Dieses Bild zeigt ein lächelndes Portrait-Foto von Frau Dr. Josefine Koebe.
Josefine Koebe
SPD
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Frage von Gerhard A. M. •

Die Kenntnisse zu politischen und wirtschaftlichen Themen sind bei Jugendlichen teilweise erschreckend gering. Auf welcher Basis sollen 16jährige ihre Wahlentscheidungen treffen?

Sehr geehrte Frau Koebe,
wir erleben wieder einen Wahlkampf der Floskeln und Worthülsen. Zahlen, Daten, Fakten? Fehlanzeige! Die Mechanik unserer Demokratie wird immer noch recht treffend durch den Satz „Es ist unfair, Politiker an ihren Wahlversprechen zu messen!“ (Franz Müntefering) beschrieben. Also schaut man sich das Vorher/Nachher an, um sich ein Bild von dem zu machen, was eine Partei faktisch gemacht hat. Das ist nicht einfach (bedenken Sie: Das Bundesgesetzblatt hat jedes Jahr im Dezember einen Umfang von rund 8.000 Seiten erreicht!), es erfordert Kenntnisse in Wirtschaft und Technik und Zeit.
Keine meiner vier Töchter hat in jungen Jahren jemals Zeit darauf verwendet, ich vermute, dass es bei der überwiegenden Mehrzahl der Jugendlichen genauso ist. Also eine Wahlentscheidung nach "Gefühl"? Oder weil das Kandidierende (?!) so nett ist? Ich habe Zweifel, dass das ein guter Weg ist.
Mit freundlichen Grüßen
G. M.

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Antwort von
SPD

Guten Abend Herr M.,

ich bedanke mich für Ihre Frage.

Ich bin tatsächlich eine Freundin von Zahlen, Daten und Fakten. Ein Blick auf die letzte Shell-Jugendstudie beispielsweise untermauert, dass Jugendliche durchschnittlich ein hohes politisches Interesse haben. Anekdotisch kann ich von meinen zahlreichen Begegnungen und Gesprächen bei meinen Hausbesuchen im Kreis Bergstraße, die ich als neue Kandidatin seit Mai diesen Jahres mache, um mich Wählerinnen und Wählern vorzustellen, berichten, dass sich viele Jugendliche aus meiner Wahrnehmung heraus deutlich mehr mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen als manch eingesessene Wähler oder Wählerin, die aus Gewohnheit schon immer sein oder ihr Kreuzchen an derselben Stelle auf dem Wahlzettel setzen. Gut so - denn sie sind ja noch viel länger von den Folgen politischer Entscheidungen betroffen.

Ein seltener angeführtes, aber nicht minder interessantes Argument für die Herabsenkung des Wahlalters hat mein ehemaliger Kollege aus dem DIW Berlin, Prof. Dr. Felix Weinhardt, vor einiger Zeit gegeben. Hier geht es zu seinem kurzen, gut lesbaren Kommentar.

Demokratieförderung fängt meiner festen Überzeugung nach (und das sage ich als jemand, der für frühkindliche Bildungsforschung brennt) schon in der Kita an (tolle Beispiele von Kita-Parlamenten!). Von der Kita über die Schule und am besten Kommune mit verbindlicher Mitbestimmung von Kinder und Jugendlichen könnten demokratische Entscheidungsfindungsprozesse von klein auf mitgegeben werden (z.B. durch Mitentscheidung bei der Auswahl von Spielgeräten für einen Spielplatz). Dazu gehört dann meines Erachtens als Konsequenz am Ende der langjährigen Konfrontation mit politischen Prozessen in Kita, Schule und in der Heimatstadt, dass Jugendlichen, die sich in der Schule im Alter von 16 Jahren besonders intensiv im Unterricht mit politischen Strukturen auseinandersetzen, auch ein Grundvertrauen entgegengebracht wird, dass sie die Verantwortung für unsere Gesellschaft aktiv mittragen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass eine solche Grundhaltung Jugendlichen gegenüber auch dazu führen könnte, dass ihr Interesse für Politik noch deutlich ansteigt.

Ich hoffe, Ihnen mit meiner Antwort ein paar weitere unterstützende Gedanken zusätzlich zu dem bekannten demographischen Argument - Jugendliche sind deutlich unterrepräsentiert im Vergleich zu einer Babyboomer-Generation -  für eine Herabsenkung des Wahlalters gebracht zu haben. 

Beste Grüße,

Josefine Koebe

 

 

 

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