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Katrin Göring-Eckardt
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Frage von Stefen F. •

Frage an Katrin Göring-Eckardt von Stefen F. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Göring-Eckardt,

zu einer Frage von Herrn Trux (07.07.08) möchte ich noch einmal nachhaken.
Aus welchem eigenem beruflichen Potential schöpfen Sie, wenn Sie als stellvertretende Bundestags-Präsidentin zeitweise amtierende Chefin von Hochschul- und Universitätsabsolventen in dieser "Bundesbehörde Bundestagsverwaltung" sind.
War es Ihnen nicht möglich, zumindest eine gewerbliche Ausbildung durchzuführen und wenigstens ein Quentchen Erfahrung am Fliesband oder als Leiharbeiterin zu sammeln.

Wir sind etwa der gleiche Jahrgang.
Mir wurde vor rund 15 Jahren die Kandidatur für ein Wahlamt angeboten (Kommunal) und trotz entsprechender beruflicher Abschlüsse (Plural) und erster Berufserfahrung habe ich "Nein" gesagt, mit dem Hinweis mangelnder Qualifikation meinerseits.
Und ich halte die Entscheidung zum damaligen Zeitpunkt heute nach mehreren Jahren selbständiger Tätigkeit, für richtiger als damals.

Ich beziehe das Folgende nicht auf Sie persönlich ,sondern stelle generell fest:
Es ist manchmal schon Hanebüchen, was aus den Köpfen der Partei-Karrieristen herausquillt, welche Vorstellungen herrschen über das Leben ausserhalb der "Käseglocke" Berufs-Politik.
Ich denke dabei z.B. an die Leiharbeiter, die jetzt alle ihre Jobs verlieren und auf grund der >politisch von rot/gelb/grün/schwarz gewollten< niedrigen Löhne, sofort von den Sachbearbeitern des Arbeitsamtes ihre Wohnungen ausgemessen bekommen, weil sie direkt ergänzend Hartz4 beantragen müssen.
Oder an die Abwack-Prämie: "Der Umwelt zu liebe verschrotte ich meine Polo und kauf mir dafür einen Q7"
Oder die Öko-Steuer: "Die ist in erster Linie zur Senkung der Beiträge zur SV. und erst in zweiter Line zur Förderung Ökologisch sinnvoller Jobs." (Sinngemäss Hr. Trittin)
Man fasst sich an den Kopf.

Und vielleicht ist es tatsächlich notwendig vor der Übernahme irgendwelcher "Wahlämter" eine Berufserfahrung von mindestens 5 bis 6 Jahren zwingend vorzuschalten.

Mit freundlichen (aber doch leicht Politik verdrossenen)
Grüssen

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Flüß,

auf meine Motivation, mich politisch und gesellschaftlich zu engagieren bin ich ja bereits bei der von Ihnen angesprochen Antwort auf Herr Trux eingegangen. Warum Sie von einer Kandidatur für ein kommunales Wahlamt unter Hinweis auf "mangelnde Qualifikation" abgelassen haben, erschließt sich mir jedoch nicht. Bei einer solchen Argumentation ist es nicht weit bis zum Absprechen einer Qualifikation zum Wählen. Nicht umsonst sind aktives und passives Wahlrecht in der Regel zwei Seiten der gleichen Medaille. Ab welcher (formalen) Qualifikation ist es denn zulässig, sich politisch zu engagieren? Wie können wir denn - folgte man Ihrer Argumentation - junge Menschen dazu bewegen, zu wählen oder sich zur Wahl zu stellen? Dabei brauchen wir doch gerade sie, um frischen Wind in die ehren- und auch hauptberuflichen Parlamente zu bringen. Wäre es denn angemessen, zum Beispiel Schülerinnen und Schülern, die sich jahrelang in ihrer Schule für zum Beispiel Umweltschutz oder gesundes Schulessen eingesetzt haben, nach ihrer "Wahlmündigkeit" die Möglichkeit zu kandidieren abzusprechen? Ich halte das nicht für sinnvoll und kann alle Menschen, die sich für unsere Gesellschaft einbringen wollen, nur ermuntern. Was zählt, ist der Wille etwas zu bewegen und die Fähigkeit, die eigenen Positionen weiterzuentwickeln und zur Diskussion zu stellen. Eben das hat aber nichts mit formalen Abschlüssen zu tun.

Mit freundlichen Grüßen

Katrin Göring-Eckardt

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