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Marie-Agnes Strack-Zimmermann
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Frage von Anja G. •

Frage an Marie-Agnes Strack-Zimmermann von Anja G. bezüglich Menschenrechte

Sehr geehrte Frau Strack-Zimmermann,

am 15.05.2020 haben 16 Mitglieder des Bundestages einen Appell an die MinisterpräsidentInnen der Länder gerichtet, die Wiedereröffnung der Bordelle nicht wieder zu genehmigen. Stattdessen fordern sie ein Sexkauf-Verbot nach dem Nordischen Modell.

Was bräuchten Sie noch an Informationen und Argumenten, um sich auch diesem mutigen und entschiedenem Schritt anzuschließen?

Das Nordische Modell besteht aus 5 Säulen und beinhaltet weit mehr als nur die Freierbestrafung:
• Säule 1: Unterstützung prostituierter Frauen (Ausstiegsprogramme)
• Säule 2: Aktive Eindämmung der Nachfrage nach Prostitution (Freierbestrafung)
• Säule 3: Einschränkung des Profits an Prostitution (Zuhälterei, Menschenhandel)
• Säule 4: Aufklärung über Prostitution (zur Bewusstseinsveränderung in der Gesellschaft)
• Säule 5: Prävention (Bewusstseinsbildung an Schulen)

Zu Ihrer Information finden Sie hier noch Informationen von Netzwerk Ella und Sisters zum Nordischen Modell
https://netzwerk-ella.de/index.php/2019/10/28/legalisierung-prostitutionsverbot-entkriminalisierung-nordisches-modell-wie-gesetzgeberisch-umgehen-mit-prostitution/
https://sisters-ev.de/wp-content/uploads/2020/04/Flyer-Faktencheck.pdf
und das „Konzept zur Implementierung von Elementen des Nordischen Modells auf kommunaler Ebene“ von Manuela Schon. https://abolition2014.blogspot.com/2020/01/konzept-zur-implementierung-von.html

Für Rückfragen und einen formellen oder informellen Austausch stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Arbeitskreis StopSexkauf des KOFRA,
Kommunikationszentrum für Frauen zur Arbeits- und Lebenssituation
& Anja Grünewald

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Antwort von
FDP

Sehr geehrte Frau G.,

haben Sie vielen Dank für Ihre Nachricht.

In der Sache stimme ich Ihnen allerdings nicht zu: Das Nordische Modell der Freierbestrafung würde dazu führen, dass Prostitution in der Illegalität stattfinden würde. Dann gäbe es für die Prostituierten keine Möglichkeiten, Schutz zu bekommen, während die Prostitution selbst kaum zurückgehen würde. Im Übrigen ist auch bezahlte Sexualität nicht grundsätzlich mit Gewalt gleichzusetzen, sodass das Modell an sich die sexuelle Selbstbestimmung einschränkt. Die allgemeine Kriminalisierung der Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen stellt für mich daher keine Lösung für das Problem des Menschenhandels dar.

Stattdessen braucht es mehr Beratungsangebote und Sozialarbeit auf diesem Gebiet. Es muss das Ziel sein, Prostituierte zu stärken. Eine effektive Verbesserung der Zustände braucht aber nicht mehr Verbotsgesetze. Wir Freie Demokraten sprechen uns daher nach wie vor für die Entkriminalisierung von freiwilliger Prostitution aus. Außerdem fordern wir die konsequente Ahnung von Gewalt gegen Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Marie-Agnes Strack-Zimmermann

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