MdEP Prof. Dr. Klaus Buchner
Klaus Buchner
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Frage von Beate B. •

Frage an Klaus Buchner von Beate B. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

S.g. Herr Buchner,

vieles wofür Ihre Partei steht, verstehe ich und kann ich nachvollziehen. Was ich nicht verstehe ist das Festschreibenwollen einer christlichen Werteorientiertheit oder habe ich Ihre Partei da missverstanden?

Nichts gegen Werte - im Gegenteil, aber müssen diese Werte konfessionell gebunden sein? Es gibt ethisch moralische Werte rundweg durch alle Kulturen - mal sinnvoll mal weniger sinnvoll manchmal sogar schädlich oder gefährlich. Warum christlich? ... wenn ich mich so erinnere so gab es vor kurzem erst noch sog. Teufelsaustreibungen und diese sind immer noch nicht von der kath. Kirche (eine christliche Kirche) verboten worden, sondern es gibt zu diesem Thema sogar "Spezialisten", die darin ausbilden. Etwas weiter zurück gehend, findet man ein Weltbild der christl. Kirche vor, wo man offensichtlich, wenn man zu neugierig war, aus dem Weltbild heraus- und hinunterfiel ... Andere Thesen wurden bekämpft.

Also warum unbedingt eine christl. Wertigkeit? .. warum dadurch die Institution Kirche unbedingt mit hineinbringen wollen?

Warum nicht einfach eine ethisch-moralische Wertigkeit anstreben, die man neu definiert und anders benennt als christlich? Dazu könnten dann auch christliche Werte gehören, müßten aber ebenfalls wie alle anderen Werte erst einmal auf den Prüfstand. Eine rein christliche Werte-Gesellschaft schließt m.E. zuviele Menschen aus, die gerade mit der Kirche so ihr Problem haben und Andersgläubige sowieso .. die stoßen sich alleine am Begriff christlich, weil dieser eben mit den Kirchen in Verbindung gebracht wird und dadurch schon Widerstand hervorruft. Ich finde das schade, denn warum nicht auch jene integrieren, die mit dem Christentum nichts anfangen können, aber sehr wohl hohe moralische Werte haben?

Mit freundlichen Grüßen,
B. Buheitel

MdEP Prof. Dr. Klaus Buchner
Antwort von
ÖDP

Sehr geehrter Herr Buheitel,

vielen Dank für Ihre Frage, die vielleicht manches Missverständnis ausräumen kann.

Wenn wir uns in der ödp an christlichen Werten orientieren, dann heißt das keinesfalls, dass wir alle vergangenen Taten und Aktionen aller christlichen Kirchen gut heißen. Wir wollen auch keineswegs irgendwelche "Andersgläubigen" vor den Kopf stoßen oder gar ausschließen. Denn die christlichen Werte sind nicht nur die Grundlage unserer Kultur, sie werden auch von praktisch allen anderen Kulturen anerkannt. Selbst Gandhi bezog sich ausdrücklich auf die Bergpredigt. So ist es nicht verwunderlich, dass es in der ödp viele Atheisten, Muslime, Buddhisten usw. gibt.

In der ödp wollen wir auf christliche Werte bauen und "nicht einfach eine ethisch-moralische Wertigkeit anstreben", wie Sie schreiben, weil es auch andere ethisch-moralische Wertvorstellungen gibt, die wir ablehnen, z.B. die des (politischen) Kommunismus, der eine sehr hohe Moral predigte, die aber nicht unseren Vorstellungen entspricht. Auch einigen völkischen Gruppierungen liegt eine ethisch-moralische Wertigkeit zugrunde, der wir nicht folgen wollen. Selbstverständlich könnte man alle Werte, die uns wichtig sind, neu formulieren und auflisten. Das wäre jedoch unnötig lang und würde dazu führen, dass niemand mehr unsere Programme liest.

Im übrigen vertreten wir nicht nur christliche Werte, sondern auch noch weitere Grundsätze. Ein zentraler Punkt in unserem Programm ist die Demokratie. Die christliche Theologie beschäftigt sich aber grundsätzlich nicht mit der Frage, welche Staatsform gut ist.

Ich hoffe, dass ich damit Ihre Bedenken zerstreuen konnte.

Mit freundlichen Grüßen
Klaus Buchner