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Jessica Tatti
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Frage von Matthias J. •

Soll das Monopoly-Spiel auf dem Wohnungsmarkt so weitergehen? Wenn nicht, was wollen Sie dagegen tun?

Sehr geehrte Frau Tatti,

Wo der Markt für Wohnungen und Baugrundstücke angespannt ist, orientiert sich der Preis am dicksten Geldbeutel. Anleger und Wohnungsverwertungsgesellschaften kommen systematisch jungen Familien zuvor, denn Mieter sind ertragreicher als Käufer, eine WG ertragreicher als eine Familie und den größten Reibach macht man mit Ferienwohnungen. Oder mit bis zum geht-nicht-mehr überbelegten Bruchbuden, die man zu überhöhten Preisen an Kommunen vermieten kann, die Notleidende unterbringen müssen. Baukindergeld, Wohngeld u.a. Zuschüsse sind nur Durchlaufposten. Letztlich werden damit die Preistreiber gemästet. Wir brauchen ein anderes Konzept! Selbst eine flächendeckende Einführung von Vorkaufsrechten für Kommunen und Bewohner könnte die entstandene Schieflage nicht rückgängig machen. Wir brauchen Rahmenbedingungen, die das privatwirtschaftliche Anhäufen von nicht dauerhaft selbst genutztem Wohnraum unattraktiv machen und die Eigentumsquote junger Familien fördern.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Junk,

nein, das „Monopoly-Spiel“ auf dem Wohnungsmarkt darf so nicht weitergehen.

Denn schließlich muss sich jeder eine Mietwohnung leisten können. Aktuell haben mehr als elf Millionen Menschen Schwierigkeiten ihre Miete zu bezahlen. Deshalb braucht es einen bundesweiten Mietendeckel, der die Mieten auf angespannten Wohnungsmärkten mindestens auf dem jetzigen Niveau für mehrere Jahre einfriert. Das verschafft den Mieterinnen und Mietern eine notwendige Atempause, in der Sozialwohnungen und preiswerte Wohnungen in massiver Anzahl neu gebaut werden müssen. Die öffentliche Hand muss diesen Neubau vorantreiben und vor allem wieder selbst deutlich mehr Wohnungen bauen, denn der Markt wird es eben nicht richten.

Private Investoren folgen ihrem Interesse nach Profit und nicht der sozialen Verantwortung. Das konservative und liberale Mantra „Bauen, bauen, bauen“ ist völlig ungenügend, denn es kommt entscheidend darauf an, welcher Wohnraum entsteht. Anstatt der großen Immobilienlobby die dicksten Mieteinnahmen zu bescheren, müssen kommunale und genossenschaftliche Wohnungsbaugesellschaften kräftig gefördert werden. Das Beispiel Wien zeigt, dass die Mieten damit deutlich niedriger sind als bei uns - und es in vorrangig öffentlicher Hand auch bleiben.

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