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Nicola Beer
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Frage von Edgar R. •

Frage an Nicola Beer von Edgar R. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrte Frau Beer,
das ist schön, wenn man einmal eine direkte Frage stellen kann, denn vielmals ist es schwer, zu den wesentlichsten Themen Fragen zu stellen.
Meine zwei brennendsten Fragen zum Friedensbeitrag: Wie können Sie sich in Gegenwart von unserer Generation, den negativen Politikwechsel gegenüber von Russland und China erklären? Und welche gegensteuernden Maßnahmen unternimmt Ihre Partei, z. B. im Bund, um eine brandgefährliche Konfliktsituation für die nahe Zukunft abzuwenden?

Diese Fragestellung beruht natürlich unter der Berücksichtigung von einigen bekannten Stolpersteinen innerhalb der Ost-Westbeziehungen.

Wenn man diese einmal nach Ost-West gegeneinander aufrechnet, findet man erstaunlicherweise mehr irritierende Fakten auf Seiten des Westens.

Begleitgedanken zu den Fragen an die Verantwortlichen:
Besonders die älteren, „kriegsnäheren“ Generationen wundern sich, warum man seit einigen Jahren einen solchen offensichtlichen Poli-tikwechsel durch die westliche Seite vollziehen konnte.
Ist es nicht so, dass wir aus der Geschichte diese Form von kurzsichtigen Argumenten vor vielen Kriegsausbrüchen kennen?
Ist es nicht so, dass Beziehungspflege mehr hilft, als Vorhaltungen, Aufrechnungen, Einmischungen, Druck und ständig neue Sanktionen?
Ist es nicht so, dass man zur wahren Konfliktlösung, Ehrlichkeit und Akzeptanz vorweisen muss, um gemeinsam von einem Ausgangspunkt starten zu können??
Warum haben die alten warnenden Sätze, wie z. B., „nie wieder Krieg“, ihre einstige Greifbarkeit verloren?
Wie gefährlich sind die ablenkenden Gesellschafts-Diskussionen?

In Hochachtung

E. Reinbold

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr R.,

 

vielen Dank für Ihre Frage. Es ist richtig, dass in den letzten Jahren ein Politik- und in manchen Teilen sogar Paradigmenwechsel gegenüber China und Russland stattgefunden hat. Diese Wechsel wurden aufgrund der zunehmend aggressiven Politik, insbesondere Russlands, notwendig, nachdem alle Ansätze, bilateral und in den internationalen Gremien durch Dialog und Verhandlungen im Rahmen der internationalen Ordnung auf der Basis des Völkerrechts bestehende Interessenkonflikte und Spannungen zu lösen, an Russlands Unwillen zu einer friedlichen und kooperativen Konfliktlösung gescheitert sind.

 

Hier ist zuerst natürlich der brutale, unprovozierte und völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine zu nennen, welcher auch ein unmittelbarer Angriff auf die europäischen Werte, auf unsere Freiheit und unsere Rechtsordnung ist. Darauf muss die EU, und muss auch Deutschland entschieden reagieren! Das beinhaltet neben der umfangreichen und nachhaltigen Unterstützung der Ukraine und ihrer Bevölkerung ganz klar auch stark spürbare und wirksame Sanktionen gegen den alleinigen Aggressor Russland, welche notwendigerweise auch das politische Klima erkalten lassen. Wir dürfen niemals vergessen, dass Russland alleine die Schuld an diesem furchtbaren Krieg trägt, der täglich unschuldige Menschenleben fordert. Dennoch lässt die Bundesregierung und auch die EU weiterhin diplomatische Gesprächskanäle geöffnet und versucht permanent politisch und diplomatisch auf Russland einzuwirken. Die Voraussetzung für eine politische Lösung ist jedoch die Bereitschaft Russlands, die völkerrechtswidrige Aggression unverzüglich zu beenden und die territoriale Unversehrtheit der Ukraine wieder herzustellen und zu respektieren.

 

Auch im Bezug auf China gehen die zunehmend schwierigen Beziehungen keineswegs von Europa aus. Das autoritäre System unter Xi Jinping unterdrückt nicht nur Minderheiten wie z.B. die Uighuren im eigenen Land. Gleichzeitig tritt es zunehmend aggressiv gegenüber seinen Nachbarn auf, insbesondere im Rahmen der konkurrierenden Gebietsansprüche im südchinesischen Meer, aber auch gegenüber Japan. Die massiven Drohungen, auch militärisch, gegen Taiwan geben Anlass zur Besorgnis. Auch die enge politische Verbundenheit von Xi zu Putin sowie im Rahmen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ruft uns deutlich in Erinnerung, dass wir China heute keineswegs nur als wichtigen Handelspartner sehen können, sondern dazu gezwungen sind, auch die systemischen Gegensätze zu erkennen und in unserer Politik zu berücksichtigen.

 

Natürlich ist es nichtsdestotrotz wichtig, dass wir diplomatische Kanäle- wo immer möglich - offenhalten und gute Beziehungen zu möglichst vielen Staaten pflegen. Die Bewahrung des Friedens, die Wiederherstellung einer europäischen Friedensordnung muss weiterhin unser Ziel sein. Aber die aktuelle Situation zeigt deutlich, dass der Wunsch „Nie wieder Krieg in Europa“, uns nicht blind machen darf für die bitteren Realitäten der Politik. Hier haben wir uns zu lange naiv weggeguckt, statt klar und glaubhaft rote Linien auf der Basis des Völker- und Menschenrechts zu ziehen; rote Linien deren klare Kommunikation ggf. einen Angriff hätte verhindern können. Gegenüber einem brutalen Aggressor darf es kein Zurückweichen geben. Wir müssen uns dafür einsetzen, eine internationale Gemeinschaft der Demokratien zu bilden, um autoritären Regimen nicht die geopolitische Vorherrschaft zu lassen. Dazu gehört auch, dass wir uns gemeinsam mit unseren Freunden und Partnern in EU und NATO befähigen, unsere Freiheit und Demokratie zu verteidigen.

 

 

Mit freundlichen Grüßen,

 

Ihre Nicola Beer