Kerstin Griese MdB
Kerstin Griese
SPD
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Frage von Bernd B. •

Frage an Kerstin Griese von Bernd B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Griese,

ich bedanke mich vorab dafür, das sich meiner Fragen angenommen haben. Leider haben Sie mir die Frage nicht beantwortet, warum Frauen nicht dasselbe Recht bekommen, ein Pflichtjahr in irgendeiner Form geniessen zu dürfen. Auch wenn es nicht jede Frau träfe, aber wenigstens zu dem Prozentsatz, wie Männer eben teilweise gezwungen werden, einen Teil ihres Berufslebens u.U. gegen ihre Überzeugung dem Staat zu widmen. Wer Gleichberechtigung fordert, darf sich dieser Ungerechtigkeit, die sich auch nicht durch Gesetze legitimiert, nicht positiv gegenüberstellen. Ich sehe in der Politik durchaus den Willen, Müttern bzw. Vätern bei der Elternzeit die Möglichkeit zu geben, gerechter die "Last" der Kindererziehung zu tragen. Aber dies scheitert bei allen Bemühungen daran, das Frauen meiner Meinung nach eben die Berufe wählen, in denen von vornherein eine niedrigere Bezahlung üblich ist. Was kann/will die Politik unternehmen, um Mädchen und junge Frauen dazu zu bringen, in Berufe zu gehen, die mehr Geld versprechen ? In meiner beruflichen Umgebung höre ich von vielen jungen Männern Berufswünsche wie Ingenieur, Architekt ... , bei sehr vielen jungen Damen Friseurin, Verkäuferin ... . Wundersam, wenn man die Schulabschlüsse der Mädchen sieht, die auch statistisch besser sind, wie bei den Jungen. Und leider bekommt man in den Gesprächen mit jungen Müttern mitgeteilt, das es zu Hause doch schön sei, der Mann das Geld verdiene, das Kind alles sei. Weiterbildung wird in dieser Zeit i.d.R. auch nicht vorangetrieben. Was kann/soll der Staat dann noch bieten, damit sich Mütter in Deutschland dem Arbeitsmarkt schneller wieder nähern, ebenso wie es in vielen europäischen Ländern üblich ist ? In anderen Ländern sehe ich eine andere Einstellung der Mütter zu Beruf und Wiedereingliederung ins Berufsleben.

Ich danke Ihnen für Ihre Antwort.

Kerstin Griese MdB
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Bremer,

ein Pflichtjahr, wie es oft gefordert wird, lehne ich ab. Wie ich hier auf abgeordnetenwatch.de schon mehrfach geschrieben habe, trete ich für eine erhebliche Ausweitung von Freiwilligendiensten wie dem Freiwilligen Sozialen Jahr ein.

Es gibt viele Bemühungen, dass sich Mädchen verstärkt auch in Richtung "typischer Männerberufe" orientieren. Dies ist der erklärte Wille der Politik, aber auch der an die Zukunft denkenden Wirtschaft, die wegen des künftigen Fachkräftemangels auf gut ausgebildete Frauen angewiesen sind. Der mit großer Resonanz stattfindenden jährliche Girl´s Day - http://www.girls-day.de - zielt in diese Richtung.

Die Vereinbarkeit von Kind und Beruf ist eine Herausforderung, der sich die Politik erst mit der rot-grünen Bundesregierung gestellt hat. Andere Länder waren uns in dieser Frage weit voraus - und noch heute haben wir gegenüber unseren west- und nordeuropäischen Nachbarn deutlichen Nachholbedarf. Doch der Ausbau der Ganztagsschulen läuft, und wir haben eine massive Ausweitung der Kinderbetreuung auch für Unter-Dreijährige auf den Weg gebracht. Ab 2013 wird es einen Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz geben.

Jeder weiß, dass gerade in hochqualifizierten Berufen eine Babypause, die länger als ein Jahr dauert, ein erhebliches Problem bedeutet. Deswegen zielt unsere Politik darauf, bedarfsgerechte Kinderbetreuungsangebote sicherzustellen, um diese berufliche Sackgasse zu vermeiden. Gleichzeitig ermutigen wir beispielsweise mit dem Elterngeld auch Väter, sich mehr an der Erziehung ihrer Kinder zu beteiligen.

Mit freundlichen Grüßen

Kerstin Griese

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