen verantwortbar und soll dabei nicht bisherige Erfahrungen ersetzen. Ein solcher Einsatz soll ebenso wie die Verwendung von Büchern und Arbeitsblättern im Unterricht selbstverständlich und aufeinander abgestimmt sein. Kinder sollen entsprechend ihrer Entwicklung und unter Berücksichtigung der fachwissenschaftlichen Erkenntnisse an den Gebrauch von digitalen Geräten herangeführt werden, um einerseits den verantwortungsvollen Umgang zu lernen und andererseits die notwendigen Kompetenzen im Bereich der Medienbildung und -nutzung zu erwerben. Digitale Bildungsangebote und anwendungsorientierte E-Learning-Programme müssen fester Bestandteil der Lehrerbildung sein, so dass die Lehrkräfte im Umgang mit und zum Ein-satz von neuen digitalen Medien befähigt und darin unterstützt werden. Unabdingbare Voraussetzung ist die sachgerechte psychologisch-didaktische und fachdidaktische Aus- bzw. Weiterbildung der Lehrkräfte für den Einsatz digitaler Medien. Die Weiterführung der Reform der Lehrerbildung ist mehr als überfällig und hier muss in Zusammenarbeit mit den Hochschulen aber auch den Studienseminaren sichergestellt werden, dass die notwendigen Methodenkenntnisse und Inhalten vermittelt werden. Auch müssen die Fortbildungsangebote ausgebaut werden, denn die derzeitigen Angebote für Schulen und Lehrkräfte reichen bei weitem nicht aus, um den tatsächlichen Bedarf zu decken.
Ich bin der Überzeugung, dass ein Gesamtkonzept, welches diese Ansätze beinhaltet, die Digitale Bildung als Chance begreifen kann und die Bildungschancen der Schülerinnen und Schüler verbessern können. Dies zahlreiche Studien und Initiativen wie z.B. der Bertelsmannstiftung, Schule Digital oder auch der Themenschwerpunkt der Didacta belegen. Aber wir müssen auch sicherstellen, dass die Modelle und Projekte, die es bereits an verschiedenen hessischen Schulen fortgeführt und weiterentwickelt werden können. Eine Digitalisierung nach Gießkannenprinzip, welches das Engagement und den Erfolg dieser Schulen nicht berücksichtigt wäre kontraproduktiv und ist auch nicht im Sinne der Idee unserer Selbstständigen Schule.

Darüber hinaus besteht nach Ansicht der Freien Demokraten auch im Bereich der Verwaltung und Organisation und der Lernmittel ein deutlicher Handlungsbedarf, da einerseits sowohl die Erforschung und Entwicklung von digitalen Lerninhalten und -materialien sowie Bildungsapps gestärkt und andererseits neue Formen der Qualitätssicherung geschaffen werden müssen, um Transparenz und fortlaufend beste Qualität sicherzustellen. Es gilt zudem, Programme und Bildungsclouds zu entwickeln, um die digitale Vernetzung der Schulen zur Unterstützung von Bildungs- und Verwaltungsaufgaben zu ermöglichen.

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Oliver Stirböck
Oliver Stirböck
FDP