Portrait von Jürgen Trittin
Jürgen Trittin
Bündnis 90/Die Grünen
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Jürgen Trittin zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Heike R. •

Frage an Jürgen Trittin von Heike R. bezüglich Lobbyismus & Transparenz

Sehr geehrter Herr Trittin,
ich lese heute:
Zitat: Die Staats- und Regierungschefs der sieben einflussreichsten Industrienationen (Großbritannien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan und USA) sollten sich in diesem Jahr eigentlich in Camp David, dem Landsitz der US-Regierung im Bundesstaat Maryland treffen.
quelle: https://www.bild.de/politik/ausland/politik-ausland/wegen-coronavirus-us-praesident-trump-sagt-g7-gipfel-ab-69505702.bild.html
Für mich ist unbestritten, dass Länder wie Russland, Indien und China wirtschaftlich einiges stärker sind als GB, Japan oder gar Italien, das größte Sorgenkind der EU, so meine Überzeugung.

Wie kann die Welt zusammenwachsen, wenn derart Veranstaltungen, ohne alle wirklichen "Globalplayer" fortgeführt werden?
Wer profiert von derart Treffen? In wessen Interesse liegen diese Treffen in der jetzigen Zusammensetzung?

Mit freundlichem Gruß
Heike Rogall

Portrait von Jürgen Trittin
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau R.,
vielen Dank für Ihre Frage. Die Folgen der globalen Corona-Krise erfordern mehr und nicht weniger internationale Kooperation. Dies gilt insbesondere in der Zusammenarbeit für die Ertüchtigung der Gesundheitssysteme in Ländern mit keiner oder nur schwacher Infrastruktur. Auch die G7 müssen sich den Folgen der von Corona ausgelösten globalen Rezession stellen – genau dafür wurden sie mal in ihrer derzeitigen Zusammensetzung gegründet. Und Sie haben Recht – noch 2006 standen die Länder der G7 noch für zwei Drittel des weltweiten Bruttosozialprodukts. Heute sind es weniger als die Hälfte. Trotzdem kommen den G7 bei der Lösung globaler Krisen eine besondere Verantwortung zu – aber allein werden sie nicht in der Lage sein, die Welt aus der Rezession zu führen.
Zu allem Übel hilft es in dieser Situation nicht, dass der US-amerikanische Präsident Donald Trump mit seinem Plan, den G7-Gipfel auf September zu verschieben und das Treffen dann um die Länder Indien, Russland, Australien und Südkorea zu erweitern, ganz bestimmte Ziele verfolgt. Er möchte aus den G7 eine Anti-China-Koalition machen. Ich stimme Ihnen in Ihrem Plädoyer für Multilateralismus zu – doch was Trump will, ist leider nur „America First“ in multilateraler Verkleidung. Trump will Europa, Indien und Australien für seinen Wirtschaftskrieg gegen China einspannen. Absurd nur, dass Trump Russland dabeihaben möchte, dem die USA gerade das Open-Skies-Abkommen und den INF-Vertrag gekündigt haben.
Mit dem Versuch, in dieser Situation einen neuen Club unter der Führung der USA zu gründen, will Donald Trump offenbar andere zu blinder Gefolgschaft bei einer neuen Spaltung der Welt bringen. Dem müssen Europa und Deutschland klar widersprechen.
Wer die Corona-Pandemie, die globale Rezession, die Klimakrise und globale Armut bekämpfen will, der muss gerade die kontinentalen Schwellenländer einbinden. Dafür ist eher das G20-Format der richtige Rahmen. Das hat sich zuletzt bei der Überwindung der Finanzkrise von 2009 gezeigt. Und wer nicht will, dass globale Organisationen wie die WHO von einzelnen Staaten dominiert werden, muss sich in ihnen engagieren, anstatt sich daraus zurückzuziehen.
Mit besten Grüßen

Ihr
Jürgen Trittin