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Jan van Aken
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Frage von Katherina S. •

Frage an Jan van Aken von Katherina S. bezüglich Frauen

Sehr geehrter Herr von Aken,

ich möchte mich für Ihr Engagement gegen den Export von Waffen bedanken. Und Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihre Zukunkt außerhalb des Bundestages.
In meiner Frage möchte ich auf Ihre einer Frau Meyer gegebenen Anwort vom 06.10.2014 anknüpfen. Dabei geht es um Prostitution. Ein Thema indem ich nicht mit den Vorstellungen Hamburger Linke übereinstimme.
Bei der Frage ob Die Linke auf eine Gesellschaft ohne Prostitution hinwirken wolle, schrieben Sie, dass es bei einem Verbot der Prostitution zu dem erneuten Abrutschen ins Dunkelfeld kommen würde. Und Sie räumten ein, dass ""wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen auch", soziale Benachteiligung, Rassismus und patriarchale Herrschaftsstrukturen klar und deutlich durchschlagen."
Des Weiteren halten Sie eine Entstigmatisierung dieses Berufes für politisch erstrebenswert.
Neben den bekanntem Problem, dass ein Großteil armer Migrantinnen sich prostituiert, dass Zuhälter vor allem männlich sind, sehe weitere Probleme in diesem Kontext:

1.Was meinen Sie bedeutet es für Frauen in unserer Gesellschaft das Männer, wie in Hamburg, nicht weit müssen um sich sexuelle Dienste geheim und käuflich zu erwerben? Ist nicht die Existenz der Prostitution ein Manko in der Gleichberechtigung von Mann und Frau?

2.Meinen Sie nicht das Rassismus, soziale Benachteiligung und Patriachalismus insbesondere im Rahmen der Prostition zu tage treten?

3.Glauben Sie, dass sich der Durchschnitt der Prostituierten tatsächlich damit wohl fühlt Intimität zu verkaufen?

4.Was genau hindert die Linke daran das schwedische Modell zu befürworten?

Für mich ließt sich die Parteilinie so als wären Prostituierte eine Gruppe die wie Homosexuelle, Migranten, Behinderte die von sich aus schutzbedürftig sind. Da aber anderere Berufe gewählt werden können, sind Prostituierte nicht gleichermaßen benachteiligt.
Die Argumentationslinie ist außerdem eine ähnliche wie beim Thema Drogen. Legalisierung ermögliche staatlichen Schutz...

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Antwort von
DIE LINKE

Hallo Frau Schmidt,
vielen Dank für die Nachricht und Ihre Fragen.

Zu 1: Ja, ich finde die Existenz von Prostitution (Zumindest unter den jetzigen Bedingungen, wo „Freiwilligkeit“ immer den sozialen Zwängen unterworfen ist und damit fragwürdig bleibt) bedeutet ein Manko in der Gleichberechtigung von Mann und Frau. Sexualität sollte ebenso wie jede andere zwischenmenschliche Interaktion frei von wirtschaftlichen und erst recht von ausbeuterischen oder gewalttätigen Zwängen sein. Ich glaube nur nicht daran, dass ein Verbot zu weniger Prostitution, Ausbeutung oder Gewalt führen würde.
Aus der Diskussion in St.Georg weiß ich, dass durch die Einführung des Kontaktverbotes die Bedingungen für die Frauen und die Hilfeeinrichtungen sehr erschwert worden sind. Die Frauen sind den Freiern schutzloser ausgeliefert und müssen sich noch häufiger und teilweise zu schlechteren Preisen prostituieren um die Geldstrafen zu zahlen. An der Häufigkeit von Prostitution selbst hat sich auch nach Polizeiberichten nichts geändert.

Zu 2: Ja, genau das ist das Problem. Solange Frauen nicht die gleichen beruflichen Chancen haben, egal woher sie kommen, und solange sie im Aufenthaltsrecht schlechte Chancen haben, solange bleibt für manche Frauen nur die Prostitution um den Lebensunterhalt für sich und eventuell die Kinder zu verdienen. Das hat mit Freiwilligkeit sicher gar nichts zu tun, wird aber durch Verbote nur noch schwieriger.

Zu 3: Ich kann es mir zumindest nicht vorstellen. Und überall dort wo Abhängigkeiten, Zwang und Gewalt zu sexueller Ausbeutung führen, ist es sowieso ein Verbrechen.

Zu 4: Das Problem ist sexuelle Ausbeutung und Gewalt. Verbote führen nicht zu weniger Prostitution, auch in Schweden nicht- sondern dazu, dass sich die Frauen im Geheimen mit den Freiern treffen müssen. Sie sind diesen dann viel schutzloser ausgeliefert. Außerdem erleichtert ein Verbot die Arbeit von Zuhältern. Sie sind dann diejenigen, die die Frauen „schützen“ und die Arbeitsbedingungen in der Illegalität organisieren und dafür den Gewinn abschöpfen- das zwingt Frauen in immer stärkere Abhängigkeit und Ausbeutung.
Ja und genau wie beim Thema Drogen, bin ich mir sicher, dass eine Legalisierung staatlichen Schutz bedeutet.
Aber genauer kann ich das nicht beantworten, dazu kenne ich mich z.B. im schwedischen Modell nicht gut genug aus. Wenn Sie das noch besser beantwortet haben möchten, dann schreiben Sie doch bitte noch mal an unsere Frauenpolitische Sprecherin Conny Möhring!?

Beste Grüße
Jan van Aken