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Nils Schmid
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Frage von Richard R. •

Frage an Nils Schmid von Richard R. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Schmid,

Ärzte und Ärztekammer in einigen Landesteilen der Türkei berichten von überfüllten Intensivstationen und Opferzahlen, die weit über die amtlichen Angaben der Regierung in Ankara hinausgehen. Der Infektionsspezialist Mehmet Ceyhan sagte dem Fernsehsender Habertürk, in vielen Ländern liege die tatsächliche Zahl der Erkrankungen zehnmal höher als offiziell angegeben. In der Türkei aber liege sie wahrscheinlich zwanzigmal so hoch. Das Land müsse es schaffen, die Zahl der täglichen Neuinfektionen unter die Zahl der Genesenen zu drücken.
Als Folge steige die Zahl der Infektionen bei Hotelmitarbeitern in der Region an. In Antalya gebe es derzeit mehr Infektionen als zum Höhepunkt der ersten Krankheitswelle im März.
Auch die Ankunft russischer Touristen an türkischen Stränden seit Anfang August weckt Befürchtungen: Die Urlauber würden bei der Ankunft in der Türkei trotz eines offiziell verkündeten Hygienekonzeptes nicht auf Corona getestet, kritisierte Nursel Sahin, die Vorsitzende der Ärztekammer in der Ferienprovinz Antalya.
Hiervon ausgenommen sind die Provinzen Aydin, Izmir und Muğla in der Ägäisregion sowie die Provinz Antalya in der Mittelmeerregion unter der Voraussetzung der strikten Einhaltung des von der türkischen Regierung verfügten umfassenden Tourismus- und Hygienekonzepts.
Die Reisewarnungen für die Türkei lauten lt. Auswärtiges Amt:
...Dieses beinhaltet u.a. eine verpflichtende PCR-Testung für alle Reisenden in der Türkei innerhalb von 48 Stunden vor Rückreise nach Deutschland. Die Kosten müssen die Reisenden selbst tragen. Positiv Getestete müssen sich in der Türkei in Quarantäne bzw. in ärztliche Behandlung begeben.
Auch jenseits der vorgenannten vier Provinzen verlangt die Türkei von sämtlichen Personen, die aus der Türkei nach Deutschland zurückreisen, unabhängig vom Reiseweg ein negatives Testergebnis, eines nicht früher als 48 Stunden vor Ausreise aus der Türkei durchgeführten PCR-Tests, und wird dies bei der Ausreise aus der Türkei kontrollieren. https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/corona-hotspot-hochzeiten-in-der-tuerkei-wird-der-schoenste-tag-im-leben-zum-albtraum/26147374.html
Frage:
1. Warum werden die Ausnahmen für die Türkei in den angegebenen Ferienregionen, aufgrund der sehr hohen Coronafälle in der Türkei nicht zurück genommen ?
Bitte um Rückmeldung.
Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
Richard Rath

Nils Schmid MdB SPD
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Rath,

danke für Ihre Nachricht.

Ich teile Ihre Sorge, dass in der Türkei die amtlichen Covid-19-Zahlen und die tatsächliche Anzahl der Infektionen nicht übereinstimmen. Über diese Problematik wird auch regelmäßig in der Presse berichtet.

Das Auswärtige Amt warnt vor nicht notwendigen, touristischen Reisen in die Türkei. Seit dem 4. August gibt es allerdings eine Ausnahmeregelung für die Provinzen Aydin, Izmir und Muğla in der Ägäisregion sowie die Provinz Antalya in der Mittelmeerregion unter der Voraussetzung der strikten Einhaltung des von der türkischen Regierung verfügten umfassenden Tourismus- und Hygienekonzepts (https://www.auswaertiges-amt.de/de/ReiseUndSicherheit/tuerkeisicherheit/201962).

Allerdings wird die Türkei seit dem 15. Juni vom Robert-Koch-Institut vollständig als Risikogebiet eingestuft (https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Risikogebiete_neu.html). Deshalb gelten bezüglich der Rückreise nach Deutschland auch die gleichen Einreisebestimmungen, beispielsweise mit Blick auf die Quarantäne-Maßnahmen, wie für alle anderen Länder auf der RKI-Liste.

In der Praxis haben die Ausnahmen die Auswirkung, dass gebuchte Reisen in diese Regionen bei einer Stornierung nicht vollumfänglich vom Reiseveranstalter zurückerstattet werden. Es geht dabei allerdings nur um Reisen, die vor dem 15. Juni gebucht wurden. Deshalb ist am Ende der Urlaubssaison 2020 nicht davon auszugehen, dass noch viele Reisen davon betroffen sind.

Inwieweit das Hygienekonzept der zertifizierten Hotels und Ferienanlagen in den vier Regionen funktioniert, ist aus der Ferne schwer zu beurteilen. Mich erreichten bisher einige sehr positive Berichte. Diese Einzelfälle lassen aber natürlich keine Rückschlüsse auf die allgemeine Lage in der Türkei zu. Eine wirklich umfassende Einschätzung ist leider ohne regionalspezifische Zahlen und Statistiken von den Laboren und Krankenhäusern, die den Hotels zugeordnet sind, nicht möglich.

Es ist die Aufgabe des Robert-Koch-Instituts und der Bundesregierung, die Entwicklungen kontinuierlich zu verfolgen und zu bewerten. Die Ausnahmen für die Regionen können jederzeit wieder aufgehoben werden. Zum jetzigen Zeitpunkt hätte eine Rücknahme allerdings hauptsächlich symbolischen Charakter. Die Entscheidung, ob man eine Reise antritt und das damit verbundene Risiko eingehen möchte, muss jeder Bürger individuell für sich treffen. Durch einen verantwortlichen Umgang miteinander und die Einhaltung aller Vorsichtsmaßnahmen können wir alle dazu beitragen, dass sich die Infektionszahlen nicht weiter erhöhen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Nils Schmid, MdB

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