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Katrin Göring-Eckardt
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Jörg N. •

Die fehlenden Rohstoffe für das Elektroauto werden das Autofahren so teuer machen, dass nur die obere Einkommenshälfte im eigenen Wagen unterwegs sein wird. Ist das Ihre Vision für die Zukunft?

Sehr geehrte Frau Göring-Eckardt, ein sozial frostiger Kommentar im Handelsblatt hat mich aufgeschreckt:"...Mercedes, BMW, Audi und Volkswagen sehen ihre Produkte nicht mehr für die Masse, dafür reichen in den nächsten Jahren schon die Rohstoffe nicht mehr. Für kleine und mittlere Einkommen wird das Elektroauto aber das, was es zu Beginn der Massenmobilisierung im letzten Jahrhundert schon war: ein schwer zu verwirklichender Traum. .. " https://amp2.handelsblatt.com/meinung/kommentar-sinkende-kaufpraemien-werden-die-e-revolution-nicht-aufhalten-doch-es-gibt-ein-problem/28560432.html Ihre Kollegin Baerbock meinte in dem Interview mit den Kinderreportern noch, dass arme Menschen unterstützt werden. Aber daraus wird ja jetzt nichts, wegen der fehlenden Rohstoffe. Wie sieht es mit dem Obristkonzept samt dem Import von eMethanol mit negativem Fußabdruck und 3,3 Liter/100 Km aus? https://www.youtube.com/watch?v=9IZHkoJRReY&t=2s

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr N.,

vielen Dank für Ihre Frage an Katrin Göring-Eckardt. Sie hat uns gebeten, Ihnen zu antworten.

Eine Studie des Öko-Instituts im Auftrag der Agora Verkehrswende zeigt: Die für E-Mobilität benötigten Rohstoffe sind auch bei einem schnellen Wachstum der Elektromobilität ausreichend vorhanden. Die weltweiten Vorkommen übersteigen den prognostizierten Bedarf deutlich. Temporäre Verknappungen oder Preissteigerungen für einzelne Rohstoffe – insbesondere für Lithium und Kobalt – sind zwar nicht auszuschließen - sie werden den Hochlauf der Elektromobilität aber nicht stoppen, sondern die Marktdurchdringung maximal etwas verzögern. Die ganze Studie finden Sie unter Publikation - Strategien für die nachhaltige Rohstoffversorgung der Elektromobilität - (agora-verkehrswende.de). Die wesentlichen Ergebnisse dieser Studie sind erst kürzlich durch eine neue Studie des Öko-Institutes bestätigt worden. Einzelheiten dazu lesen Sie unter Öko-Institut e.V.: Artikel (oeko.de)

Trotzdem sollten natürlich nur so viele Rohstoffe gefördert und genutzt werden, wie wirklich notwendig sind. Nur so können wir den Ressourcenverbrauch eindämmen. Deshalb sind uns Grünen im Bundestag besonders vier Punkte wichtig:

  1. Um den Primärrohstoffbedarf zu senken, brauchen wir Anreize für kleinere Fahrzeuge mit kleineren Akkus. Diese sind nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch günstiger. Dementsprechend wurde kürzlich auch der Umweltbonus so verändert, dass nur noch Autos bis zu einem bestimmten Kaufpreis förderfähig sind (und zwar mit Ausstattung und nicht nur orientiert am Grundpreis, wie das zuvor geregelt war).
  2. Zusätzlich zur Antriebswende brauchen wir eine Verkehrswende, die mehr Mobilität bei weniger Verkehr und mit weniger Fahrzeugen ermöglicht, denn dies reduziert den Primärrohstoffbedarf ebenfalls.
  3. Wir brauchen verbindliche Sammelquoten, damit möglichst alle Akkus ins Recycling gelangen. Außerdem brauchen wir separate Recyclingquoten für die Rohstoffe und eine Vorgabe, dass zurückgewonnene Materialien in neuen Produkten eingesetzt werden.
  4. Auch die Hersteller müssen ihren Anteil leisten, dass die Batterien einen langen Lebenszyklus haben, z.B. indem sie ihre Kunden über das richtige Ladeverhalten informieren.

Mit herzlichen Grüßen

Büro Katrin Göring-Eckardt

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