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Martina Stamm-Fibich
SPD
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Frage von Ralph W. •

Wieso bejahen Sie eine nicht angemessene Impfpflicht (keine langfristige Testzeit (1), Ex-JustizMinist Lamprecht: rechtlich nicht mgl) und es nicht um Solidarität geht (auch Geimpfte sind Spreader)?

Wenn ich hier erklären darf, damit wir nicht aneinander vorbeisprechen ( an die Red: kann leider etwas Meinungsäußerung nicht ganz vermeiden; ich weiß aber nicht, wie ich sonst sehr genau fragen kann) :

zu (1) Experten, die behaupten, es gäbe keine langfristigen Folgen bei den neuen Impfstoffsorten mRNA- und Vektorimpfstoffe, wissen anscheinend wenig von Risikokalkulation: bei komplexen Systemen kann man gar nicht alle unvorhergesehenen Ereignisse abschätzen. Nach Popper gibt es nur einen Weg: -langfristige- Validierung unter standardisierten Testbedingungen - was bei Corona langfristig nie stattgefunden hat. Auch bei altbewährten Impfstoffsorten (Novavax) sind Zweifel angebracht: Weltrekord für die bisher schnellste Entwicklung eines altbekannten Impfstoffes war 4 Jahre.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr. W.,

vielen Dank für Ihre Frage auf Abgeordnetenwatch.

Ich habe in der Abstimmung zur Einführung einer Corona-Impfpflicht am 7. April 2022 für den Antrag der Gruppe Baehrens und Andere gestimmt, der eine Impfpflicht ab 60 Jahren in Kombination mit einer verpflichtenden Impfberatung und einem Parlamentsvorbehalt vorgesehen hätte. Dieser Antrag hat im Parlament jedoch keine Mehrheit gefunden.

Ich möchte Ihnen dennoch kurz darlegen, weshalb ich dieser Initiative meine Stimme gegeben habe. Die Erfahrungen der letzten beiden Jahre hat deutlich gezeigt, dass wir es auch in diesem Winter mit großer Wahrscheinlichkeit mit einer erneuten Infektionswelle zu tun bekommen werden. Vor diesem Hintergrund halte ich es für dringend notwendig die entsprechenden Vorbereitungen zu treffen bevor es wieder zu spät ist. Niemand kann heute sichere Aussagen über die Krankheitslast zukünftiger Virus-Varianten treffen. Überwiegend wahrscheinlich ist jedoch, dass die aktuell erhältlichen Corona-Impfstoffe auch weiterhin vor schweren Krankheitsverläufen durch das Virus schützen. Nur wenn die Zahl der schweren Krankheitsverläufe entsprechend reduziert werden kann, wird es auch möglich sein die erneute Überlastung der Krankenhäuser im kommenden Winter zu verhindern. Dieses Ziel hätte durch den Antrag erreicht werden können.

Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass durch die Zulassungsprozesse für Arzneimittel die Risiken von mRNA-Impfstoffen in angemessener Weise eingeschätzt werden können. Es ist klar, dass bei der Anwendung von mRNA-Impfstoffen ein Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen besteht. Klar ist aber auch, dass wir mit einem Virus konfrontiert sind, dessen negative Auswirkungen im Falle einer Infektion die Risiken einer Impfung deutlich überwiegen. Die Evidenz, dass das tatsächlich so ist, wurde in verschiedenen mehrarmigen, randomisierten und kontrollierten klinischen Studien erbracht.

Sie sitzen in Ihren Ausführungen also einem Denkfehler auf, weil der Kontext nicht zur Sprache kommt. Würde ich Ihnen empfehlen sich zum Spaß mit einem mRNA-Impfstoff impfen zu lassen? Nein das würde ich nicht. Würde ich Ihnen empfehlen sich mit einem mRNA-impfstoff impfen zu lassen, weil er sie vor einer tödlichen Krankheit schützt. Ja, natürlich würde ich das tun, weshalb ich mich auch selbst impfen lassen habe. Vergessen Sie bitte nicht, dass auch das Virus in ein komplexes System eingreift und so wie es heute aussieht, ist dieser Eingriff schlimmer, als der Eingriff durch eine Impfung. 

Weiterhin habe ich dem Antrag zugestimmt, weil er eine Reihe von weiteren sinnvollen Maßnahmen enthielt. So bin ich für eine umfassende Aufklärung und die Einführung eines Impfregisters aus epidemiologischen und klinischen Gründen für notwendig. Es würde uns dabei helfen eigene Daten über Nebenwirkungen und Wirksamkeit von Impfstoffen zu generieren und könnte Informationen über Impflücken in der Gesellschaft liefern, die für eine bessere Aufklärung genutzt werden könnten.

Mit freundlichen Grüßen

Martina Stamm-Fibich, MdB

 

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